Wenn man zu sehr liebt: So kommt man aus der Suchtbeziehung wieder raus

Eigentlich ist die Liebe ein schönes Gefühl: Sie füllt den Menschen sprichwörtlich mit allem aus, was ihm bislang fehlte. Zwei zueinanderpassende Partner ergänzen sich oft perfekt - ein Umstand, der auch mental sehr viel Glück freisetzen kann. Doch es gibt auch die Suchtbeziehung, die krankhafte Beziehung zwischen zwei Personen. Sie darf in ihrer Zerstörungsgewalt nicht unterschätzt werden. Informieren Sie sich über die Suchtbeziehung, und wie man aus einer solch krankhaften Liebesbeziehung wieder rauskommt.

Maria Perez
Von Maria Perez

Wenn die Liebe zur Sucht wird

Die Abhängigkeit von Alkohol und Drogen, von zu viel Arbeit oder dem Glücksspiel ist bekannt. Nicht ganz so häufig verbreitet ist dagegen die Beziehungssucht. Sie äußert sich allgemein darin, dass der Betroffene die menschliche Bindung zu seinem Partner sehr eng anzieht und seinen Gegenüber damit natürlich fester an sich bindet.

Alles, was die Beziehung auseinanderbringen könnte, wird zwanghaft vermieden - natürlich bemerken die Leidenden nicht, dass sie gerade mit ihrem Verhalten dafür sorgen, dass es früher oder später zu Unstimmigkeiten oder sogar dem großen Streit kommt. Das Klammern an der Partnerschaft bedeutet oft deren Ende.

Zu den typischen Merkmalen einer Beziehungssucht zählen:

  • Abhängigkeit vom Partner: man unterwirft sich sozusagen seinem Partner, lebt für und von dessen Liebe und teilt seine Gewohnheiten und Meinungen, ohne sie zu hinterfragen.
  • Beziehung als Lebensinhalt: Die Partnerschaft und alles drumherum wird zur Lebensaufgabe; man bringt einen immer höheren emotionalen Einsatz
  • Viele Beziehungen: Wird man von einem Partner verlassen, stürzt man sich schnellstmöglich in eine neue Beziehung - die Angst vor dem Alleinsein ist zu groß. Bei einer neuen Partnerschaft werden die Erwartungen und Hoffnungen jedes Mal sehr weit nach oben geschraubt
  • Verlust des Selbstwertgefühls: Die übermäßige Liebe wird durch Idealisierung des Partners trotz offensichtlicher Mängel gerechtfertigt; ohne diese Person fühlt man sich klein und leer
  • Übertriebene Eifersucht: die Angst vor einer möglichen Trennung führt zu übertriebenen Eifersuchtsgefühlen mit Kontrollzwang
  • Vernachlässigung von anderen sozialen Kontakten: Der sonstige Freundeskreis wird unwichtig; man fixiert sich nur auf den Partner und nimmt dafür auch Abstand zu Freunden und Bekannten

Die Auslöser der Sucht

Wer von einer derartigen Abhängigkeit betroffen ist, hat unbewusst bereits mit anderen Ängsten oder Sorgen zu kämpfen. Er flüchtet sich somit in die Beziehung, stellt das gemeinsame Wohl an vorderste Stelle und versucht damit, die sonstigen Probleme zu überdecken.

Welche Auslöser im Einzelnen auftreten können, muss individuell betrachtet werden. Neben den alltäglichen Nöten können dahinter aber auch Ängste vor allzu viel persönlicher Nähe stecken. Das mag seltsam klingen, doch wer die Beziehung oberflächlich betrachtet enger zieht, lässt den Partner zuweilen dennoch nicht näher an sich heran. Dieses konträre Verhalten bezeichnet die Beziehungssucht sehr deutlich.

Nahezu jeder ist gefährdet

Allerdings müssen es nicht immer die großen Sorgen sein, die unbewusst zu seiner solchen Abhängigkeit führen. Mitunter steigert sich der Betroffene auch zu sehr in die reale oder eingebildete Liebe hinein. Er projiziert Eigenschaften auf einen Menschen, die dieser nicht besitzt.

Aus den ersten angenehmen Gefühlen des Verliebtseins wird alsbald der tägliche Kampf um den Partner - irgendwann sogar gegen diesen. Je mehr sich der Gegenüber aus den engen Fesseln zu lösen versucht, desto fester zieht der Leidende diese an. Gerade in den wirklich schlimmen Ausformungen der Krankheit ist es schwierig, ein für beide Seiten befriedigendes Ende der Beziehung zu finden.

Der alltägliche Kampf um den Partner ist zermürbend
Der alltägliche Kampf um den Partner ist zermürbend

Auf das Niveau der Partnerschaft achten

Grundsätzlich lassen sich zwei Klassen innerhalb des Leidens unterscheiden: Beim ersten befindet sich der Betroffene bereits in einer Beziehung mit seinem Gegenüber. In der zweiten Form träumt er lediglich davon oder arbeitet auf eine gemeinsame Basis hin.

Wer unter den Symptomen allzu sehr leidet, sollte daher je nach Grad der Partnerschaft einen Ausweg suchen. Meist empfiehlt es sich hier, nach den eigentlichen Problemen zu schauen und diese mit Freunden, Kollegen oder sogar einem Therapeuten zu besprechen. Mitunter ist es auch ratsam, die eigenen Fesseln des Alltags, der Arbeit oder finanzieller Nöte einmal zu lockern.

Gemeinsam erfolgreich

Im Übrigen sollte auch der Partner, so ein solcher vorhanden ist, in die Suche eines Auswegs einbezogen werden. Oftmals lassen sich gemeinsam erst die Probleme erkennen, die den Betroffenen in die Abhängigkeit nach Nähe, Sex oder der Liebe getrieben haben.

Entscheidend ist es dabei natürlich, dass die Lösung der Sucht nicht in weiteren Süchten wie Alkohol oder dem Glücksspiel gesehen werden darf, sondern tatsächlich die mentalen Ursachen erkannt, freigelegt und therapiert werden müssen. Ob es dazu nur weniger Gespräche mit den Freunden bedarf oder sogar den Rat eines Psychologen erfordert, muss jedoch im Einzelfall betrachtet werden.