Wenn Inkassofirmen zur Plage werden

Verbraucherschützer haben festgestellt, dass unseriöse Inkassofirmen mit unlauteren Methoden immer mehr zur Plage werden

Von Marion Selzer
5. Dezember 2011

Inkassofirmen haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass noch nicht bezahlte Rechnungen beglichen werden und die Unternehmen so zu ihrem noch ausstehenden Geld kommen. Kürzlich meldeten die Verbraucherzentralen jedoch, dass es scheinbar immer mehr unseriöse Inkassofirmen gebe, die sich zunehmend als Plage entwickelten.

Diese würden versuchen mit Willkür und erfundenen Gebühren die noch ausstehenden Rechnungen immens in die Höhe zu treiben, so der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Deshalb seien jetzt besondere Regeln und eine Beaufsichtigung für das Inkasso-Gewerbe notwendig, um die Verbraucher vor Abzocke und Einschüchterung zu schützen.

99 Prozent der Beschwerden absolut gerechtfertigt

Die Verbraucherschützer haben zu diesem Zweck von Juli bis September gezielt Beschwerden zu diesem Sachverhalt gesammelt, von denen 3.700 ausgewertet wurden. Es habe sich herausgestellt, dass 99 Prozent der Beschwerden gegen unseriöse Inkassofirmen absolut berechtigt seien.

Dabei wäre in 84 Prozent aller Fälle bereits die Hauptforderung des Inkasso-Unternehmens unberechtigt gewesen. In 15 Prozent habe nach einer ausdrücklichen Nachfrage, ob die Forderungen berechtigt sind, immer noch Unklarheit geherrscht.

Viele Verbraucher kommen aus Angst sogar unberechtigten Zahlungsforderungen nach

Laut VZBV gäbe es häufig einen Zusammenhang zwischen unberechtigten Inkassoforderungen und untergeschobenen Verträgen durch nicht erlaubte

Die Verbraucher würden danach oft durch Geldeintreiber eingeschüchtert, oder sogar bedroht, was dazu führe, dass die meisten sogar unberechtigten Zahlungsforderungen aus Angst nachkämen, so Olaf Weinel, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Grund des Problems sei das Fehlen einer einheitlichen Regelung

Oft käme es auch zu einer Kostenexplosion der Gesamtrechnung durch nicht nachvollziehbare zusätzliche Gebühren wie

  • Zinsen,
  • Auslagen und
  • andere Phantasiegebühren.

Dies beziehe sich sowohl auf berechtigte als auch unberechtigte Inkassoforderungen. Durch solch unlautere Methoden sei die Gesamtsumme aller ausgewerteten Fälle von 490.000 Euro auf 750.000 Euro angestiegen. Das Problem käme deshalb zustande, weil es keine einheitliche Regelung gäbe und Inkassounternehmen ihre Gebühren selbst frei bestimmen könnten.

Verbraucher müssen vor Abzockerei und Einschüchterung geschützt werden

Drei Viertel der befragten Verbraucher haben sich direkt durch die Zahlungsforderungen bedroht gefühlt. Daraufhin habe die Deutsche Zentral Inkasso GmbH ihren Zahlungsforderungen direkt einen "Entwurf einer Klageschrift" beigelegt.

Der VZBV-Vorstand Gerd Billen betont, dass seriöses Inkasso völlig legitim und wichtig sei, aber der Verbraucher vor Einschüchterung und Abzockerei geschützt werden müsse. Aus diesem Grund sei es wichtig,

  • gesetzliche Informationspflichten,
  • einheitliche Gebühren und
  • eine besondere Aufsicht

zu entwerfen.