Eifersucht unter Geschwistern - Typische Situationen und hilfreiche Tipps für Eltern

In gewissem Maße ist die Eifersucht unter Geschwisterkindern vollkommen normal. Das Gefühl der Benachteiligung kann sich in vielen, häufig banalen Situationen breitmachen. Die Frage ist nur, wie man als Eltern mit dieser Eifersucht richtig umgeht - ernstnehmen sollte man sie auf jeden Fall; viel Geduld und Einfühlungsvermögen sind ebenfalls sehr wichtig. Informieren Sie sich über den richtigen Umgang mit Eifersucht unter Geschwistern.

Von Claudia Haut

Sobald ein Paar das zweite Kind bekommt, beginnt sie: die Eifersucht. Dabei ist es vollkommen egal, ob die beiden Kinder einen Altersabstand von zwei Jahren, vier Jahren oder mehr haben.

Zudem macht es in Bezug auf die Eifersucht auch keinen Unterschied, ob die Kinder Mädchen oder Jungen sind. Natürlich hört die Eifersucht auch beim dritten und den folgenden Kindern nicht auf.

Typische Situationen: ein Gefühl der Benachteiligung

Die Eifersucht unter Geschwistern äußert sich dadurch, dass sich ein Kind benachteiligt fühlt. Dies können ganz banale Situationen sein; beispielsweise hat ein Kind beim Bäcker ein Brötchen bekommen, das andere aber nicht, weil dessen Brotzeitdose vielleicht noch voll war.

Oder ein Kind bekommt neue Anziehsachen, weil die alten einfach zu klein geworden sind. Das andere fühlt sich sofort benachteiligt, selbst wenn dessen Kleiderschrank überquillt.

Liest die Mama dem einen Kind ein Buch vor, so will das andere natürlich das gleiche Recht für sich einfordern. Natürlich beobachten die Geschwisterkinder auch ganz genau, wie lange Mama und Papa mit der Schwester oder dem Bruder kuscheln und wie viel Zeit sie sich für ihn/sie nehmen.

Hilfreiche Tipps zum Umgang

Eltern sollten sich bewusst machen, dass Eifersucht unter Geschwistern ein ganz normales Gefühl ist. Es gibt keine Geschwister, die nicht irgendwann einmal eifersüchtig auf den anderen sind. Und doch gibt es einige Tipps für die Eltern, um die Eifersucht nicht zusätzlich zu schüren.

In der Regel ist immer eines der Kinder pflegeleichter, vielleicht auch besser in der Schule. Dies sollte dem jeweils anderen Kind nicht vorgehalten werden. Bekommt ein Kind ständig zu hören, wie gut seine Schwester/sein Bruder in der Schule ist, so ist die Eifersucht natürlich vorprogrammiert.

Vergleiche vermeiden

Jedes Kind ist anders, jedes Kind hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Eltern sollten die Kinder nicht miteinander vergleichen, sondern die Stärken des jeweiligen Kindes fördern.

Hilft ein Kind beispielsweise regelmäßig beim Tischdecken, so sollte man dieses Kind nicht als leuchtendes Beispiel für die anderen Geschwisterkinder hinstellen. Sätze wie: "Sie hilft immer, Du hilfst mir nie", sind nicht angebracht, wenn man die Eifersucht unter Geschwistern minimieren möchte.

Nicht Partei ergreifen

Streiten sich die Kinder, so sollte man nicht sofort Partei ergreifen. Die jüngeren Kinder müssen nicht automatisch beschützt werden. Oft sind sie es nämlich, die im Unrecht sind.

Man sollte also als Eltern versuchen, neutral zu bleiben und den Streit auf diese Weise schlichten. Einschreiten müssen Eltern aber natürlich, wenn die Kinder handgreiflich werden.

Als Eltern sollte man nicht Partei für ein Kind ergreifen bevor man weiss was überhaupt passiert ist
Als Eltern sollte man nicht Partei für ein Kind ergreifen bevor man weiss was überhaupt passiert ist

Mama- und Papa-Zeit

Jedes Kind sollte regelmässig intensive Mama- und Papa-Zeit bekommen
Jedes Kind sollte regelmässig intensive Mama- und Papa-Zeit bekommen

Eltern können die Eifersucht minimieren, indem jedes Kind eine intensive Mama-/Papa-Zeit bekommt. Während das eine Kind in dieser Zeit vielleicht Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen möchte, will das andere lieber kuscheln. Die Kinder dürfen sich selbst aussuchen, wie sie diese Zeit nutzen möchten.

Besonders häufig tritt das Gefühl der Eifersucht auf, wenn das erste Geschwisterkind folgt - diesem Thema widmen wir uns im folgenden Abschnitt.

Eifersüchtig auf das erste Geschwisterkind

Kündigt sich zum zweiten Mal Nachwuchs an, machen sich Eltern irgendwann auch Gedanken darüber, wie und wann sie dies ihrem ersten Kind erzählen. Hierbei spielt dessen Alter eine entscheidende Rolle: je jünger es ist, desto später sollte die Nachricht erfolgen.

Es gibt im Handel Bücher, die sich speziell diesem Thema widmen, und die Eltern zur Hilfe nehmen können. Generell sollte man einfach nicht ins Detail gehen, sondern einfach erwähnen, dass da gerade ein kleiner Mensch im Bauch der Mutter wächst. Hat die Mutter Schmerzen, sollte sie es möglichst vermeiden, ihrem Kind davon zu erzählen; je nach Alter könnte dieses dem Baby im Bauch die Schuld dafür geben.

Mit Kindern bis vier Jahre sollte man sprechen, sobald der Bauch der Mutter deutlich an Größe zugenommen hat. Ist der Nachwuchs älter, wird empfohlen, die Nachricht nach etwa vier Monaten der Schwangerschaft zu überbringen.

Am empfindlichsten reagieren Zwei- bis Vierjährige auf das Geschwisterkind. In dieser Altersspanne verfügen sie bereits über eine deutlich stärker entwickelte Persönlichkeit als jüngere Kinder, sind gleichzeitig aber noch nicht alt genug um zu verstehen, dass sie es keineswegs mit einer Bedrohung zu tun haben.

Besonders erstgeborene Kinder reagieren oftmals sehr eifersüchtig auf das erste Geschwisterkind
Besonders erstgeborene Kinder reagieren oftmals sehr eifersüchtig auf das erste Geschwisterkind

Ist der Altersunterschied zwischen dem ersten und zweiten Kind nicht sonderlich groß, erzählen Eltern ihrem Kind oftmals, dass dieses bald einen neuen Spielkameraden haben wird. Dies mag zwar irgendwann so sein, doch zunächst wird es nicht viel mit dem Baby anfangen können - und schreit dieses, hat es sofort die Aufmerksamkeit der Eltern.

Diese sollten sich somit nicht wundern, wenn ihr erstes Kind genervt, traurig und eben eifersüchtig ist. Viel Geduld und Einfühlungsvermögen sind hier sehr wichtig.

Besonders in der Anfangszeit braucht es sehr viel Zuwendung. Es kann mitunter auch hilfreich sein, sich Fotos aus der Zeit anzusehen, als es selbst noch ein Baby war. Schnell wird es merken, dass es damals genauso umsorgt worden ist, wie sein Bruder oder seine Schwester jetzt.

Mütter können ihr Kind je nach Alter bei der Babypflege mit einbeziehen. Während der Stillzeit ist Ablenkung, zum Beispiel durch das Hören eines Hörbuchs, empfehlenswert. Väter hingegen können sich intensiv um ihren älteren Sprössling kümmern, mit ihm spielen, es zu Bett bringen usw.

Eifersucht hört wohl nie komplett auf

Falls Eltern meinen, die Eifersucht hört mit dem Erwachsenwerden auf, so sollten sie einmal an sich selbst denken. Auch im Erwachsenenalter kann man noch eifersüchtig auf den erwachsenen Bruder oder die erwachsene Schwester sein.

Natürlich sieht die Eifersucht dann anders aus als im Kindesalter, schließlich kann man als Erwachsener mit seinen Gefühlen besser umgehen. Doch ganz vorbei ist die Eifersucht zwischen Geschwisterkindern nie.