Cans, Tags, Masterpiece - die Insidersprache der Sprayer

Mit der Fachsprache ist es in sämtlichen Bereichen so: wer nicht selbst aus diesem Bereich kommt, wird nicht viel verstehen. So ist es auch bei Begriffen aus dem Graffiti-Jargon - einer Unterhaltung von Sprayern wird man nur schwer folgen können. Wer hier mitreden möchte, sollte sich zumindest die wichtigsten Bezeichnungen und Begriffe aus der Graffiti-Sprache aneignen. Lernen Sie die Insidersprache der Sprayer kennen und verschaffen Sie sich einen Überblick über den Wortschatz aus dem Graffiti-Jargon.

Britta Josten
Von Britta Josten

Fachsprache: wichtige Bezeichnungen aus der Graffiti-Sprache

Wer mitreden oder doch zumindest einmal lauschen möchte, der sollte sich zumindest die wichtigsten Ausdrücke einprägen. Das ist natürlich auch dann förderlich, wenn man selbst mit dem Sprayen anfangen möchte.

"Can"

Am leichtesten ist wohl der Begriff "Can" zu verstehen. Er ist direkt aus dem Englischen entnommen und bedeutet auf Deutsch einfach nur "Sprühdose". Graffiti entstammt der US-amerikanischen Hip-Hop-Kultur, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass die meisten Bestandteile des Slangs aus dem Englischen stammen.

"Tag"

Auch was "Tag" heißt, sollte man unbedingt wissen. Übersetzt heißt Tag soviel wie "Etikett" oder "Markierung". Damit kommt man der eigentlichen Bedeutung schon recht nahe.

Hat man es mit waschechten Graffitikünstlern zu tun, die wirklich Wert auf Technik und Stil legen, dann ist mit Tag die Unterschrift gemeint, die jeder Sprayer unter seine Werke setzt, genau wie bei jedem anderen Kunstwerk auch. Der Unterschied liegt allenfalls darin, dass auch die Tags im Graffiti-Stil gehalten sind und sich wohl eher nicht eignen, um damit einen Vertrag zu unterzeichnen.

Tags können jedoch auch das Erkennungszeichen von bestimmten Gangs sein. Mit den Tags markieren die Mitglieder sozusagen ihr Revier. Übersprüht die eine Gang den Tag einer anderen, so gilt dies als grobe Beleidigung.

"Piece" und "Masterpiece"

Jedes Mal, wenn ein Sprayer ein großflächiges, buntes Graffiti sprüht, das auch noch relativ aufwändig ist, so spricht man von einem "Piece". Jeder Künstler hat darüber hinaus auch noch ein "Masterpiece". Dabei handelt es sich jeweils um das beste Bild, dass der betreffende Sprayer jemals kreiert hat.

Teilweise steht "Masterpiece" jedoch auch nur für ein ganz normales Werk und ist damit die Langform von Piece. Im Zweifelsfall hilft da nur nachfragen oder man risikiert, sich ordentlich zu blamieren.

Graffitis auf der John-Lennon-Mauer in Prag
Die Graffiti-Sprache zu beherrschen ist für jeden Graffiti-Künstler Ehrensache

"Background"

Hiermit ist der Hintergrund eines Graffiti-Werkes gemeint. Hierbei werden häufig auch ganze Landschaften, aufwändige Farbverläufe oder Bildkompositionen kreiert.

"Fame"

Mit "Fame" wird das Ziel vieler Graffiti-Künstler bezeichnet: der Ruhm, das Erlangen von Erfolg. Eine hohe Bekanntheit sowie ein hohes Ansehen ist da, was die meisten Sprayer antreibt und motiviert.

"Writer" und "Writing"

Handelt es sich um einen Sprayer, der hauptsächlich den Stil des "Writings" verwendet. Dieses wiederum beschreibt ein Bild, welches ein geschriebenes Wort - häufig den Namen des Künstlers - als Basiselement und zentrales Objekt nutzt.

"Highlights"

Um bestimmte Stellen des Graffitis optisch hervorzuheben, verwenden Sprayer oftmals so genannte Highlights. Dabei handelt es sich um Lichtpunkte, die Lichtreflexe imitieren und beispielsweise in oder an den Buchstaben eingesetzt werden.

Style

Mit "Style" wird die bestimmte Arbeitsart eines Sprayers bezeichnet. Es geht um eingesetzte Stilelemente, individuelle Merkmale, die charakteristisch für die Arbeit eines Künstlers sind. Dies ist wiederum eine der höchsten Ambitionen eines Sprayers.

Ein Lexikon mit weiteren Begriffen aus dem Graffiti-Jargon

Neben diesen Begriffen, die für die grundlegenden Dinge eines Graffiti-Sprayers stehen, gibt es zahlreiche weitere, von denen wir im Folgenden ein paar auflisten:

  • Aerosol-Junkie: so bezeichnen sich Sprayer auf scherzhafte Weise selbst
  • ASI-Kante: bestimmte Dachbiegung beim Zug, wird selten gereinigt, beliebt zum Taggen
  • BaBu: "Bahnbulle" - ein Polizist, der für eine Bahngesellschaft arbeitet
  • Battle: künstlerischer Wettkampf unter Graffiti-Sprayern
  • Cargo: Güterzug
  • Corner: ein Ort, an dem sich Writer treffen
  • Destroyline (Terrorline/Damageline): eine lange Linie, die durch ein Graffiti-Werk gezogen wurde, Zeichen der Verachtung
  • Drip (Drop/Nase): ein Tropfen Farbe, der am Bild herunterläuft, manchmal gewolltes Stilmittel, zudem aber auch ein häufiger Anfängerfehler
  • Egg Shell Sticker: schwer zu entfernende Sticker, häufig schwarz-weiß
  • End to End ("end2end", "e2e"): ein Bild, das sich über die gesamte Länge (nicht jedoch über die gesamte Höhe) eines Zuges erstreckt
  • Fading: zwei Farben in einem Bild gehen fließend ineinander über
  • Fill-in: die Füllung eines Buchstaben oder einer Fläche
  • getting up: die Tätigkeit des Sprayens/Malens
  • going over (covern): das Übersprühen von Werken anderer Künstler
  • Handskills: Fingerfertigkeit - die Fähigkeit der Anfertigung eines ästhetisch ansprechenden Tags
  • Hot Spot: ein beliebter Ort, an dem Graffitis gesprayt werden, weil sie dort viel Aufmerksamkeit bekommen
  • Ink: Farbe
  • Inside: ein Werk, dass innerhalb eines geschlossenen Raums gesprayt wird
  • Junkie-Cap: ein Sprühaufsatz für das Sprühen feiner Linien
  • Kübel: Güterzug
  • King: ein angesehener, respektierter Sprayer, der es zu "Fame" gebracht hat
  • Line: Zuglinie
  • Legende: ein sehr bekannter Sprayer, z.B. durch bestimmte Orte oder Styles berühmt
  • Marker: ein Filzstift, mit dem ein Tag angebracht wird
  • Mural: ein großflächiges, aufwändiges Gesamtwerk mehrerer Künstler, die eine Wand zu einem bestimmten Thema verzieren
  • Newcomer: ein Sprayer, der neu im Genre ist
  • Nozzle: Sprühkopf
  • Oldie: ein respektierter, oft älterer Writer mit hohem Ansehen
  • Overkill: wenn die Farbe unkontrolliert aus der Sprühdose schiet
  • Panel: ein Bild unter den Fenstern eines Zuges
  • Policeline (Hateline): eine mit einem Marker gesetzte Linie entlang einer Wand oder eines Zuges, während der Writer flieht, beispielsweise vor der Polizei
  • Quick (Quickpiece): ein schnell angefertigtes Piece
  • racken: wenn Sprühdosen gestohlen werden
  • rocken: Malen
  • scouten: Wache halten, während ein anderer Writer ein Graffiti sprayt
  • Spucki: ein Aufkleber, der angeleckt werden muss, damit er haftet
  • Throw-up: ein Quickpiece, das nur mittels unausgefüllter Schraffierung kreiert wird
  • Turf: ein Revier, in dem nur ein Writer tätig ist
  • Underground: das Sprühen von Graffitis im Untergrund (U-Bahnen, U-Bahnstationen)
  • wack/whack: ein schlecht gesprühtes Werk
  • Wholecar: ein Zugwaggon, der in einer Aktion komplett besprüht wurde