Die Faust war schuld - Gewalt prägt menschliche Gesichter

Von Christine Krusberski
12. Juni 2014

Im Laufe der Evolution hat der Mensch nicht nur mehr Intelligenz entwickelt, sondern auch seine Gesichtsform verändert. Doch wie kommt es zu den charakteristischen Gesichtszügen?

US-Forscher haben jetzt einen neuen Ansatz gefunden: Die Faust war schuld, Gewalt prägt menschliche Gesichter.

Robustere Gesichtspartien durch Faustkämpfe

Bisher galt die These, dass die Nahrungsaufnahme während der Entwicklungsgeschichte menschliche Gesichter geformt hat. Das Motto: Harte Nahrung gleich starker Kiefer. Doch jetzt präsentieren Forscher von der University of Utah in Salt Lake City ein völlig anderes Ergebnis.

Durch Faustkämpfe haben sich robustere Gesichtspartien herausgebildet. Die stabilen Strukturen sollen entstanden sein, um das Verletzungsrisiko kämpfender Männer zu minimieren. Die Gesichtspartien, die bei einem handfesten Gemenge besonders betroffen sind, wurden kräftiger. Insbesondere der Jochbogen ist bei den Herren der Schöpfung überaus stark ausgeprägt und reicht fast bis zum Ohr.

Da vor allem Männer in den Kampf getreten sind, erklärt das auch die Unterschiede zu den weicheren Gesichtszügen von Frauen. Doch selbst Affen können nicht mithalten und weisen schmalere Jochbögen auf als ihre menschlichen Männerkollegen.

Aufrechter Gang führte zu Gewalt

Die US-Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die robusten Gesichtsstrukturen entwickelten, als der Mensch aufrecht gehen lernte und seine Hände einsetzen konnte. Dadurch wurde die Faustwaffe freigesetzt und die Gewalt nahm ihren Lauf. Die Hand- und Gesichtsentwicklung erfolgte parallel, so die Forscher.

Die damaligen Vertreter der menschlichen Rasse stammten aus Afrika, lebten vor etwa drei Millionen Jahren und gelten als direkte Vorfahren.

Die Studienergebnisse sollen eine Diskussion über Gewalt in der menschlichen Entwicklungsgeschichte anstoßen. Das Bild des edlen Wilden, der eigentlich friedfertig war, bröckelt immer mehr. Die Studie spiegelt wider, dass schon die frühen Menschen ihre Kampfleistung stetig verbesserten.

Die Forscher wollen mit ihren Ergebnissen auf aggressive Tendenzen der Menschheit hinweisen und die Gesellschaft zu einer kritischen Selbstanalyse anregen.