Cheerleading - Ursprung, Disziplinen und Verbreitung

Cheerleading war zunächst ausschließlich zur Anfeuerung eines Sportteams (meist American Football oder Basketball) und zur Animation der Zuschauer gedacht. Mittlerweile ist es allerdings selbst zum Sport geworden. Bis die ersten Frauen als Cheerleader vom Publikum akzeptiert wurden, dauerte es bis in die 80er Jahre. Informieren Sie sich über Ursprung, Disziplinen und Verbreitung des Cheerleadings.

Von Sarah Cramer

Entstehung des Cheerleadings: ursprünglich Männern zugeteilt

Tatsächlich stammen die ersten Cheerleader-Gruppen aus den USA. Die Überlieferung zeigt, dass im Jahr 1898, bei einem American Football Endspiel der University of Minnesota gegen die Northwestern University zum ersten Mal organisierte Anfeuerungsrufe aus dem Publikum zu vernehmen waren.

Gezielt wurden dort männliche Zuschauer ins Publikum verteilt, die durch laute Rufe und einschlägige Gesten Stimmung machen sollten. Es gelang den ersten Cheerleadern der Geschichte, die Aktionen der Fans beider Mannschaften zu intensivieren. Das Cheerleading war geboren.

Da es sich zu jener Zeit für die Damen der Gesellschaft nicht schickte, sich in dieser Form hervor zu tun, blieb die Aufgabe den Herren überlassen. Sie verfügten zudem über die lauteren und besser vernehmbaren Stimmen.

Auch die Autorität, das Publikum zum Mitmachen zu animieren, wurde bei den Männern eher gesehen. Ist eine Gewohnheit erst einmal etabliert, so ist sie meist auch schwer wieder zu durchbrechen oder zu verändern.

Einstieg der Frauen ins Cheerleading

So dauerte es bis in die 1980er Jahre, bis die ersten weiblichen Cheerleader in der heutigen Form und mit dem heutigen Selbstverständnis vom Publikum akzeptiert wurden. Das Auftreten und Entstehen weiblicher Cheerleader-Gruppen hat viel mit der Emanzipationsbewegung der 60er und 70er Jahre zu tun, die das Selbstbild von Frauen und die Wahrnehmung von Frauen in der Öffentlichkeit doch stark beeinflusste.

Erst seitdem Frauen selbstbewusst und eigenständig auftreten, ist auch das Agieren als Cheerleader überhaupt denkbar. Wurden die weiblichen Cheerleader anfangs vor allem in den prüden USA noch sehr skeptisch beäugt, so gehören sie heute längst zum Bild einer jeden Sportveranstaltung und werden von ihrer Zielrichtung her nicht mehr hinterfragt.

Längst sind sie zu einem akzeptierten und benötigten Inventar geworden, das nicht mehr wegzudenken ist. Die Sportart ist als solche ebenfalls akzeptiert, denn das Publikum sieht, dass hier hohe Leistungen erbracht werden.

Disziplinen und Wettkämpfe

Jede Highschool und jedes College hat sein Cheerleaderteam. Diese feuern nicht nur ihre Sportmannschaften an, sondern nehmen auch selbst an Wettbewerben teil.

Obwohl das Anfeuern der Mannschaften ja die eigentliche Absicht des Cheerleadings war, werden diese Termine heute oft nur als Probemöglichkeit für die Wettbewerbe angesehen. Was nicht heißen muss, dass die Cheerleader ihre Anfeuerungen nicht ernst meinen und mit Spaß bei der Sache betreiben.

Die Cheerleadergruppen müssen sich bei regionalen Wettkämpfen beweisen und können sich so für nationale Wettbewerbe qualifizieren. Ein Wettbewerb ist nicht nur nach Altersklassen eingeteilt, sondern es wird zwischen verschiedenen Disziplinen unterschieden. Es gibt beispielsweise Disziplinen, in denen ausschließlich getanzt wird; in anderen kommt es nur auf die Stunts an und in wiederum anderen Kategorien wiederum wird alles gemischt.

Man unterscheidet folgende Altersklassen - je nach Vereinigung gibt es verschiedene Angaben:

  • Kinder/Peewees: bis 12 Jahre
  • Jugend/Juniors: 11 bzw. 12 bis 17 Jahre
  • Erwachsene/Seniors: ab 16 bzw. 14 Jahre

Zu den beiden Stilrichtungen zählen das Cheerleading mit Akrobatik, Anfeuerungsrufen und Bodenturnen, sowie der Cheerdance mit unterschiedlichen Tanzstilen. Unter den Cheerleading-Kategorien sind folgende zu unterscheiden:

  • Peewee Cheer
  • Junior Allgirl und Coed
  • Senior Allgirl und Coed

Bei den Cheerdance-Kategorien finden sich

  • Peewee Cheerdance
  • Junior Cheerdance und
  • Senior Cheerdance.

Schließlich gibt es noch die Spezialkategorien

  • Group Stunt Allgirl und Coed mit vier bis fünf Personen
  • Partnerstand mit einer Frau und einem Mann sowie
  • Double-Dance mit zwei Personen.

Cheerleading-Elemente

Typisch sind folgende Elemente:

  • Motions: Armbewegungen
  • Chants: Sprechgesänge mit gestischer oder mimischer Untermalung
  • Cheers: ähnlich den Chants, nur von längerer Dauer
  • Stunts: Hebefiguren mit mindestens zwei Personen
  • Dance: Tänze
  • Tumbling: Teile des Bodenturnens

Voraussetzungen

Um erfolgreich bei diesen Wettkämpfen zu sein, benötigt das Team

  • akrobatische
  • rhythmisch begabte
  • starke
  • gelenkige und
  • ausdauernde

Mitglieder. Neben all den körperlichen Leistungen, die durch hartes Training erworben werden, zählt bei den Wettkämpfen auch der Ausdruck. Hier wird bei der Bewertung also die eigentliche Aufgabe der Motivierung berücksichtigt.

Verbreitung in Deutschland

Cheerleading ist hierzulande längst nicht so verbreitet. Zwar gibt es eine Cheerleader-Szene; diese ist jedoch äußerst dünn besetzt. Hauptsächlich sind die Cheerleader in Deutschland immer noch bei öffentlichen Sportveranstaltungen zu sehen, wo sie gezielt einzelne Mannschaften unterstützen, am häufigsten beim Eishockey.

Auch am Rande von großen Stadtmarathons und größeren Laufveranstaltungen sind Cheerleader in Deutschland immer mehr zu bewundern. Wer sich einmal die Zeit nimmt, als Zuschauer längere Zeit zu verweilen, der wird sie nicht nur tanzen sehen, sondern auch in den Genuss der akrobatischen Vorführungen kommen.

Die meisten Zuschauer sind von dem farbenprächtigen Spektakel und den hübschen Kostümen sehr angetan und behalten die Cheerleader in positiver Erinnerung. Wie so Vieles, ist also auch das Cheerleading von den USA zu uns herüber geschwappt.

Seit den 1980er wird dieser Sport auch bei uns immer beliebter. Und auch hier gibt es ernsthafte Wettkämpfe.

Die Meisterschaften werden von dem American Football Verband ausgerichtet, oder aber von den verschiedenen Länderverbänden. Durch die Teilnahme an den Ländermeisterschaften können sich die Teams für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Diese finden seit 1992 jährlich statt.

Eine ernst zu nehmende Sportart

Auch wenn heute immer noch viele Leute das Cheerleading belächeln und nicht als eigene Sportart akzeptieren können, sollte man bedenken, dass Cheerleader zu körperlichen Leistungen fähig sind, von denen manch einer von uns nur träumen kann. Cheerleading besteht eben nicht nur aus süßen kleinen Mädchen in kurzen Röcken und Pom Poms in den Händen.

Anforderungen an die Cheerleader

Die Cheerleader müssen in der Lage sein, die Masse mitzureißen. Doch zuvor gilt es, ihre Aufmerksamkeit zu erringen. In einem überfüllten Stadion zum Beispiel ist dies gar nicht so einfach.

Meist treten Cheerleader Gruppen deshalb in glitzernden und sehr farbenfrohen Kostümen auf. Noch mehr Glitzer und Glamour verbreiten sie durch ihre Accessoires, die häufig aus funkelnden Materialien gefertigt sind und an den Karneval erinnern.

Bevorzugt sind Cheerleader hübsch und weiblich, und haben eine sportlich durchtrainierte Figur. Das ist es, was von ihnen erwartet wird.

Motivation und Akrobatik

Um die Masse anzufeuern und bei Laune zu halten, stehen den Cheerleadern verschiedene Mittel zur Verfügung. Doch diese nützen nur dann etwas, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. So muss die Führerin der Cheerleader die richtigen Kommandos geben.

Befindet man sich in einer spannenden Phase des Wettkampfs, so müssen die Zuschauer durch Gesten und Zeichen zum Anfeuern animiert werden. Zum Teil werden diese Gesten auch durch einen rhythmischen Sprechgesang unterstützt, dieser wird jedoch nur nach Bedarf eingesetzt.

In Zeitabschnitten mit weniger Unterhaltungswert, zum Beispiel in den Spielpausen, unterhalten die Cheerleader die Zuschauer mit kleinen Choreographien und einstudierter Akrobatik. In diesen Momenten können sie sicher sein, dass ihnen die volle Aufmerksamkeit zu Teil wird.

Die Aufgabe der Cheerleader ist es, am Spielfeldrand oder im Stadion für gute Stimmung zu sorgen. Gelingt ihnen das, so tragen sie damit auch einen guten Teil zu einem friedlichen Spielverlauf bei. Sind Anhänger gegnerischer Mannschaften im Stadion, die die Tendenz zur Gewaltbereitschaft zeigen, so kann diese gemindert werden, indem ein Teil ihrer Aufmerksamkeit sich auf die Cheerleader richtet.

So können die Cheerleader-Mannschaften beider Turniermannschaften beispielsweise in den Wartephasen des Spiels einen sportlichen Wettbewerb gegeneinander austragen. Beginnt das Spiel von Neuem, so ist die Fertigkeit der Cheerleader gefragt, die Anhänger ihrer Mannschaft wieder positiv zum Anfeuern zu aktivieren.