Büttenreden - Tipps für eine gelungene Büttenrede und Anforderungen an den Büttenredner

Wir geben einen Überblick über die Merkmale einer Büttenrede. Das Schreiben an einer Büttenrede ist ein richtig schwieriges Projekt. Denn was leicht und lustig wirken soll, ist oft gar nicht so einfach zu erstellen. Informieren Sie sich über die Anforderungen an den Büttenredner und lesen Sie, worauf Sie beim Erstellen Ihrer Büttenrede achten können, damit Ihr Auftritt ein voller Erfolg wird.

Von Kathrin Schramm

Die Büttenrede - eine Definition

Bei einer Büttenrede handelt es sich um eine Rede, welche in ihrem Ursprung in Westdeutschland zur Karnevalszeit bzw. auf entsprechenden Sitzungen vorgetragen wurde. Bis heute hat sich dieser Brauch gehalten.

Die Rede wird an einem speziellen Rednerpult ("Bütt") vorgetragen. Sie ist in der Regel gereimt und wird im lokalen Dialekt gesprochen. Im Laufe der Zeit hat sich die Tradition der Büttenrede weiter verbreitet; vor allem im Berliner Raum ist sie mittlerweile ebenfalls beliebt.

Ihren Ursprung hat die Büttenrede in einer Sitte aus dem Mittelalter, und zwar im "Rügerecht". Dieses gab dem einfachen Volk das Recht, herrschende Personen während der Fastnacht zu kritisieren.

Merkmale

Der Rheinische Karneval ist für seine Büttenreden bekannt; und diese sind es auch, die immer mehr verändert werden. In den vergangenen Jahren kamen stets neue Elemente dazu, sodass die Büttenrede mittlerweile auch

  • Bauchreden
  • Elemente von Stand-up-Comedy
  • Duette sowie
  • Gesangseinlagen

enthält. Die "Bütt" sieht man immer seltener und klassische ironische Darstellungen der Gesellschaft werden mehr und mehr zu aneinandergereihten Witzen und Sketchen. Klassische Themen sind zum Beispiel

  • tagesaktuelle Situationen
  • neue Gesetze
  • die Kirche sowie
  • Steuern.

Meist geht es (auch) darum, Kritik auf humorvolle Art und Weise zu äußern. Reizt man das Publikum mit seinem Vortrag, bis dass der Redner beispielsweise ausgebuht wird, spricht man von einer "Litschrede", die in Köln als Sonderform der Büttenrede entstanden ist.

Typisch ist auch eine musikalische Untermalung, meist durch eine Kapelle. Besonders nach einem ausgesprochenen Witz bzw. der Pointe kommt der berühmte "Tusch".

Fähigkeiten, die ein Büttenredner mitbringen sollte

Um eine solche Rede halten zu können, sollte der (angehende) Büttenredner einige Fähigkeiten mitbringen. Nicht jedem liegt es, vor vielen Menschen zu sprechen und alle Aufmerksamkeit an sich zu reißen. Der Büttenredner sollte:

  • gerne im Mittelpunkt stehen
  • kreativ sein
  • Humor haben
  • ein guter Witzeerzähler sein
  • sich in den behandelten Bereichen (z.B. akutelle politische Themen) sehr gut auskennen
  • kritikfähig sein
  • sich selbst nicht zu ernst nehmen
  • gerne reden
  • keine Angst haben, vor vielen Menschen aufzutreten
  • ein Gefühl für die richtige Länge der Rede haben
  • ein Gespür dafür haben, was auch das Publikum lustig - oder eben nicht lustig - finden könnte
  • die die Sensibilität aufweisen, zu erkennen, wo Humor aufhört und Beleidigug anfängt
Ein guter Büttenredner muss gerne vor Leuten reden und sich selbst nicht zu ernst nehmen
Ein guter Büttenredner muss gerne vor Leuten reden und sich selbst nicht zu ernst nehmen

Tipps für eine gelungene Büttenrede

Kennen Sie das auch: Der Saal ist voller Leute, und lautstarke Gespräche sind bereits im Gang? Nun kommen Sie auf die Bühne, und es muss Ihnen gelingen, Ihre Zuhörer möglichst schon mit den ersten Worten zu fesseln. Nur wenn Sie die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer bekommen, wird man Ihnen auch applaudieren.

Die Büttenrede ist eine der am meisten unterschätzten Vortragsformen. Denn sie soll leicht, locker, lustig und improvisiert erscheinen, ist in Wirklichkeit aber ein sorgsam vorbereitetes und sensibles Gebilde. Denn es gilt, die Zuhörer bei der Stange zu halten.

Gelingt dies nicht, werden sie sich schnell anderweitig unterhalten und der Redner steht einsam und auf verlorenem Posten. Deshalb geben wir Ihnen gerne ein paar hilfreiche Tipps, welche Elemente Ihre Büttenrede auf jeden Fall enthalten sollte.

Das passende Thema finden

Daher ist es wichtig, ein Konzept zu haben. Ihre Rede muss fesseln, und sie muss einen Themenschwerpunkt haben, der Ihre Zuhörer so stark interessiert und anspricht, dass sie wie gebannt an Ihren Lippen hängen werden.

Wählen Sie also ein Thema, das für Ihre Zielgruppe besonders interessant ist. Wenn sich die Zielgruppe nicht eindeutig definieren lässt, dann müssen Sie sich auf ein Thema festlegen, das möglichst aus dem aktuellen Geschehen entstammt.

Manche dieser Themen eignen sich hervorragend dazu, kleine provokative Thesen in den Raum zu stellen. Entnehmen Sie Ihre Themen aus der aktuellen Politik, werden Sie dabei aber nicht allzu spezifisch, damit Ihre Rede gut verständlich bleibt.

Versuchen Sie, entweder eine provokante aber humoristische Frage zu stellen, die das Publikum so fesselt, dass es wirklich auf Ihre Antwort und die Auflösung gespannt ist. Oder verulken Sie das Thema, so dass Sie Ihr Publikum gleich mit einer Lachsalve für sich gewinnen können.

Handlungsstrang festlegen

Bevor Sie Ihre Rede nun tatsächlich ausformulieren, legen Sie einen Handlungsstrang fest. Definieren Sie die Themen oder Beispiele, an denen sich Ihre Rede entlang hangeln soll.

Erst wenn das Gerüst steht und interessant genug ist, sollten Sie mit dem Ausformulieren beginnen. Verlassen Sie sich darauf, dass Ihnen Reime nur so zufliegen werden, wenn Sie von vornherein schon wissen, was Sie formulieren möchten.

Aufmerksamkeit sichern

Zu Beginn sollten Sie sich die Aufmerksamkeit des Publikums sichern. Denken Sie nicht, dass Ihr Publikum schon bei interessanten Passagen automatisch aufhorchen wird. Im Gegenteil: Gelingt es Ihnen nicht, die Zuhörer von Anfang an zu fesseln, so wird die Unaufmerksamkeit nur steigen.

Geben Sie sich deshalb mit Ihrem Einstieg besonders große Mühe. Begrüßen Sie Ihr Publikum und Ihre Zuschauer.

Ein hilfreiches Stilmittel ist es zum Beispiel, auf einige der Anwesenden gezielt einzugehen. Das müssen keine Prominenten sein, sondern können besondere Kostüme oder Gruppierungen sein, auf die Sie hinweisen.

Humor: Vorsicht bei Witzen

Wichtig ist in jedem Fall der humoristische Ansatz. Ebenso wichtig ist es aber auch, kritische Themen aufzunehmen. Für den Büttenredner gilt dasselbe wie früher für den Hofnarren: Er hat Redefreiheit und darf aussprechen, was immer er möchte. Treten Sie zum Beispiel vor regionalen Vertretern auf, können Ihre Spitzen sich auf die Regionalpolitik beziehen.

Greifen Sie aber auch das eigentliche Thema der Fastnacht, der fünften Jahreszeit auf. Erwähnen Sie zum Beispiel alte Bräuche oder erzählen Sie etwas über die Geschichte der Büttenrede. Nur einen Fehler dürfen Sie dabei nicht machen: Werden Sie nicht

  • zu trocken
  • zu geschichtlich und
  • zu belehrend.

Bauen Sie diese Elemente interessant und unterhaltend mit ein, dann werden sie gut angenommen. Vermeiden Sie es, zudem, Ihre Rede allzu einseitig zu gestalten. Greifen Sie vor allem keine Minderheiten oder auch keine größeren Personengruppen zu massiv an.

Ein kleines Späßchen, das ein Klischee zum Beispiel über die böse Schwiegermutter bedient, ist ja in Ordnung. Vermeiden Sie es jedoch, eine komplett frauenfeindliche Rede auszuarbeiten.

Derbe Witze sind ebenfalls kein Qualitätsmerkmal für eine Büttenrede. Eine intelligente und scharfsinnige Rede kommt ohne sie aus.

Und wenn Sie einen derben Spaß dennoch unbedingt unterbringen müssen, dann formulieren Sie ihn am besten gemäßigt. Hier lässt sich beim späteren Vortragen sehr viel durch gezieltes Auslassen, Andeuten und Sprechpausen erreichen, ohne dass Sie es allzu plump direkt formulieren müssen. Wir wünschen für Ihren Auftritt guten Erfolg!