Strahlenwerte nach Einäscherung von Krebspatienten nachweislich erhöht

Sterben Menschen kurz nach einer Strahlentherapie, kann dies zu erhöhten Strahlenwerten im Krematorium führen

Von Cornelia Scherpe
5. April 2019

Viele Krebspatienten haben noch kurz vor ihrem Tod eine der Standardbehandlungen erhalten. Dazu zählen auch nuklearmedizinische Methoden, um die Krebszellen zu zerstören. Die Strahlenbelastung der Körper endet jedoch nicht automatisch mit dem Versterben der Betroffenen. Je nachdem welche Behandlung gewählt wurde, gibt es andere Halbwertzeiten. Wird ein Betroffener vor dem Ablauf dieser Zeiten im Krematorium verbrannt, kann das zur Belastung der Umgebung und der Mitarbeitenden werden. Dies hat nun eine Studie mit Zahlen untermauert.

In den USA wurde der Fall eines 69-Jährigen untersucht, der zwei Tage vor seinem Tod mit dem Isotop 177-Lutetium behandelt worden war. Die intravenöse Radionuklid-Therapie konnte sein Leben nicht mehr verlängern und drei Tage nach seinem Versterben erfolgte die Einäscherung. Eine Untersuchung der anschließend leeren Krematoriumskammer ergab mit dem Geigerzähler einen klaren Ausschlag von 7,5 mR pro Stunde. Der Raum war kontaminiert.

Auch im Urin des Betreibers war ein radioaktive Stoff nachweisbar, allerdings nicht das Isotop 177-Lutetium, sondern ein anderes Isotop: 99-Technetium. Das belegt, dass noch andere verstorbene Krebspatienten die Anlage des Krematoriums beim Einäschern belasteten.

Da das Isotop 99-Technetium nur eine Halbwertzeit von sechs Stunden hat und 177-Lutetium mit knapp sieben Tagen ebenfalls vergleichsweise schnell zerfällt, gehen die Forscher nicht von einer unmittelbaren Gesundheitsgefahr für die Mitarbeiter aus. Allerdings legt die positive Urinprobe auch nahe, dass die Strahlenbelastung vor Ort regelmäßig vorkommt. Weltweit werden jedes Jahr rund 40 Millionen nuklearmedizinische Methoden angewandt. In vielen Fällen handelt es sich um Krebspatienten. Das untersuchte Krematorium dürfte daher keine Ausnahme darstellen und Mitarbeiter regelmäßig mit den Strahlen in Berührung kommen.