Falsche Doktortitel sind in Russland an der Tagesordnung

Von Alexander Kirschbaum
14. Februar 2013

Auch wenn in Deutschland immer mehr Fälle von gefälschten Doktorarbeiten bekannt werden, eine Hochburg der Plagiate ist immer noch Russland. Und im Gegensatz zu hiesigen Politikern, die beim Abschreiben ertappt wurden und auf Druck der Öffentlichkeit zurücktreten müssen, sind hohe russische Funktionäre in dieser Hinsicht nahezu unantastbar.

Unlängst hat sogar Russlands Regierungschef Dmitrij Medwedew den zügellosen Handel mit gefälschten oder gekauften Doktorarbeiten im Land heftig kritisiert. Anlass für seine Wutrede war eine Probe des Bildungsministeriums, das 25 Doktorarbeiten der Moskauer Pädagogischen Staatlichen Universität (MPGU) auf ihre wissenschaftliche Korrektheit überprüft hat. Nur eine Arbeit überstand den Test, bei allen anderen war betrogen oder fehlerhaft gearbeitet worden.

In Russland gehört es scheinbar zum guten Ton, sich Doktortitel zu erkaufen. Massenhaft Firmen bieten in Werbeanzeigen und auf Flyern ungeniert falsche Urkunden gegen Bargeld an. Und der illegale Weg zum Doktortitel scheint der weitaus Leichtere zu sein. Für wenige hundert Euro können in Russland akademische Würden erkauft werden, ein Klacks gegenüber jahrelanger Plackerei an der Uni.