Das Immunsystem rüstet im Prüfungsstress zum Kampf

Eine Studie untersuchte die Auswirkungen von Prüfungsstress auf die Abwehrkräfte

Von Cornelia Scherpe
15. Dezember 2017

Wer die Lernphase für eine Prüfung beginnt und am Ende kurz vor ihrer Durchführung steht, kennt die Mischung aus Aufregung bis Panik und Zuversicht bis Kampfeslust. Nicht nur in der Psyche spiegelt sich der Prüfungsstress wieder, auch der Körper reagiert messbar darauf.

Studie zur Veränderung des Immunsystems während einer Prüfungszeit

Eine aktuelle Studie hat im Detail untersucht, wie das Immunsystem die einzelnen Phasen der Prüfungszeit erlebt. Die Forscher arbeiteten mit 20 gesunden Probanden zusammen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten sowohl eine Speichel- als auch eine Blutprobe abgaben.

  1. Der erste Test erfolgte acht Wochen vor einer Prüfung und damit vor der eigentlichen Lernphase.
  2. Eine zweite Messung wurde zehn Tage vor dem großen Ereignis durchgeführt.
  3. Am Tag der Prüfung wurde unmittelbar vor Beginn und direkt nach dem Ende gemessen.
  4. Eine abschließende Kontrolle erfolgte sieben Tage später.

Das Ergebnis

In Blut und Speichel wurden insgesamt 45 verschiedene Parameter untersucht.

Interessant war die Beobachtung, dass die Gesamtzahl der Zellen, die für das Immunsystem relevant sind, während der Prüfungsvorbereitung weniger wurden. Vor allem die Zahl der Monozyten und der NK-Zellen sank. Beide sind wichtig, um das Immunsystem frühzeitig auf einen Angriff durch Erreger zu aktivieren. Insgesamt sank also die Zahl der "einsatzbereiten" Abwehrkräfte.

Gleichzeitig stieg auf der anderen Seite jedoch die Anzahl nicht-ausgereifter Immunzellen. Mit einem Bild ausgedrückt: Die Zahl der Rekruten wurde erhöht, um sich für einen erwarteten Angriff in naher Zukunft vorzubereiten.

Evolutionsbedingte Reaktion

Aus Sicht der Evolution ist diese Reaktion des Körpers durchaus verständlich. Früher bedeutete anhaltender Stress vor allen Dingen, dass Krieg oder Seuchen tobten und folglich Verletzungen und Infektionen zu erwarten waren. Zwar hat eine heutige Prüfungsstressphase damit nichts mehr zu tun, doch der Körper bereitet sich wie früher darauf vor.