Forscher lösen Rätsel um plötzliches Verschwinden von Gletscherseen in Grönland

Wenn sich zu viel Schmelzwasser gebildet hat, fließt es bis zu einer Gletschermühle ab und verschwindet

Von Ingo Krüger
5. Juni 2015

In Grönland können riesige Gletscherseen binnen eines Tages oder sogar weniger Stunden vollständig verschwinden. Das Wasser läuft einfach ab. Nun haben US-amerikanische Wissenschaftler nach den Ursachen für dieses Phänomen gesucht.

Dafür untersuchten sie über einen Zeitraum von drei Jahren mit Mess-Stationen die Eisbewegungen am North Lake im Westen Grönlands. Dabei bemerkten sie, dass das Eis immer wenige Stunden, bevor sich der See entleert, um rund 20 Zentimeter angehoben wird.

Gletschermühlen und Schmelzwasser

Verantwortlich für den Vorgang sind sogenannte Gletschermühlen. Dies sind spiralwandige Hohlformen im Eis, die von an der Gletscheroberfläche oder in Spalten abfließendem Schmelzwasser geschaffen wurden. Sie können einen Durchmesser von bis zu 20 Metern erreichen und entstehen meist in flachen Bereichen des Gletschers mit horizontalen Gletscherspalten.

Gletschermühlen können bis zum Grund des Gletschers reichen und hunderte Meter tief sein. Die Bezeichnung Mühle stammt von dem mahlenden, meist rotierenden Abfluss des Schmelzwassers.

Eis in Bewegung

Immer wenn sich zu viel Schmelzwasser gebildet hat, fließt es bis zu einer solchen Gletschermühle ab. Dieses Wasser gelangt schließlich unter den Eispanzer und bildet einen Gleitfilm zwischen dem Eis und dem Felsenuntergrund.

Das Eis gerät in Bewegung, dabei bilden sich Spannungen. Dies führt dazu, dass das Eis direkt unter dem See aufreißt. Das Wasser fließt ab und der See verschwindet.