Soziologe: Reale Armutsquoten in Ost- und Westdeutschland ähnlich

Von Frank Hertel
6. Oktober 2011

In vielen Statistiken zur Deutschen Einheit wird auf die Armutsungleichheit in Deutschland hingewiesen. So lebten etwa in Mecklenburg-Vorpommern 28 Prozent der Kinder in relativer Armut und in Bayern nur 10 Prozent. Zumindest lassen die statistischen Daten auf ein großes Ungleichgewicht zwischen Ost und West schließen. Hans Betram ist Professor für Soziologie an der Humboldt Universität in Berlin.

Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) in Bielefeld wies er darauf hin, dass die Löhne in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt sehr viel niedriger seien als in Bayern. Außerdem würde auch eine Familie in Rostock weniger Geld für ihre Kinder brauchen als eine Familie in München.

Wenn man also die realen Armutsquoten in Mecklenburg-Vorpommern (16 Prozent) mit denen in Bayern (15 Prozent) vergleicht, ergibt sich ein anderes Bild. 21 Jahre nach der Deutschen Einheit seien sich die Verhältnisse in Ost und West ähnlicher als viele Medienschaffende wahrhaben wollten, so Bertram.