Ein Einblick in verschiedene Halfterarten

Das Halfter ist Teil des Zaumzeugs, das zum Lenken, Führen oder Anbinden von Reit- und Zugtieren dient. Unterschieden werden Stall- und Reithalfter. Während dem Tier das Stallhalfter lediglich zum Führen auf die Weide oder in den Stall beziehungsweise im Rahmen von Pflegemaßnahmen angelegt wird, kommen beim Reiten diverse andere Halfterarten zum Einsatz. Werfen Sie einen Blick auf verschiedene Halfterarten.

Von Kai Zielke

Das Reithalfter stellt einen Teil des Zaumzeugs dar. Es dient dem Unterkiefer als Stütze und bietet dem Kieferknochen Schutz vor zu starker Einwirkung. Des Weiteren wird ein Teil des Drucks auf das Nasenbein des Tieres übertragen, was der Führung des Pferdes zugute kommt.

Beim Westernreiten verzichtet man klassischerweise auf das Reithalfter. Wenn überhaupt, kommt es hier in der Regel als Sperrhalfter zur Anwendung. Es gibt verschiedene Arten von Reithalftern, die auch abhängig von der Kopfform des Pferdes gewählt werden, um korrekt einwirken zu können.

Das Halfter ist ein ledernes oder synthetisches Kopfstück, das dem Tier als Stallhalfter oder als Reithalfter angelegt wird. Das Stallhalfter dient der Fixierung des Tieres im Stall, indem es über den Führstrick mit einem Panikhaken verbunden wird. Dieser ist fest in der Stallwand integriert.

So wird verhindert, dass das Tier während der Pflegemaßnahmen oder bei tierärztlichen Behandlungen scheut und auszubrechen versucht. Außerdem kommt ein Stallhalfter zum Einsatz, wenn das Pferd zur Weide oder in den Stall geführt wird. Im Übrigen nimmt man es aus Sicherheitsgründen ab.

Das Reithalfter kommt im Reitsport zum Einsatz. Angeboten werden diverse Arten, die sich nach Einsatzgebiet unterscheiden.

Knotenhalfter

Das einfachste Halfter ist das Knotenhalfter. Es besteht aus einem einzigen Strick, der über Knoten zu einem Halfter zusammengeführt ist. Im Gegensatz zu anderen Halftern ist es nur teilweise verstellbar.

Die Knoten werden so gesetzt, dass sie bestimmte Druckpunkte im Kopfbereich des Tieres erreichen, um eine schnelle Reizleitung zu gewährleisten. Aufgrund der Sensibilität der Tiere darf es nur locker angelegt werden.

Deutsches Reithalfter

Ein ebenfalls einfaches Halfter ist das Deutsche Reithalfter, bei dem ein Lederriemen durch beide Backenstücke gefädelt wird. Dieser dient als Nasen- und als Kinnriemen. Der richtige Sitz ist wichtig, damit das Pferdemaul nicht ungehindert geöffnet werden und sich der Mitarbeit entziehen kann.

Zu eng darf das Halfter nicht anliegen, damit eine ausreichende Sauerstoffversorgung garantiert ist. Individuelle Einstellungen werden durch das Verstellen der Backenstücke erreicht.

Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd
Junge Frau sitzt im Sattel und umarmt ihr Pferd

Hannoversche Reithalfter

Das Hannoversche Reithalfter setzt sich aus Backen- und Genickstück zusammen. Längeneinstellungen können über Schnallen vorgenommen werden. Die Fixierung von einem Nasen- und zwei Kinnriemen erfolgt über Ringe.

Das Hannoversche Reithalfter wurde lange Zeit am häufigsten verwendet, wurde dann jedoch vom Kombinierten Halfter verdrängt. Es wird so verschnallt, dass der Riemen auf Höhe des knöchernen Teils der Nase liegt. Über den Gebissringen ist locker es in der Kinngrube verschnallt.

Diese Halfterart findet vor allem bei Pferden mit geradem und langen Köpfen Anwendung. Auch solchen mit einer langen Maulspalte wird es oft angelegt. Manchmal erfolgt eine englische Verschnallung, sodass es unter dem Jochbein liegt, wie auch das Deutsche Reithalfter.

Englisches Reithalfter

Das besondere Merkmal des Englischen Reithalfters ist ein gepolsterter Nasenriemen, der eine Breite von etwa zwei Zentimetern aufweist. Er verhindert das weite Aufsperren des Maules während des Arbeitsprozesses.

Im Gegensatz zum Hannoverschen Reithalfter wird durch das Halfter nicth der Druck auf die Laden verringert. Stattdessen soll das Tier daran gehindert werden, das Maul zu weit aufzumachen.

Somit zeigt es erst auch in dieser Situation Wirkung. Hierzulande ist diese Halfterart eher weniger verbreitet.

Kombiniertes Reithalfter

Das Kombinierte Reithalfter ist mit einem Sperrriemen ausgestattet, der etwas schräg vom Nasenriemen zur Kinngrube führt. Man bezeichnet es auch als Irisches Reithalfter; es ist hierzulande am weitesten verbreitet.

Man kann es als Englisches Reithalfter mit zusätzlichem Riemen ansehen. Es werden die Vorzüge des Englischen und Hannoverschen Reithalfters miteinander kombiniert. Dies kann allerdings nur dann gelingen, wenn die Nasenriemen nicht zu tief und der Sperrriemen möglichst locker verschnallt werden, was jedoch selten der Fall ist und die Pferde dadurch mit einer behinderten Lufttrompete sowie Scheuerstellen am Jochbein zu kämpfen haben.

Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten
Reitsport: Reiter auf Pferderücken, Parcoursreiten

Schwedisches Reithalfter

Das Schwedische Reithalfter gilt als Variante des Kombinierten Reithalfters. Hier wird der Nasenriemen durch eine Schnalle zurückgeführt und verschnallt. Auf diese Weise wird er fester verschlossen. Typisch ist eine gute Abpolsterung.

Mexikanisches Reithalfter

Das Mexikanische Reithalfter wird auch als Kreuzbandhalfter bezeichnet. Man unterscheidet zwei Varianten, die unechte und die echte.

Bei der unechten Variante gibt es zwei Riemen, auf dem Nasenrücken des Tieres miteinander verbunden sind: einen Nasenriemen unter dem Unterkiefer sowie einen Sperrriemen über dem Gebiss. Bei der zweiten Variante kreuzen sich zwei lange Riemen mittig auf dem Nasenrücken; dabei bilden beide jeweils im Wechsel die Funktion eines Nasen- und Sperrriemens.

Wird das Mexikanische Reithalfter hoch verschnallt, wird das Tier nicht bei der Atmung behindert. Auch die Maultätigkeit wird nicht beeinflusst.

Bügelreithalfter

Beim Bügelreithalfter wurden Kombiniertes und Hannoversches Reithalfter miteinander kombiniert. Der Nasenriemen liegt mittig; unter- und oberhalb verläuft eine Schnalle unter dem Kiefer.

Diese Halfterform wirkt schärfer. Trotzdem zielt man auf das Vermeiden von eingeengten Atemwegen ab; außerdem sorgt das Halfter dank zweier Kinnriemen für eine gute Stütze des Unterkiefers.