Favela Vidigal in Rio - Armenviertel wird zur begehrten Wohngegend mit Panoramablick

Von Dörte Rösler
1. Juli 2014

Die Bewohner der Favela Vidigal hatten bisher wenig, um das bürgerliche Brasilianer sie beneideten. Mit dem Ansturm von Besuchern zur Fußball-WM warfen aber auch die Cariocas einen neuen Blick auf ihre Heimatstadt - und entdeckten ein attraktives Wohnviertel mit Panoramablick und künstlerischem Charme. Die Preise für Häuser explodieren.

Bis vor zwei Jahren galt das an den Hang geklebte Vidigal mit seinen 30.000 Einwohnern als Hort der Kriminalität. Auf offener Straße kidnappten Drogenbosse missliebige Personen und schleppten sie in den angrenzenden Urwald, um sie zu exekutieren. Mittlerweile sorgt eine eigene Polizeistation für Sicherheit.

Mit dem Frieden kamen auch die Fremden. Die Favela Vidigal mit ihren gewundenen Gassen und verwinkelten Gebäuden liegt nur wenige Gehminuten von den Touristenzentren Rios entfernt, wo die meisten Bewohner ihr Geld verdienen. Nun macht ein Hostel oben auf dem Berg den Hotels in Ipanema Konkurrenz: wer das andere, echte Rio kennenlernen möchte, zieht nach Vidigal.

Gemischte Gefühle bei den Cariocas

Die Einheimischen sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die einen wollen ihr Viertel vor der Gentrifizierung bewahren. Andere sehen die plötzliche Attraktivität von Vidigal als Chance, um endlich zu Geld zu kommen. Fast täglich gibt es neue Immobilienangebote.

Auch David Beckham soll sich bereits eines der begehrten Häuser mit Blick über Ipanama und Leblon gesichert haben. Anders als viele der ursprünglichen Bewohner wird er seinen Strom aber sicher nicht über illegale Leitungen beziehen, die die Straßen von Vidigal wie Girlanden überspannen.