Offene Beziehung - Wie sie funktionieren kann und wann sie gescheitert ist

Von einer offenen Beziehung ist die Rede, wenn sich zwei Partner einander körperlich nicht treu sind. So lebt man zwar zusammen in einer Partnerschaft; es besteht aber auch sexueller Kontakt zu anderen. Dies muss von beiden Partnern ausdrücklich gewünscht sein; anderenfalls kann eine solche Beziehung nicht funktionieren. Nur wenige Menschen kommen mit dieser Form der Partnerschaft zurecht. Lesen Sie, wie eine offene Beziehung funktionieren kann und wann sie hingegen als gescheitert gilt.

Von Kathrin Schramm

Grundgedanke einer offenen Beziehung

Eine offene Beziehung zu führen bedeutet, dass beide Partner einander körperlich nicht treu sind. Zwar ist man sich geistig verbunden und steht als Paar zusammen, doch außerhalb dieser Beziehung sind beiden Partnern anderweitige sexuelle Kontakte erlaubt. Ob diesen diskret und mehr oder minder heimlich nachgegangen wird, oder ob sie ein offenes Gesprächsthema zwischen beiden Partnern sind, bleibt jedem Paar dabei individuell überlassen.

Voraussetzungen

Damit eine offene Beziehung kann nur dann funktionieren, wenn an einige Punkte beachtet.

Einverständnis

Eine solche offene Beziehung ist vergleichsweise unkonventionell und kann nur dann funktionieren, wenn sie dem Wunsch beider Partner gleichermaßen entspricht. Lässt sich einer der Partner gegen seinen eigentlichen Willen darauf ein, so ist die offene Beziehung von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Auch ist es günstig, wenn beide Partner etwa im selben Maße sexuellen Umgang mit dritten Personen pflegen.

Rein körperliche Untreue

Nur wer seine Ansprüche an den Partner nicht an sexueller Ausschließlichkeit fest macht, wird in einer offenen Beziehung glücklich werden. Sie setzt ein großes Maß an gegenseitiger Toleranz voraus. Beide Partner müssen sich ihrer mentalen Zuneigung sehr sicher sein, so dass sie in den sexuellen Ausflügen ihres Partners keine Gefahr für die Beziehung sehen.

Die Untreue muss auf rein körperlicher Ebene bleiben. So haben die Seitensprünge für beide Partner keine tiefere Bedeutung, sondern dienen vielmehr einer vorübergehenden Abwechslung.

Tipps für eine offene Beziehung

Man kann sich an einige Grundregeln halten, um eine offene Beziehung möglichst glücklich zu erleben. Hierzu zählt vor allem der Punkt, klare Entscheidungen zu treffen. Man sollte gemeinsam überlegen, wie weit man gehen darf und seine Ansichten vergleichen - möglich, dass man sich diesbezüglich auf der selben Wellenlänge befindet, möglich aber auch, dass dem nicht so ist.

Diesen Punkt muss man zuvor klären. Anderenfalls steht die Beziehung unter keinem guten Stern.

Des Weiteren gilt, sich zueinander zu bekennen. Damit ist gemeint, dass man voll und ganz hinter seiner Entscheidung, eine offene Beziehung zu führen, steht und diese nicht irgendwann als Fluchtmöglichkeit nutzt.

Ein sehr wichtiger Punkt: der Umgang mit Eifersucht. Sind sich beide Partner einig, dass es eine rein sexuelle Beziehung sein soll, ist dieser Aspekt in der Regel nicht schwer zu erzielen. Geht es um eine Liebesbeziehung, ist es mitunter nicht so leicht, sich wirklich auf eine dritte Person einzulassen. Das Ziel ist es, sich für den Partner zu freuen und ihm nicht das Gefühl zu geben, sich vernachlässigt zu werden.

Ehrlichkeit ist ebenso entscheidend. Auch wenn es um pikantere, sexuelle Themen gibt, sollte man seinem Partner offen gegenüber stehen. Im Laufe einer offenen Beziehung kann es zu unterschiedlichen Entwicklungen kommen - sei es der Wunsch nach einer monogamen oder auch der einer polyamoren Beziehung.

Angriffe von außen sollte man nicht an sich heranlassen. Wer eine offene Beziehung führt, muss darauf gefasst sein, dass dies nicht bei jedem auf Verständnis und Wohlwollen stößt. Man muss zu sich selbst stehen und notfalls den Kontakt zu denjenigen, die die Beziehung miesmachen möchten, abbrechen.

Unterdrückte Gefühle sind fehl am Platz - es kann vorkommen, dass man hier und da Neid oder Eifersucht verspürt; diese sollte man jedoch nicht unterdrücken und überspielen, nur damit man möglicherweise Stress vermeidet. Ein partnerschaftliches Gespräch sollte hier an erster Stelle stehen.

Und schließlich gibt es noch den Tipp, eigene Regeln aufzustellen. Es gibt immer generelle Ratschläge, die man befolgen kann, doch bestenfalls setzt man sich mit seinem Partner zusammen und klärt zu zweit, was einem wichtig ist.

Bereicherung für die eigentliche Beziehung?

Viele Paare, die in solchen offenen Beziehungen leben, berichten, dass die Abwechslung mit anderen Partnern die eigentliche Beziehung bereichert und inspiriert. Wer zu viel Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit als lästig und ermüdend empfindet, der kann sich in der offenen Beziehung Aufregung und Erlebnisse auch von außen dazu holen.

Wichtig ist dabei nur, die eigenen Grenzen und die der bestehenden Partnerschaft im Auge zu behalten. So lohnt es sich, hin und wieder zu überprüfen, ob die Beziehung den erlaubten Angriffen von außen auch noch wirklich Stand hält.

Denn was einmal verabredet war, muss nicht zwangsläufig für immer gelten. So kann es gut notwendig sein, die offene Beziehung nach einiger Zeit wieder für Dritte zu schließen.

Bei negativen Gefühlen sollte unbedingt direkt das Gespräch gesucht werden
Bei negativen Gefühlen sollte unbedingt direkt das Gespräch gesucht werden

Wann ist eine offene Beziehung gescheitert?

Führen Sie eine so genannte offene Beziehung? Sind Sie sich manchmal nicht ganz sicher, ob es auch wirklich noch das ist, was Sie wollen oder was Sie ursprünglich beabsichtigt haben?

Sind Sie sich der Gefühle Ihres Partners oder Ihrer Partnerin vielleicht nicht mehr ganz sicher? Dann stellt sich früher oder später wohl die Frage, ob Ihre offene Beziehung noch funktioniert, oder ob sie bereits gescheitert ist.

Nachlassende Gefühle

Prüfen Sie sich zuerst einmal selbst:

  • Sind Ihre Gefühle für den Partner noch so stark wie früher, oder wie sie es sein sollten?

  • Sind ihre sexuellen Aktivitäten, die außerhalb Ihrer Beziehung stattfinden, wirklich nur rein zusätzliche Abenteuer?

  • Oder finden Sie in der Beziehung nicht mehr die Erfüllung und den Rückhalt, den Sie sich erhoffen?

Mangelndes Vertrauen

Wenn Ihr Vertrauen in den Partner nachgelassen hat, wenn Sie häufig stark eifersüchtig sind und nicht mehr so richtig wissen, woran Sie nun eigentlich sind, dann sollten Sie auf jeden Fall ein ehrliches Gespräch mit Ihrem Partner suchen. Das gilt auch dann, wenn Sie sich zwar ihrer eigenen Gefühle sicher sind, aber nicht genau einschätzen können, wie Ihr Partner inzwischen für Sie empfindet.

Neue Verliebtheit

Häufig kann eine Öffnung der Beziehung auch dazu führen, dass einer oder beide Partner sich zu sehr nach außen orientieren. An Anfang werden rein sexuelle Beziehungen eingegangen.

Nicht selten jedoch kommt es vor, dass aus einer solchen Affäre dann auch mehr wird, und dass einer der Partner sich neu verliebt. Ist dies der Fall, dann ist die offene Beziehung auf jeden Fall gescheitert.

Vernachlässigung der Beziehung

In anderen Fällen kann es vorkommen, dass einer der Partner (oder auch beide) sich nur noch um seine sexuellen Abenteuer kümmert, die Beziehung selbst aber nicht mehr pflegt. Auf diese Weise findet ein Abwenden und eine Entfremdung statt. Auch hier kann man die Ursprungsbeziehung als gescheitert betrachten, da das geführte Leben eher dem eines unabhängigen Singles entspricht.

Erwartung von Treue

Gescheitert ist eine offene Beziehung auch dann, wenn Sie plötzlich bemerken, dass Ihnen diese unkonventionelle Lebensform gar nicht wirklich liegt, sondern dass Sie sich von einem Partner mehr Exklusivität und Treue erwarten. Im Idealfall empfinden beide Partner dies ähnlich, so dass die offene Beziehung einfach wieder geschlossen werden kann und um eine Erfahrung reicher weiter existiert.