Heime und Pflegedienste am Pranger: Experten kritisieren Betrug und Korruption

Von Dörte Rösler
19. August 2013

43 Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für ihr Pflegesystem aus. Fast 950.000 Beschäftigte verdienen darin ihren Lebensunterhalt. Viele bessern ihr Einkommen allerdings durch Betrug und Korruption auf - so lautet das Fazit einer Studie von Transparency International. Nach Ansicht der Prüfer lädt das System regelrecht zur Abzocke ein: Die Strukturen seien schwer durchschaubar und Kontrollen viel zu selten.

Publik werden meist nur drastische Fälle wie die Berliner "Wander-Oma", die von mehreren Pflegediensten gemietet wurde, um Zahlungen vom Sozialamt zu erschleichen. Oder das Altenheim, dass sich die volle stationäre Pflege für eine Frau zahlen ließ, die nur zum Duschen ins Haus kam. Dahinter vermutet die Studie eine hohe Dunkelziffer an kleinen Betrügereien.

So zahlen Pflegedienste etwa "Kopfprämien" für die Überweisung von Patienten. Sanitätshäuser spenden an Heime, um dort ihre Produkte zu verkaufen. Die Kosten tragen die Betroffenen und ihre Angehörigen sowie die Pflegekassen. Da die Patienten selbst kaum erfahren, wie mit ihnen verdient wird, macht der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) Stichproben.

Nach Ansicht von Transparency International reichen diese Kontrollen jedoch nicht aus. Die Anti-Korruptions-Organisation fordert mehr Prüfungen und ein bundesweites Register über Betrugsfälle. Der seit 2009 existierende "Pflege-TÜV" reiche nicht aus.