Jagdreiten - Merkmale, Arten und Ablauf einer Reitjagd

Das Jagdreiten bzw. Reitjagden sind eine tolle Abwechslung zum gewöhnlichen Reiten. Es gibt natürliche und künstliche Hindernisse, die eine Herausforderung für Pferd und Reiter darstellen. Außerdem geht es um das Gemeinschaftsgefühl beim Reiten. Auch die Natur wird von vielen Reitern genossen. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um das Jagdreiten.

Von Cornelia Gschiel

Jagdreiten - Generelle Merkmale und Ablauf

Beim Jagdreiten handelt es sich um ein organisiertes Ausreiten, welches im Gelände ausgeführt wird. Man reitet in geführten Gruppen und hält sich dabei jeweils in Jagdfeldern auf.

Es gibt unterschiedliche Arten von Jagden, bei denen auch verschiedene Ziele im Vordergrund stehen. Bei einigen wird mit, bei anderen ohne Hunde geriten. Wiederum gibt es Jagden, bei denen der gemeinsame Ausritt wichtig ist; ein Wettkampf findet hierbei nicht statt.

Das Besondere am Jagdreiten ist somit, dass es hier keinen Wettkampf gibt, die Reiter aber die Gemeinschaft mit anderen Reitern und Hunden genießen können. Auch eine Altersgrenze gibt es nicht; wer sich fit genug fühlt, macht an einem Jagdreiten mit.

Voraussetzung für das Jagdreiten ist, dass das Gelände groß genug ist. Nur so kann man ungetrübten Spaß genießen und auch lange Schleppjagden veranstalten. Zum Jagdreiten gehören die so genannten Reitjagden.

  • Meist wird die Länge der Strecke schon im Vorhinein bekannt gemacht, sodass sie die Reiter darauf vorbereiten können.
  • Auch die Anzahl und die maximale Höhe der natürlichen und aufgestellten Hindernisse wird vorher bekannt gemacht.

Beim Jagdreiten geht es nicht darum, Wild zu jagen oder zu hetzen. Füchse, Wildschweine, Hirsche und andere Wildtiere werden völlig in Ruhe gelassen.

Stattdessen wird meist ein Reiter als "Fuchs" bestimmt. Dieser verteilt meist eine Duftstofflösung, die nicht mit natürlichen Düften verwechselt werden kann.

Die Hunde sind speziell darauf trainiert und lassen sich durch natürlich vorkommende Düfte nicht ablenken. Die Meute kann aber auch auf die Trittsiegel des "Fuchs"-Pferdes trainiert sein.

Die Jagdkleidung:

  • Reitjackett
  • Jagdrock
  • Hemd
  • Bluse
  • Hose
  • Stiefel
  • Jagdkappe

Organisation und Ausrüstung

Was die Jagdstrecke angeht, so wird diese immer mit den Besitzern des jeweiligen Landes abgesprochen. Stoppelfelder werden somit nicht gepflügt, Wiesen werden gemäht. In der Regel findet die Jagd meistens im Herbst statt, wenn die Ernte bereits durchgeführt wurde.

Die Organisation einer solchen Jagd erweist sich jedoch als immer schwieriger, da man nicht mehr so leicht eine zusammenhängende Strecke, die sich eignet, finden kann. Entsprechende Plätze gibt es noch vermehrt bei Gütern, Truppenübungsplätzen oder Schlössern.

In der Regel trägt man für das Jagdreiten normale Turnierkleidung. Diese besteht aus

  • Stiefeln
  • einer hellen Hose
  • einer dunklen Jacke und
  • einer splittersicheren Jagdkappe.

Bei der so genannten Equipage kommen Woll-Jagdröcke zur Anwendung. Im springenden Feld nutzt man einen entsprechend geeigneten Sattel; die Pferdebeine werden meist mit Gamaschen versehen.

Das Stelldichein

Zum Ablauf einer Reitjagd gibt es Folgendes zu sagen: Sie beginnt mit dem so genannten Stelldichein. Die Reiter treffen sich und werden vom Jagdherren begrüßt.

Nun wird das Jagdgeld bezahlt, hin und wieder kann man sich in ein Jagdbuch eintragen. Eine korrekte Jagdbekleidung gehört zu jeder Reitjagd dazu.

  • Reitjackett
  • Jagdrock
  • Hemd
  • Bluse
  • Hose und
  • Stiefel sowie
  • eine Jagdkappe

gehören zu jeder Jagd. Beim Stelldichein werden auch die Regeln und die Besonderheiten der Strecke erklärt.

  1. Zu den Regeln gehört, dass der Master - der am Anfang reitet - nicht überholt werden darf. Dies dient dem Schutz der Hunde.
  2. Das Jagdfeld darf außerdem nicht gekreuzt werden.
  3. Wenn ein Pferd ein Hindernis nicht überqueren kann oder will, muss es zur Seite gehen, damit das nächste Pferd springen kann.

Die verschiedenen "Felder"

Bei einer Reitjagd gibt es meist mehrere "Felder" von 20 bis 25 Reitern, die von einem Feldmaster, beziehungsweise Feld-Pikör geführt werden. Dieser darf auf keinen Fall überholt werden. Die Regeln besagen, dass im ersten Feld gesprungen wird, im zweiten Feld dagegen nicht.

Bei einigen Reitjagden gibt es auch Felder mit einfacheren Strecken. Ältere Pferde, unerfahrene Reiter und Ponys können innerhalb dieses Feldes langsamer reiten und die Jagd trotzdem genießen, ohne sich zu gefährden.

Nach der halben Strecke gibt es einen kleinen Imbiss für die Teilnehmer und Zuschauer der Jagd. Die Pferde können sich ausruhen.

Nach der Jagd kommt der gesellige Teil. Dies kann ein Abendessen oder auch ein Jagdball sein.

Reiter mit Pferd und Jagdhunde beim Jagdreiten auf einer Wiese
Reiter mit Pferd und Jagdhunde beim Jagdreiten auf einer Wiese

Unterschiedliche Arten des Jagdreitens

Arten des Jagdreitens:

  • Schleppjagd
  • Fuchsjagd
  • Parforcejagd
  • Hubertusjagd
  • Bogenreiten

Für viele Menschen ist das Jagdreiten ein besonderer Spaß. Es findet in geführten Gruppen auf einem vorher bestimmten Gelände statt.

Natürliche und angelegte Hindernisse erschweren die Jagd, bedeuten aber auch Abwechslung und Herausforderung für Reiter und Pferd. Es gibt verschiedene Arten des Jagdreitens.

Schleppjagd

Bei der Schleppjagd wird eine Duftspur - die so genannte Schleppe - von Hunden verfolgt. Heutzutage werden keine echten Füchse mehr gejagt. Beim "Fuchs" handelt es sich um ein Mitglied der Reitertruppe.

Für die Fuchsjagd werden meist

  • Beagles
  • English Foxhound
  • Francais Tricolore und
  • Harrier

verwendet. Sie folgen entweder Trittsiegeln oder einer Duftstofflösung, die der "Fuchs" aus einem Kanister, der am Sattel angebracht ist, tropfen lässt.

Die Hunde können der Duftspur ganz genau folgen, da es sich um keinen natürlichen Duft handelt. Gute Hunde sollten der gewünschten Duftspur folgen und sich nicht um frische Spuren oder Wildspuren kümmern.

Die Meute laufen als erstes los, begleitet von Pikören der Equipage. Danach kommen die Reiter und der Master.

Fuchsjagd

Bei der Fuchsjagd reitet man ohne Hunde. Auch hier kommt ein "Fuchs" zum Einsatz. Es handelt sich dabei meist um den erfolgreichen Jäger aus dem Vorjahr.

Bei der Jagd werden verschiedene Hindernisse überquert. Am Schluss findet das so genannte Fuchsschwanzgreifen statt.

Der Fuchsschwanz kann aber auch an einem Busch hängen. Er muss dann von den Reitern rechtzeitig erkannt und mit viel Geschick erwischt werden. Bei der nächsten Variante wird der Fuchsschwanz an eine gespannte Leine gehängt.

Nun werden die Reiter und Pferde in gleich schnelle Gruppen eingeteilt, sodass der Wettkampf fair bleibt. Nun wird im Galopp versucht, den Fuchsschwanz zu bekommen. Meist gewinnt der Schnellste und Geschickteste.

Parforcejagd

Bei der Parforcejagd handelt es sich um eine Hetzjagd, die vor allem im 17. und 18. Jahrhundert sehr beliebt war. Eine Hundemeute wird auf die Fährte von Wildschweinen, Hirschen, Rehen und anderem Wild angesetzt und soll diese finden und hetzen.

Die Reiter reiten hinterher und verständigen sich, bis das Wild gestellt ist, über Trompe de Chasse, ein spezielles Jagdhorn. Viele sind der Meinung, dass Parforcejagden tierfeindlich sind.

Das Wild wird von den Hunden aber nicht getötet, sondern lediglich gestellt. Zudem sind die Hunde meist langsamer als das Wild, besitzen aber eine größere Ausdauer. Diese Ausdauer ermöglicht es ihnen, das Wild zu ermüden und schlussendlich doch zu stellen.

Hubertusjagd

Am 3. November, dem Hubertustag, wird in Deutschland ein besondere Jagd abgehalten: Die Hubertusjagd. Fuchs- und Schleppjagden stehen auf dem Tagesprogramm. Auch in vielen anderen Ländern Europas werden am Hubertustag Reitjagden abgehalten.

Das Bogenreiten

Das Bogenreiten ist eine spezielle Form des Jagdreitens. Es wird vom Pferd aus mit Pfeil und Bogen geschossen, und zwar nicht nur in langsamen Gangarten, sondern auch im Galopp. Pferd und Reiter müssen gut harmonisieren; außerdem muss der Reiter eine gute Balance und Vertrauen zum Pferd haben.

Wem gewöhnliches Jagdreiten zu unspektakulär ist, der sollte es einmal mit dem Bogenreiten versuchen. Es handelt sich hierbei um berittenes Bogenschießen. Diese 1980 wieder eingeführte Sportart erfordert extrem gutes Gleichgewicht und viel Körperbeherrschung, da einhändig geritten werden muss.

Entstehung und Verbreitung des Bogenreitens

Ursprünglich bedienten sich verschiedene Reitervölker wie die

  • Hunnen
  • Mongolen
  • Skythen und
  • Göktürken

der Technik des Bogenreitens. Damit waren sie europäischen Rittern im Kampf überlegen. Natürlich wurde auch vom Pferd aus gejagt.

Bereits im ersten Jahrtausend vor Christus begannen Nomadenvölker in Zentralasien mit der Nutzung von Pferden. Sie nutzten es vor allem als Reit- und Arbeitstier.

So wurden die edlen Tiere zur Basis ihres Überlebens in der Sitte. Es wurde intensive Pferdezucht getrieben, da man viele Pferde benötigte. Immer wieder wurden aber auch Pferde von anderen Truppen gestohlen.

Mit ihrer Taktik waren sie europäischen Rittern weit überlegen. Sie griffen blitzschnell und vom Pferd aus an. Die gepanzerten Ritter waren zu Fuß natürlich viel zu langsam um die Verfolgung aufzunehmen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet das Bogenreiten allerdings in weiten Teilen der Welt in Vergessenheit. Nur die japanischen Yabusame führten es noch aus. In den 1980er Jahren wurde das Bogenreiten als Wettkampf wieder eingeführt.

Heutzutage ist Bogenreiten eine beliebte Sportart in Amerika, Europa und Ozeanien. Es gibt auch einen Weltverband der berittenen Bogenschützen.

Verwendete Bogen und Herausforderungen an den Reiter

Damit beim Bogenreiten das untere Ende des Bogens nicht in Kontakt mit dem Rücken des Pferdes kommt, werden kurze und asymmetrische Bogen verwendet. So genannte Kompositbögen mit Reflex- und Recurvegeometrie werden am liebsten verwendet, um eine ausreichende Zugkraft zu erhalten.

Das Bogenreiten ist eine äußerst schwierige Sportart und verlangt dem Schützen einiges ab, da häufig im Galopp geschossen wird. Das Einnocken stellt eine Herausforderung dar, ebenso das Schießen mehrerer Pfeile hintereinander. Beim Bogenreiten wird meist nach links geschossen, deshalb werden die Pferde im Linksgalopp geritten, um mehr Harmonie zu erlangen.

  • Hubert Stegmann und Günther Dörken Handbuch 'Jagdreiten': Ein Leitfaden für 'Schleppjagd' und 'Reitjagd ohne Hunde'. Meutekatalog - Jagdordnung - Organisation - Brauchtum, Fn-Verlag, 1999, ISBN 3885423472

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