Wärmer statt kälter: Ventilatoren wirken bei Senioren gegensätzlich

Menschen ab 60 verfügen über zu wenig Schweiß auf der Haut, um eine Kühlung durch Luftströme zu erzielen

Von Cornelia Scherpe
13. September 2016

Forscher aus den USA haben eine faszinierende Entdeckung gemacht. Demnach erzielen handelsübliche Ventilatoren bei älteren Menschen nicht die selbe Wirkung wie bei Jüngeren, sondern erreichen vielmehr das Gegenteil. Das kann sogar zum Gesundheitsrisiko werden.

Ein Ventilator bewegt die Luft im Raum und soll Menschen beim Abkühlen helfen. Die aufgewirbelte Luft kommt mit dem Schweiß auf der Haut in Kontakt und lässt ihn schneller verdunsten. Dadurch kühlt sich die Haut ab und der Betreffende fühlt sich erfrischter.

Luftfeuchtigkeit und Temperatur

Bei Senioren jedoch ist die Schweißbildung oft verringert. Der künstlich erzeugte Luftstrom führt bei ihnen eher zu einer noch effektiveren Wärmeaufnahme durch die Haut und damit steigt die Körpertemperatur weiter an. Da auch die Herzfrequenz sich dann weiter erhöht, kann das zur gefährlichen Belastungsprobe für den Körper werden.

An der Universität Sydney führten Forscher einen Test zunächst mit jungen Menschen durch. Bei 36°C Raumtemperatur sorgte ein Ventilator dafür, dass der Hautschweiß verdunstete und Körpertemperatur sowie Herzrate der Teilnehmer normal blieben. Das Verfahren funktioniert, solange die Luftfeuchtigkeit nicht über 80 Prozent kletterte.

Bei Raumtemperaturen von circa 42°C durfte die Luftfeuchtigkeit 50 Prozent nicht übersteigen. Jenseits dieser Grenzwerte stieg trotz Ventilator die Körpertemperatur und die Herzfrequenz.

Verminderte Schweißbildung

Wiederholte man das Experiment mit Freiwilligen ab 60 Jahren, fiel das Ergebnis anders aus. Die 60- bis 80-Jährigen wurden bei 41,6°C Raumtemperatur und 30 Prozent Luftfeuchte überwacht. Aller zwei Minuten stieg die Luftfeuchte um zwei Prozent. Bereits bei der geringen Anfangsluftfeuchte stiegen Puls und Körpertemperatur der Senioren, da der Ventilator noch aus war. Wurde er dann eingeschaltet, verschlechterten sich die Werte der Frauen und Männer aber nur weiter.

Es war schlicht zu wenig Schweiß auf der Haut, um eine Kühlung durch Luftströme zu erzielen. Die bewegte Luft ließ im Gegenteil die Konvektion, also die Wärmeleitung durch die Haut, stärker zum Tragen kommen.