Überraschungsfund in Portugal: Tafel aus dem 4. Jahrhundert belegt frühe jüdische Kultur

Von Nicole Freialdenhoven
8. Juni 2012

Auf eine Überraschung stießen deutsche Archäologen bei den Ausgrabungsarbeiten an einer römischen Villa im südportugiesischen Silves. Auf einer Marmorplatte fanden sie eine hebräische Inschrift mit dem Namen Yehiel, die auf etwa 390 n. Chr. datiert werden konnte. Damit handelt es sich um das bisher älteste Zeugnis jüdischen Lebens auf der iberischen Halbinsel.

Der bislang älteste Fund war eine Grabplatte aus dem Jahr 482, die neben lateinischer Schrift eine jüdische Menorah zeigte, während hebräische Inschriften erst wieder aus dem 6. Jahrhundert gefunden wurden. Auch bei dem neuen Fund handelt es sich wieder um eine Grabplatte, deren Inschrift noch nicht vollständig entziffert werden konnte.

Erstaunlich ist nach Angaben der Archäologen nicht nur die verwendete hebräische Schrift, sondern auch der Fundort in einer ländlichen Region, in der scheinbar romanisierte einheimische Lusitanier friedlich mit Juden zusammenlebten. Zwar fanden sich schon in den Schriften zum Konzil von Elvira aus dem Jahr 300 n. Chr. Regelungen zum Zusammenleben zwischen Christen und Juden, doch Yehiels Grabtafel ist der erste handfeste Beweis für jüdisches Leben im Süden Portugals.