Abitur - Möglichkeiten, sein Abi zu machen und Perspektiven mit Abi-Abschluss

Das Abitur ist, neben dem Hauptschulabschluss, der Mittleren Reife sowie der Fachhochschulreife, der vierte und gleichzeitig höchste Schulabschluss. Beim Zentralabitur werden die schriftlichen Prüfungsaufgaben zentral, in der Regel vom Kultusministerium des jeweiligen Bundeslandes, vorbereitet. Die Abiturfächer bestehen aus Leistungs- und Grundfächern. Erhalten Sie hier alle wichtigen Infos zum Thema Abitur und lesen Sie, welche Perspektiven ein Abi-Abschluss bietetn kann.

Britta Josten
Von Britta Josten

Der Weg zum Abitur

Beim Abitur handelt es sich um den hierzulande höchsten Schulabschluss, auch bezeichnet als allgemeine Hochschulreife. Es gilt als Nachweis zur Befähigung zum Studieren an Universitäten sowie gleichgestellten Hochschulen.

Gängiger Weg, um zum Abitur zu gelangen, ist über die allgemeinbildende Schule, wie das Gymnasium sowie die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Die Regelschulzeit beträgt dabei 13 Jahre. Ein Versuch, diese Zeit um ein Jahr zu verkürzen, wurde aufgrund heftiger Kritik und Problemen bei der Umsetzung bisher größtenteils wieder zurückgenommen.

Seit den 2010er Jahren wird, bis auf ein, zwei Ausnahmen, bundesweit in nahezu allen Bundesländern das Zentralabitur durchgeführt. Im Gegensatz zu einem fachgebundenen Abitur berechtigt es zur uneingeschränkten Studienbefähigung an europäischen Universitäten und Hochschulen.

Der Weg zum Abitur führt durch die Sekundarstufen I und II.

  • Er beginnt in der Primärstufe, der Grundschule mit den Klassen eins bis vier.
  • Im Anschluss an den Wechsel zum Gymnasium folgen danach die Klassen fünf bis zehn in der Sekundarstufe I.
  • In der Sekundarstufe II folgen die Jahrgangsstufen elf bis dreizehn oder elf bis zwölf. Die Sekundarstufe II wird auch als gymnasiale Oberstufe bezeichnet. Sie endet mit dem Abitur.

Um sein Abi zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten...

Das Prinzip des Zentralabiturs

Das besteht aus der schriftlichen sowie aus der mündlichen Prüfung. Die schriftliche Prüfung wird beim Zentralabitur buchstäblich von oberster Stelle, und zwar dem Kultusministerium, vorbereitet.

Landesweit gelten dieselben Aufgabenstellungen. Sie werden den Schulen über das Internet in verschlüsselter Form zugeleitet. An jedem Prüfungstag werden die dafür geltenden Unterlagen heruntergeladen, entschlüsselt und an die Prüflinge verteilt.

Zulassungsvoraussetzungen

Um zur Abiturprüfung zugelassen zu werden, muss der Abiturient beispielsweise in Nordrhein-Westfalen zwei Fächer als Leistungskurse sowie mehrere andere Fächer als Grundkurse belegt haben. Die beiden Leistungs- sowie zwei der Grundkursfächer bilden zusammen die Abiturfächer, in denen das Zentralabitur abgelegt wird.

Die ersten drei sind als schriftliche die zentral geprüften Fächer, während das vierte Fach mündlich und damit dezentral geprüft wird.

Die vier Abiturfächer rekrutieren sich aus den Aufgabenfeldern:

  • Sprachlich-Literarisch-Künstlerisch
    • Pflichtfach Deutsch
  • Geistes-Gesellschaftlich-Wissenschaftlich
    • Pflichtfach Geschichte
  • Mathematisch-Naturwissenschaftlich-Technisch
    • Pflichtfach Mathematik
  • Frei, also ohne Zuordnung
    • Pflichtfach Sport

Bei der Auswahl von Unterrichtsfächern gibt es wiederum Vorgaben, Schwerpunkte sowie Prioritäten. So muss entweder ein naturwissenschaftlicher oder ein sprachlicher Akzent gesetzt werden. Das bedeutet die Wahl von zwei Fächern aus diesem oder jenem Aufgabenfeld.

Benotung nach Punktesystem

Benotet wird für die Abiturzulassung nach einem Punktesystem, indem eine bestimmte Punktzahl in den Grund- sowie in den Leistungskursen erreicht worden sein muss. Bei der Abiturprüfung können maximal achthundertvierzig Punkte erreicht werden, was eine Durchschnittsnote von 1,0 ergibt. Diese Punktzahl addiert sich aus den drei Bereichen Grund- und Leistungskurse sowie Abitur.

Die mündliche Abiturprüfung wird in den Bundesländern ebenfalls recht unterschiedlich gehandhabt. Art und Auswahl der Fächer differieren ebenso wie die Möglichkeiten, zusätzliche mündliche Prüfungen ablegen zu können, um die schriftlichen Leistungen dadurch zu verbessern. Besondere Lernleistungen wie die Teilnahme an Bundeswettbewerben (Jugend forscht, Jugend musiziert) oder eine Abschlussarbeit als Facharbeit werden in einigen Bundesländern als viertes oder auch fünftes Prüfungsfach gewertet.

Vor- und Nachteile des Zentralabiturs

Für das Zentralabitur sprechen die landesweit gleichen Voraussetzungen bei der Abiturbenotung. Jeder Abiturient hat dieselben Chancen und Risiken. Dem steht der Nachteil gegenüber, dass an jedem Gymnasium unterschiedlich gelehrt und gelernt wird.

Andererseits werden die Abiturnoten aus Sicht ihrer Wertigkeit vor allem überregional vergleichbar. Ein Abitur ist im Norden des Bundeslandes ebenso viel "wert" wie im Landessüden.

Der Abiturient kann seine eigene Abiturnote mit einem deutlich höheren Selbstbewusstsein einordnen. Ihre Qualität bezieht sich nicht auf seine Klasse, Schule oder Ort, sondern auf das gesamte Bundesland.

Das 1,0-Abitur ist als solches ein landesweites Qualitätsabitur. Das Zentralabitur erfordert von den Schülern eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit.

Das Wissen auf hohem, auf Abiturniveau muss breiter und gleichzeitig tiefer sein. Niemand kennt die Abituraufgaben, keiner kann auch nur den geringsten Hinweis geben.

Der Prüfling muss in jeder Hinsicht gut bis sehr gut vorbereitet sein. Aus Sicht der Kultusbehörden wird dadurch die Qualität des Abiturs deutlich gesteigert. Wer die Abiturprüfung mit 1,0, also mit "Sehr Gut" besteht, der hat auch ein wirkliches und nachgewiesenes sehr gutes Wissen.

Eine andere Möglichkeit stellt das Abitur auf zweitem Bildungsweg dar...

Abi auf dem zweiten Bildungsweg

Es gibt viele Gründe, warum ein Abitur heute nur von Vorteil ist. Zum einen benötigt man es natürlich zwingend, wenn man vor hat, eine Laufbahn an der Universität einzuschlagen. Aber auch immer mehr Arbeitgeber setzen ein Abitur bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen zwingend voraus. Die Vorteile im Überblick:

  • man erwirbt einen formellen Abschluss und erhöht seine beruflichen Chancen
  • man zeigt, dass man leistungsorientiert, lernwillig und engagiert ist
  • man wird selbstständiger und fördert Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Organisationsfähigkeit und Zeitmanagement

Wer es als Jugendlicher nicht geschafft hat, das Gymnasium erfolgreich abzuschließen, der hat jedoch als Erwachsener die Chance, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen.

Bevor man sich ans Büffeln macht, muss man sich jedoch erst einmal entscheiden, auf welchem Weg man das Abi denn nun nachmachen möchte.

  • Einerseits gibt es die Möglichkeit, sich ganz auf die Schule zu konzentrieren und Vollzeit zu lernen.
  • Andere Angebote lassen sich auch in Teilzeit bewältigen.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es natürlich immer besser ist, wenn man neben der Schule keine weiteren Verpflichtungen hat. So lernt man nicht nur effektiver, sondern auch mit viel mehr Motivation.

Als Erwachsener hat man jedoch meist nicht mehr die Eltern im Rücken, die einen finanziell unterstützen. Zwei Jahre ohne Einkommen sind da nicht unbedingt vielversprechend.

In diesem Fall sollte man sich lieber für die Teilzeit-Variante entscheiden. Dann dauert es zwar etwas länger, man behält jedoch seinen Job und hat neben dem Lernstress nicht auch noch Geldsorgen.

Einstieg nach Mittlerer Reife

Um das Abitur nachholen zu können, benötigt man in der Regel eine Mittlere Reife. Manchmal genügt auch ein Hauptschulabschluss, sofern man zusätzlich einige Jahre an Berufserfahrung nachweisen kann. In die Fachoberschule kann man entweder in die 11. oder in die 12. Klasse einsteigen, je nachdem, welchen Abschluss man bereits erworben hat.

Verfügt man zusätzlich über eine abgeschlossene Berufsausbildung, so hat man darüber hinaus auch die Möglichkeit, eine Berufsoberschule oder ein Kolleg zu besuchen. Die BOS beginnt mit der 12. Klasse, das Kolleg mit einem Einführungsjahr.

Einstieg nach Fachabitur

Hat man bereits die Fachhochschulreife und möchte nun lediglich noch die allgemeine Hochschulreife erwerben, so kann man jeweils in die letzte Klasse einsteigen und das Abitur innerhalb eines Jahres nachholen.

Abendgymnasium

Muss man die Weiterbildung neben dem Beruf unterbringen, so empfiehlt sich der Besuch eines Abendgymnasiums oder die Anmeldung zu einem Fernlehrgang. Für Letzteres benötigt man jedoch sehr viel Disziplin, da fast alle Lerneinheiten selbstständig zuhause absolviert werden müssen. Nähere Informationen zum Unterrichtsablauf in einem Abendgymnasium erhalten Sie hier.

Doch damit sind die Möglichkeiten, sein Abi zu machen, noch nicht ausgeschöpft...

Weitere Wege zum Abitur

Neben diesen gibt es noch andere Möglichkeiten, um sein Abitur zu machen.

Berufskollegs bzw. Berufliche Gymnasien

Man das allgemeine Abitur auch an Berufskollegs mit gymnasialer Oberstufe (Höhere Berufsfachschule) bzw. an Beruflichen Gymnasien erwerben. Je nach Land bezeichnet man diese Einrichtungen auch als Fachgymnasien. Besonders ist hier, dass die Abiturienten nicht nur die allgemeine Hochschulreife erlangen, sondern sich zudem auch beruflich in einem bestimmten Bereich weiterbilden können. Möglich ist dieser Weg etwa am

  • Technischen Gymnasium (TG)
  • Wirtschaftsgymnasium (WG)
  • Sozial- und Gesundheitswissenschaftlichen Gymnasium (SGG)
  • Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium (EG)
  • Biotechnologischen Gymnasium (BTG)
  • Agrarwissenschaftlichen Gymnasium (AG)

Volkshochschule

Auch in Kursen an Volkshochschulen kann man sein Abitur nachholen. Meistens finden diese abends oder an den Wochenenden statt; auf diese Weise ist das Lernen auch neben dem Beruf möglich. Allerdings hat die Volkshochschule keine Prüfungsberechtigung; die Prüfung wird somit von externen Fachkräfpten abgenommen.

Fernstudium

Gleiches gilt, wenn man sich für die Möglichkeit des Fernstudiums entscheidet. Im Internet findet man einige Anbieter, die diese Option im Programm haben.

Bei diesen meldet man sich an und erhält in regelmäßigen Abständen Lernhefte nach Hause geschickt, welche ausgefüllt und wieder zurückgesendet werden. Von den Tutoren werden die Aufgaben korrigiert und anschließend erhält man ein Feedback.

Die Abiturprüfung verläuft als Externenprüfung, welche in der Regel in der nächstgrößeren Stadt angeboten wird. Die Dauer dieser Alternative richtet sich nach bisherigem Abschluss und natürlich danach, wie viel Zeit man zur Verfügung hat. Meist kann die Regelstudiendauer kostenlos verlängert werden.

Privatschule

Eine weitere Möglichkeit um sein Abitur zu machen, stellt die Privatschule dar. Hierbei muss man zwischen den staatlich anerkannten Ersatzschulen sowie den staatlich nur zu gelassenen Ergänzungsschulen unterscheiden.

Bei den staatlich anerkannten Schulen bieten die Hochschulreife in Form interner Prüfungen an; diese werden von der Landesschulaufsicht kontrolliert, wie an einer staatlichen Schule. Nur staatlich zugelassene private Schulen dienen dazu, den Schüler auf das Abitur vorzubereiten; die Prüfung erfolgt extern.

Hochschulabschluss und Nichtschülerprüfung

Wurde das Studium, welches mit einem Hochschulabschluss beendet wird, mit einem Zeugnis der Fachhochschulreife oder der fachgebundenen Hochschulreife aufgenommen, gilt auch dieses als Zugangsberechtigung für das Studium an einer Hochschule. Und schließlich gibt es noch die so genannte Nichtschülerprüfung, bei der die Abiturprüfung erfolgt, ohne dass der- oder diejenige zuvor eine entsprechende Schule besucht hat. Diese Form wird auch als Begabtenabitur oder außerschulisches Abitur bezeichnet.

Möglichkeiten und Perspektiven mit einem Abitur-Abschluss

12 bzw. 13 Jahre lang quält und schindet man sich, verteufelt die Schule und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich frei zu sein. Doch wenn der große Tag dann gekommen ist, denken viele Schüler plötzlich wehmütig zurück und fürchten sich vor der großen, weiten Welt, die sie nun erwartet.

Nach dem Abitur stehen einem Schüler viele verlockende Möglichkeiten offen. Glücklich wird jedoch nur, wer seine Entscheidung mit Bedacht und Weitsicht trifft.

Studium

Der typische Weg nach dem Abitur führt natürlich nahtlos ins Studentenleben über. Wozu eine allgemeine Hochschulreife erwerben, wenn man sie dann gar nicht nutzt?

Studieren ist eine wunderbare Möglichkeit für alle, die das ständige Lernen noch nicht satt haben und wirkliches Interesse an einem bestimmten Themengebiet zeigen. Etwas zu studieren, nur weil die Eltern auf gute Berufsaussichten pochen, ist hingegen keine gute Idee.

Mit einem Studium hat man gute Chancen, später einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu ergattern, außerdem kann man die unbeschwerte Schülerzeit noch ein wenig länger hinauszögern. Fleiß und Ehrgeiz sind jedoch Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium. Wer nur wegen der Party an die Uni geht, tanzt ganz schnell im Abseits.

Fast jeder Abiturient hat einmal eine Phase, in der er einfach keine Bücher und Hefteinträge mehr sehen kann. Da wächst natürlich der Wunsch, endlich etwas Praktisches zu machen und von der eigenen Mühe mehr zu haben als nur eine Note.

Studium als meistgewählte Möglichkeit
Studium als meistgewählte Möglichkeit

Ausbildung

Wer partout keine Lust mehr auf Büffeln hat, für den ist wahrscheinlich eine Ausbildung die gesündere Alternative. Als Abiturient hat man bessere Chancen auf einen Platz als ein Realschüler beispielsweise. Der Vorteil bei einer Ausbildung ist, dass man ab sofort sein eigenes Geld verdient und den Eltern nicht mehr auf der Tasche zu liegen braucht.

Allerdings muss man sich dabei darüber im Klaren sein, dass das unbeschwerte Leben vorbei ist. Während man in der Universität vielleicht die ein oder andere Vorlesung schwänzen kann, erfordert der Arbeitgeber vollstes Engagement.

Die Berufsausbildunfg als Alternative
Die Berufsausbildunfg als Alternative

Beliebte Berufsbereiche

Als Abiturient hat man eine große Auswahl an Ausbildungsberufen. Mittlerweile ist die Konkurrenz jedoch groß, besonders im kaufmännischen Bereich, in dem die meisten Schüler mit Abitur sich nach einer Lehrstelle umsehen. Beliebt sind vor allen Dingen folgende Ausbildungsberufe:

  • Bankkaufleute
  • Industriekaufleute
  • Kaufleute für Versicherungen und Finanzen
  • Fachinformatiker
  • Steuerfachangestellte
  • Kaufleute im Groß- und Außenhandel
  • Verwaltungsfachangestellte
  • Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen
  • Kaufleute im Einzelhandel
  • Kaufleute für Büromanagement

Des Weiteren gibt es einige Ausbildungsberufe, die man nur mit Abiturabschluss angehen kann, zu diesen zählen:

  • Polizei
  • Bundespolizei
  • Zoll
  • Fluglotse
  • Pilot

Ein Jahr Pause

Manchmal ist es jedoch auch klug, sich ein Jahr Pause zu gönnen, bevor man die wichtige Entscheidung "Ausbildung oder Studium?" trifft. Um die Zeit zu überbrücken, kann man ein freiwilliges soziales oder auch ökologisches Jahr absolvieren. Das macht sich gut im Lebenslauf und hilft dabei, nach dem ganzen Abistress wieder einen klaren Kopf für die Zukunft zu bekommen.

Besonders oft zieht es Abiturienten ins Ausland, um zum Beispiel an einem "Work and Travel" Programm teilzunehmen. Vor allen Dingen Schülerinnen bewerben sich gerne als Au-Pair.

Praktikum

Auch das Praktikum stellt eine beliebte Variante dar. Besonders, wenn man einen bestimmten Berufsbereich ins Auge gefasst hat, sich aber noch nicht sicher ist, ob dieser wirklich zu einem passt, könnte ein Praktikum bei der Entscheidung helfen. Zum einen sammelt man dabei natürlich erste Erfahrungen, zum anderen kann man aber auch wichtige Kontakte knüpfen, die einem möglicherweise bei der späteren Jobsuche helfen.