Merkmale und Bezeichnungen unterschiedlicher Pferdetypen und -rassen

"Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" - und davon gibt es eine ganze Menge. So unterscheidet man mehrere Pferdetypen und -rassen. Letztere gehören zu den Typen Vollblut, Kaltblut, Warmblut und Pony. Des Weiteren kann in Fohlen und Stute sowie in Hengst und Wallach unterschieden werden. Der Einsatz von Pferden ist unterschiedlich, je nachdem ob es sich um Kaltblüter, Warmblüter oder Vollblüter handelt. Informieren Sie sich über die Merkmale und Bezeichnungen unterschiedlicher Pferdetypen und -rassen.

Von Kim Müller

Auf der Welt gibt es vier verschiedene Typen von Pferden (Vollblut, Kaltblut, Warmblut und Pony), welche sich in etwa hundert Rassen unterteilen.

Bekannte Rassen

Die wohl bekanntesten und beliebtesten Pferderassen und ihre Merkmale sind in folgender Auflistung zu finden.

American Saddlebred

Elegantes Reitpferd, Gangpferd und das beliebteste und berühmteste Showpferd in den USA. Bekannt ist der Saddlebred für seine bequemen und weichen Gänge. Der Körper ist schlank und fein, mit einem stark gewölbten Hals, intelligenten Augen und einem hübschen Kopf.

American Quarter Horse

An registrierten Pferden ist sie mit über vier Millionen die zahlenmäßig größte Pferderasse. Die Pferderasse ist klein und kompakt und besonders wendig. Heutzutage ist es ein beliebtes Pferd für das Westernreiten.

Andalusier

Alle iberischen Pferde, die in Spanien gezüchtet wurden, werden als Andalusier bezeichnet. Andalusier sind zumeist Schimmel und haben ein anmutiges Auftreten und Aussehen. Sie gelten als noble Reitpferde und sind intelligent und lernwillig.

Arabisches Vollblut (Araber)

Araber sind eine der weltweit ältesten Pferderassen der Welt und äußerst robust, da sie für die harten Bedingungen der Wüste gezüchtet wurden. Sie haben ein sensibles und sanftes Wesen, verfügen über viel Ausdauer und sind zudem schnell.

Curly Horse

Diese außergewöhnliche amerikanische Rasse verfügt über welliges und lockiges Fell und wird in vielen Sparten, wie zum Wander- oder Westernreiten eingesetzt. Zudem reagieren Allergiker auf die Pferdehaare nicht allergisch.

Deutsches Reitpony

Das deutsche Reitpony ist die erfolgreichste und beliebteste Ponyzüchtung in Deutschland. Diese Rasse eignet sich bestens als Jugend-, Kinder- und Sportpony, da sie leistungsbereit sind und ein ausgeglichenes Temperament besitzen.

Friese

Diese niederländische Pferderasse ist anmutig, pechschwarz und groß. Hauptsächlich werden sie als Dressurpferd, Kutschpferd und Showpferd genutzt.

Haflinger

Haflinger-Pferd mit grauen Haaren blickt um eine Stalltür
Haflinger-Pferd mit grauen Haaren blickt um eine Stalltür

Haflinger sind zumeist fuchsfarben mit hellem Langhaar. Sie sind freundliche und robuste Wesen, die hauptsächlich als Freizeitpferde oder Kutschpferde eingesetzt werden.

Arabo-Haflinger

Eine relativ neue Pferdeart ist der Arabo-Haflinger, auch Edelbluthaflinger genannt. Ab den 1960er Jahren wurden arabische Hengste mit Haflingerstuten gepaart. Heraus kam ein gutes Reit- und Freizeitpferd, das auch als Fahrpferd Einsatz findet. Es ist robust, intelligent und durch den Araber-Einschlag ausgesprochen hübsch.

Hannoveraner

In Europa ist sie die zahlenmäßig größte Pferderasse, sowie im Sport die erfolgreichste. Raumgreifende Gänge und Springtalent sind typisch für diese gelehrige und ausgeglichene, aber auch temperamentvolle Rasse.

Holsteiner

Weltweit zeichnet sich die Rasse durch ihr Springtalent aus. Auch werden sie im Dressur-, Vielseitigkeits- und Fahrsport eingesetzt. Sie besitzen hervorragende Charaktereigenschaften und ein ausgeglichenes Temperament.

Isländer

Die kleinen und starken Ponys sind eine der reinrassigsten Pferderassen weltweit, da das Einkreuzen anderer Pferderassen schon lange verboten ist. Trotz der geringen Körpergröße sind sie enorm schnell und kräftig und von Freizeitreitern und Gangpferdeliebhabern sehr geschätzt.

Norweger

Dieses Kleinpferd, mit großem Kopf und starkem Körperbau, ist hauptsächlich für Freizeitreiter geeignet. Die Mähne sieht man oft als Stehmähne geschnitten, wie sie für diese Rasse typisch ist.

Schleswiger Kaltblut

Diese deutsche Kaltblutrasse aus Schleswig-Holstein wurde als kräftiges und belastbares Arbeitstier gezüchtet und wird noch heute vorwiegend als Zug- und Fahrpferd eingesetzt. Die Rasse ist vom Aussterben bedroht.

Shetlandpony

Das kleine, aber dennoch sehr starke und robuste Pony wurde früher im Bergbau und in der Landwirtschaft eingesetzt. Heute werden sie besonders als Reitpferde für Kinder eingesetzt, da sie einen guten Charakter besitzen.

Trakehner

Diese Rasse ist eine der bedeutendsten und ältesten deutschen Reitpferderassen. Sie werden vor allem im Dressur- und Vielseitigkeitssport eingesetzt.

Welsh

Heute gehört die britische, in vier Sektionen eingeteilte Rasse zu den beliebtesten Ponys in Europa. Hauptsächlich werden sie als Freizeit- und Familienponys, aber auch als Fahrponys und im Sport eingesetzt.

Westfale

Diese Rasse ähnelt dem Hannoveraner sehr und ist mit ihm verwandt. Dem Aussehen nach ist er ein typisches sportliches Warmblut.

Drei junge Pferde auf der Weide
Drei junge Pferde auf der Weide

Unterscheidung in Fohlen und Stute

  • Als Fohlen werden alle Hauspferde bezeichnet, die noch kein Jahr alt sind.
  • Eine Stute ist ein weibliches und ausgewachsenes Hauspferd.

Tragezeit und Geburt

Eine Stute trägt in der Regel zwischen 315 bis 340 Tage. Schon einige Wochen vor dem Geburtstermin bewohnt die trächtige Stute eine speziell eingerichtete Abfohlbox, in welcher das Fohlen, meist nachts, geboren wird. Je nach Rasse ist das Fohlen zwischen 75 und 145 cm groß und wiegt zwischen 30 und 60 Kilogramm.

Nach der Geburt wird noch Blut über die Plazenta übertragen, wobei Fohlen und Stute noch eine Zeit lang auf dem Boden liegen bleiben. Die Nabelschnur reißt spätestens, wenn die Mutterstute aufsteht, um das Fohlen sauber zu lecken. Nach circa 15 Minuten steht auch das Fohlen zum ersten Mal auf.

Die Muttermilch enthält wichtige Stoffe für den Stoffwechsel und das Immunsystem. Zu Beginn säugt das Fohlen noch etwa alle halbe Stunde. In freier Natur wird das Fohlen zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat abgesäugt.

Stute

Ein ungestörter, physiologischer Sexualzyklus ist eine wesentliche Voraussetzung für die Fruchtbarkeit. Mit etwa 18 Monaten setzt die Geschlechtsreife bei Stuten ein. Zudem beeinflussen die Ernährung und die Aufzuchtbedingungen das Einsetzen der Geschlechts- und Zuchtreife.

Je nach Rasse und sportlicher Nutzung erlangen Stuten die Zuchtreife erst mit drei Jahren oder später. Die Paarungsbereitschaft der Stute erfolgt saisonal von März bis September, wobei sie bei Stallpferden auch ganzjährig auftreten kann. Sie kommt alle drei bis vier Wochen vor und dauert dann zwischen sechs und acht Tagen.

Fohlen

In den ersten Minuten nach der Geburt findet die Prägung zwischen Stute und Fohlen statt, indem die Stute durch das Ablecken des Fohlens seinen Geruch aufnimmt. In dieser Zeit sollten sie nicht gestört werden.

Die erste Lebenswoche des Fohlens ist besonders ausschlaggebend für die weitere Entwicklung, da es in dieser Zeit besonders aufnahmefähig für alle guten und schlechten Erfahrungen ist.

Sobald das Fohlen zum ersten Mal aufsteht, säugt es auch das erste Mal Muttermilch, welche für ein gesundes Abwehrsystem sorgt und so zu Beginn besonders wichtig ist.

Soll das Fohlen ausgewachsen als Reit- oder Arbeitspferd dienen, wird schon in den ersten Tagen nach der Geburt daran gearbeitet, wobei das Nehmen der Scheu vor menschlicher Berührung zunächst im Vordergrund steht.

Katze auf einem Holzzaun umgeben von drei braunen Pferden
Katze auf einem Holzzaun umgeben von drei braunen Pferden

Unterscheidung in Hengst und Wallach

  • Ein Hengst ist ein männliches Pferd, welches unkastriert ist,
  • wohingegen ein Wallach, zwar ebenfalls männlich, aber kastriert ist.

Hengst

Wird ein Hengst zur Zucht eingesetzt, so spricht man von einem Deckhengst. Als "Decken" bezeichnet man das Zusammenbringen von Hengst und Stute zum Zweck einer Paarung.

In Deutschland dürfen nur Hengste zur Zucht eingesetzt werden, die im Hengstregister der jeweiligen Rasse eingetragen sind, wofür die Teilnahme an einer Körung meist die Voraussetzung ist.

  • Deckhengste, die zu einem Landgestüt gehören und sich im Staatsbesitz befinden, werden Landbeschäler genannt.
  • In einem Hauptgestüt aufgestellte Deckhengste werden Hauptbeschäler genannt.
  • Als Stempelhengste werden Deckhengste bezeichnet, die eine eigene Linie, durch überdurchschnittliche Vererbungskraft, begründen.

Wallach

Aufgrund ihres ausgeprägten Sexualtriebes ist es oft schwer, Hengste in eine Pferdeherde zu integrieren, wodurch sie oft im Alter von circa zwei Jahren kastriert und so umgänglicher werden. Rennpferde werden selten kastriert, damit sie bei Erfolg zur Zucht eingesetzt werden können.

Rechte Hand einer Frau an Rumpf oder Körper eines braunen Pferdes mit Halfter und Mähne
Rechte Hand einer Frau an Rumpf oder Körper eines braunen Pferdes mit Halfter und Mähne

Unterscheidung in Kaltblüter, Warmblüter und Vollblüter

Pferderassen, die sich durch ein ruhiges Temperament auszeichnen, ein hohes Körpergewicht haben und hauptsächlich als Zugpferde eingesetzt werden, bezeichnet man als Kaltblüter, wohingegen Warmblüter zwischen dem Kalt- und Vollblut stehen und zumeist als Reitpferde eingesetzt werden. Die Abstammung von Vollblütern geht auf Araberpferde zurück. Die jeweilige Bezeichnung bezieht sich auf Eigenschaften und Temperament und nicht auf die Körpertemperatur der Tiere.

Kaltblüter

Kaltblutrassen wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als Arbeitspferde in der Industrie und der Landwirtschaft eingesetzt, da sie durch ihr hohes Körpergewicht nicht als schnelle Reitpferde geeignet waren. Ihre Gutmütigkeit und ihr enormes Leistungsvermögen waren damals und sind auch heute noch stark geschätzt.

Auch heute noch werden sie, wenn die Nutzung schwerer Maschinen nicht gewünscht oder nicht möglich ist, in der Forstwirtschaft eingesetzt. Zudem werden sie als Familien-, Freizeit- und Westernpferde eingesetzt.

Warmblüter

Um schnellere und wendigere Pferde für militärische und repräsentative Zwecke, sowie elegantere Kutsch- und Reitpferde zu erhalten, wurden im 18. und 19. Jahrhundert zunehmend arabische und spanische Pferde in die Zucht eingekreuzt. Wenn Warmblüter den Anforderungen des Zuchtziels der jeweiligen Rasse entsprechen, dürfen sie auch ohne Eintragung der Eltern in das Stutbuch eingetragen werden.

Durch gezielte Kreuzung mit anderen Rassen, können so einzelne Merkmale verbessert werden, was allerdings eine Genehmigung und gültige Abstammungspapiere der Elterntiere erfordert. Wie keine andere Zucht dominieren deutsche Warmblüter das Sport- und Turniergeschehen auf der ganzen Welt.

Drei wilde Pferde laufen durch Landschaft
Drei wilde Pferde laufen durch Landschaft

Vollblüter

"Vollblüter" ist die Kurzform für "Englisches Vollblut", deren Zuchtursprung bereits im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert liegt. Hauptsächlich werden sie für den Galopprennsport gezüchtet.

Auch für den Vollblutaraber wird die Kurzform "Vollblüter" verwendet. Zumeist wurde bei Vollblutarabern Warmblut oder europäisches Vollblut eingekreuzt. Vollblutähnliche Rassen werden der Gruppe der Vollblüter offiziell nicht zugerechnet.