Zaumzeug - Nutzen, Aufbau und Anforderungen

Zaumzeug wird in unterschiedlichen Ausführungen angeboten. Bei der Auswahl kommt es auf die Art des Reitens an und darauf, welche Wirkung auf die Druckpunkte am Kopf des Tieres ausgeübt werden soll. Ein besonderes Zaumzeug benötigen junge Pferde, die sich noch in der Ausbildung befinden. Informieren Sie sich über den Nutzen sowie den Aufbau unterschiedlicher Zaumzeugarten.

Von Kai Zielke

Zaumzeug - Merkmale und Aufbau

Das Zaumzeug ist ein Riemenzeug, das der Führung von Zugtieren dient. Es wird in Kopfteil, Zügel und Leinen eingeteilt. Einige Zaumzeuge verfügen über ein Gebiss, andere sind gebisslos.

Am meisten verbreitet ist die Verwendung von Zaumzeugen in Europa bei Pferden. Doch auch bei anderen Zugtieren kommen sie zur Anwendung, beispielsweise bei Eseln, Kamelen und Alpakas, wobei Letztere in den vergangenen Jahren in Deutschland immer mehr Beliebtheit erlangten.

Zu den essentiellen Bestandteilen des Zaumzeugs zählen

  • Wirkelement
  • Zugelement
  • Riemen und
  • Reithalfter bzw. Nasenriemen.

Durch den Einsatz eines Zaumzeugs wird das Tier besser lenkbar. Es trägt um den Kopf ein spezielles Geschirr, das genau an die Anatomie des Tieres angepasst sein muss.

Dieses wird mit Leinen und Zügeln verbunden. Das Kopfgeschirr besteht aus Wirkelementen, mit denen auf die Druckpunkte an Maul, Nase oder Genick eingewirkt wird. Weiterhin kann das Wirkelement ein Gebiss enthalten, das auf bestimmte Punkte im Maul, beispielsweise die Zunge, einen Reiz ausübt.

Damit das Kopfgeschirr hält, muss es fixiert werden. Dies geschieht über Riemen, die mit den Wirkelementen verbunden sind.

Diese besitzen eigene Bezeichnungen, beispielsweise Genickriemen oder Backenstück. Gebisszäume verfügen außerdem über einen Nasenriemen oder ein Reithalfter.

Zur Übertragung des Reizes von der Hand auf die jeweiligen Druckpunkte sind Zugelemente erforderlich. Man unterscheidet Zügel, die beim Reiten verwendet werden und diverse Leinen beziehungsweise Longen, die bei der Bodenarbeit oder beim Fahren zum Einsatz kommen. Die Verbindung von Zügeln und Kopfteil erfolgt über Gebissringe.

Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese
Reiterin und ihr braunes Pferd beim Dressurreiten auf grüner Wiese

Wirkung

Bei der Verwendung von Zaumzeug wird die natürliche Reaktion des Tieres ausgenutzt, die als Reaktion auf den Reiz eines bestimmten Druckpunktes erfolgt. Zusätzlich können durch konsequentes Training weitere Reaktionen eingeübt werden.

Als Druckpunkte kommen je nach Art der Halfterung und des Gebisses die Zunge, das Kinn, das Genick, Lippen und Nase in Betracht. Werden diese durch das Betätigen der Zügel und die dabei entstehende Kraftübertragung angesprochen, reagiert das Tier mit einer entsprechenden Kopfbewegung. Der Rest des Körpers folgt dieser nach.

Wichtig ist, dass das Fluchttiere niemals an den Zügeln angebunden werden. Sofern sie erschrecken, versuchen sie zu fliehen.

Das Reißen an den Zügeln könnte schlimme Verletzungen im Maulbereich hervorrufen, die durch das Metallgebiss hervorgerufen werden. Außerdem darf der Zaum nicht drücken, damit eine freie Atmung und eine ausreichende Sauerstoffzufuhr garantiert sind.

Materialien und Verarbeitung

Zaumzeug für Reit- und Zugtiere kann aus sehr unterschiedlichen Materialien bestehen. Meist kommen Leder, synthetische Gewebe oder Pferdehaar zum Einsatz, wobei Materialkombinationen möglich sind. In der Regel schreibt das Reglement der jeweiligen Reitsportart vor, wie das Zaumzeug gearbeitet und aus welchem Material es gefertigt sein muss.

Leder

Frau sitzt auf grauem Pferd, hat Oberkörper auf Pferdehals gelegt
Frau sitzt auf grauem Pferd, hat Oberkörper auf Pferdehals gelegt

Das traditionelle Zaumzeug besteht aus Leder. Gebissringe und Schnallen bestehen aus Metall.

Leder ist ein Naturprodukt, das bei richtiger Pflege viele positive Eigenschaften besitzt. Es ist in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und an die Umgebung abzugeben.

Es verfügt über eine hohe Abriebfestigkeit und bietet ein angenehmes Tragegefühl. Obendrein ist es äußerst stabil. Qualitativ gibt es allerdings große Unterschiede, die sich zunächst im Kaufpreis spiegeln.

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass hochwertigere Leder weicher sind, was unter anderem am Leder selbst, aber auch an dessen Verarbeitung liegt. Grobporige Leder sind härter und reißen schneller als Leder mit feinen Poren.

Eine chemische Gerbung sorgt dafür, dass die natürlichen Eigenschaften des Leders verloren gehen. Vegetativ gegerbtes Leder behält seine Natürlichkeit bei.

Zudem ist es belastbarer und besitzt eine längere Lebensdauer. Außerdem schont letzteres Verfahren die Umwelt.

Synthetik

Synthetische Materialien haben in den letzten Jahren bei der Auswahl von Zaumzeug immer mehr an Beliebtheit gewonnen, zumal sie pflegeleichter, teilweise auch leichter als Leder sind. Für den Turniersport allerdings sind sie nicht erlaubt.

Auch Synthetikgewebe weisen eine unterschiedliche Qualität auf. Hochwertige Materialien sind weich, elastisch und reißfest. Dennoch stehen sie natürlichem Leder im Hinblick auf die Atmungsaktivität nach.

Pferdehaar

Ein besonders hochwertiges Material, das für die Herstellung von Zaumzeug verwendet werden kann, ist Pferdehaar. Obwohl es der Natur des Pferdes am nächsten kommt, wird es nur selten angeboten.

Im Gegensatz zu anderen Herstellungsverfahren ist seine Verarbeitung sehr zeitaufwändig und kostenintensiv. Atmungsaktivität, Elastizität und Stabilitätsind äußerst gut.

Während einige Zaumzeug-Arten aus reinem Leder bestehen, sind andere unterfüttert, um den Tragekomfort für das Pferd zu erhöhen. Als Futter können

  • Filz
  • Synthetik sowie
  • Kunst- oder Echtfell

zum Einsatz kommen. Lammfell kommt eine besondere Rolle zu.

Doch nicht nur das Material, auch die Verarbeitung muss höchste Ansprüche erfüllen. Nähte sollten sauber und mit hochwertigen Garnen ausgeführt sowie versenkt sein, damit sie halten und nicht scheuern.

Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd
Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd

Arten und Anforderungen

Je nach Reitweise kommen unterschiedliche Arten von Zaumzeugen zum Einsatz.

Trensenzaum

Eine davon kann die Trensenzäumung sein. Sie besteht aus einem Kopfstück, das sich in

  • Stirnriemen
  • einem Genickstück
  • Backenstücken
  • Kehlriemen
  • Gebiss und
  • Trense

unterteilt, sowie aus Zügeln, Leinen beziehungsweise Longen.

Der wichtigste Teil des Zaumzeugs ist das Genickstück, auf dem das größte Gewicht lastet. Es sollte möglichst breit und weich unterfüttert sein, damit es nicht in die Haut einschneidet. Das Gegenstück des Genickstücks ist der Stirnriemen, der dafür sorgt, dass das Genickstück nicht verrutscht.

Genickstück und Gebiss werden durch die Backenriemen verbunden, die unterhalb des Jochbeins verlaufen. Ebenfalls ist am Genickstück der Kehlriemen angebracht.

Damit der Trensenzaum gut sitzt, kann er über die Riemen individuell eingestellt werden. Außerdem bieten Hersteller unterschiedliche Größen an.

Westernzaum

Der Westernzaum ähnelt dem klassischen Zaumzeug, besitzt jedoch Kinnkette oder Kinnriemen. Letzterer wird lose verschnallt, während die Kinnkette fest verschnallt wird und durch die auf sie ausgeübte Hebelwirkung einen Reiz auf bestimmte Druckpunkte am Kinn ausübt. Westernzaumzeug wird in unterschiedlichen Ausführungen angeboten.

Einohrzaum

Eine Möglichkeit ist die Ausführung als Einohrzaum. Das Genickstück desselben besitzt eine Ohrschlaufe sowie ein Backenstück, seltener zwei Backenstücke. Die Ohrschlaufe lässt sich individuell einstellen.

Der Sinn des Einohrzaums besteht darin, dem Pferd so wenig Last wie möglich auszubürden. Dies minimiert die Gefahr des Aufscheuerns der Haut des Tieres. Aus diesem Grunde sind auch die Riemen relativ schmal gehalten, auf den Kehlriemen wird verzichtet.

Kappzaum

Das typische Merkmal des Kappzaums ist das Fehlen des Gebisses. Er wird häufig bei der Bodenarbeit mit jungen Pferden eingesetzt, die ungestüm zur Seite springen oder unvermutet reagieren können. Ein Gebiss könnte dabei zu gravierenden Verletzungen im Maulbereich führen.

Ein weiteres Merkmal des Kappzaums ist der auf dem Nasenrücken befindliche Metallkern. Das Befestigen der Longe erfolgt über eine bewegliche Metallschlaufe.

Fahrzaum

Beim Fahrsport wird ein Fahrzaum eingesetzt, der kein Reithalfter besitzt. Backenstücke und Nasenriemen sind über Schlaufen miteinander verbunden.