Gewichthebergürtel - Merkmale, Nutzen und Einsatzgebiete

Nachdem er in den 90er Jahren mit dem Aufkommen des Wellnesstrends aus den Fitness-Studios verdrängt wurde, erlebt der Gewichthebergürtel seit Kurzem eine wahre Renaissance. Meistens ziert er die Taille der männlichen Trainierenden und muss mal als modisches Accessoire und mal als schützende Stütze herhalten. Lesen Sie über die Merkmale des Gewichthebergürtels, und was das Tragen eines Gewichthebergürtels bewirken kann.

Von Andreas Hadel

Gewichthebergürtel - Merkmale und Nutzen

Gewichthebergürtel sind Stützvorrichtungen, die der Kraftsportler zur Stabilisierung des Lendenwirbelbereiches trägt. Sie eignen sich für das Training mit schweren Gewichten. Bei ihrer Verwendung wird ein zusätzlicher Druck auf den Körper aufgebaut, der das Stemmen von größeren Lasten ermöglicht.

Eingesetzt werden sie beispielsweise

Der Name verrät es bereits. Gewichthebergürtel werden in erster Linie von Gewichthebern und anderen Kraftsportlern genutzt, die ihren Sport im Wettkampfbetrieb ausleben und entsprechend intensiv trainieren.

Die Athleten versprechen sich durch das Tragen eines Gürtels eine größere Rumpfstabilität. Tatsächlich belegen Studien, dass ein Gewichthebergürtel den Bauchinnendruck deutlich erhöhen und somit den Rumpf stützen und die Wirbelsäule entlasten kann. Dieser Effekt erlaubt den professionellen Kraftsportlern jene gewaltige Lasten zu bewältigen, die wir bei den Olympischen Spielen und anderen Gelegenheiten staunend bewundern dürfen.

Den gleichen Effekt können sich aber auch Trainierende zu Nutze machen, die eher an Fitness und an einer moderaten Erhöhung der Muskelmasse und -kraft interessiert sind. Wann immer Sie eine Übungsserie mit einem Gewicht vorhaben, das Sie weniger als 5 mal bewältigen können, sollten Sie vorsichtshalber zum Gürtel greifen. Ist das Gewicht so gewählt, dass Sie damit 6 und mehr Wiederholungen schaffen, sollten Sie hingegen auf einen Gewichthebergürtel verzichten.

Studien haben gezeigt, dass Gürtel nicht nur eine stützende Wirkung entfalten, sondern auch die Muskelaktivität verringern können. Das bedeutet also, dass der Gürtel Ihnen soviel Last abnimmt, dass kein ausreichender Trainingsreiz auf die Rumpfmuskulatur einsetzt.

Dieser Effekt tritt allerdings nur ein, wenn man bei vergleichsweise leichten Gewichten anlegt. Merken Sie sich also, dass ein Gürtel nur bei schweren Lasten eine positive Trainingswirkung hat und daher nicht aus Modegründen getragen werden sollte.

Bodybuilder in gelbem Shirt zieht sich einen Gewichthebergürtel an
Bodybuilder in gelbem Shirt zieht sich einen Gewichthebergürtel an

Leistenbrüche: Keine Vorbeugemöglichkeit

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist übrigens, dass ein Gewichthebergürtel Leistenbrüchen vorbeugt. Tatsächlich ist ein Gürtel jedoch in dieser Hinsicht nahezu völlig nutzlos.

Leistenbrüche treten meist dann auf, wenn die Bauchdecke nicht stark genug ist, um den Bauchinnendruck, der sich beim Heben schwerer Lasten merklich erhöht, standzuhalten. Da ein Gewichthebergürtel den Bauchinnendruck tendenziell erhöht, würde er sich bei dieser Zielstellung sogar kontraproduktiv auswirken.

Der einzige Weg, um Leistenbrüchen vorzubeugen, ist das graduelle Stärken der Bauchdecke, was mit einem regelmäßigen Training der Bauch- und Rumpfmuskulatur erreicht werden kann. Naturbedingt sind Männer grundsätzlich für Leistenbrüche anfälliger als das vermeintlich schwächere Geschlecht. Der Grund liegt in der simplen Tatsache, dass während der Entwicklung männlicher Embryonen die Gonaden durch die Bauchdecke nach außen wandern und diese Durchgangstellen zeitlebens anfällig für einen Leistenbruch sein können.

Einsatzgebiete: Kraftübungen, bei denen ein Gewichthebergürtel sinnvoll ist

Seinem Namen gemäß wird der Gewichthebergürtel von Gewichthebern verwendet. Er soll den Lendenwirbelbereich stabilisieren und ihn vor Verletzungen schützen.

Dennoch sei bemerkt, dass es immer auf eine korrekte Ausführung der Übungen ankommt. Ansonsten kann es selbst unter Verwendung eines Gewichthebergürtels zur Schädigung von Muskeln und Gelenken kommen.

Vorzüge und Alternativen

Während beim Üben mit geringen Gewichten auf den Gewichthebergürtel verzichtet werden kann, wird beim Training mit schweren Lasten wohl niemand ohne ihn auskommen. Insbesondere trifft dies auf das

zu. In Kombination mit einer richtigen Atemtechnik gelingt es, die abdominalen Druckverhältnisse des Körpers so zu beeinflussen, dass mehr Gewicht bewältigt werden kann.

Alternativ zum Gewichthebergürtel ist ein Abstützen des Körpers möglich. Werden Kraftübungen also im Liegen oder Sitzen ausgeführt, kann auf einen Gewichthebergürtel verzichtet werden, sofern der Rücken stabilisiert ist. Im Stehen ist das Positionieren des Rückens an der Wand möglich.

Viele Kraftsportler verwenden den Gewichthebergürtel überhaupt nicht im Training, weil sie befürchten, dass die Rückenmuskulatur eher schwächer als kräftiger wird. Diese These kann jedoch nicht verallgemeinert werden.

Richtig ist, dass die Rückenmuskulatur eine gewisse Beanspruchung benötigt, damit sie stabil und kräftig bleibt. Dennoch ist es falsch, die Bandscheiben zu überlasten.

Hinzu kommt, dass die Muskulatur eine gleichmäßige Kräftigung benötigt. Sind bereits Vorschäden oder Dysbalancen vorhanden, leistet der Gewichthebergürtel einen guten Beitrag, den Rücken gleichmäßig zu stützen.

Grundsätzlich gilt: Je höher die Belastung für den Körper, desto mehr Stabilisierung ist erforderlich. Und trotzdem ist das Augenmerk immer auf den korrekten Übungsablauf zu legen.

Allerdings nützt ein Gewichthebergürtel nur, wenn er gut sitzt. Vor dem Kauf sollte die Taille des Gewichthebers daher ausgemessen werden.

Ob man sich für einen Gürtel aus Neopren, Nylon oder Leder entscheidet, hängt von den individuellen Vorlieben ab...

Nylon, Neopren, Leder - Verschiedene Materialien für Gewichthebergürtel

Gewichthebergürtel haben die Aufgabe, die Druckverteilung auf dem Körper des Kraftsportlers zu optimieren und den Taillenbereich zu stabilisieren. Sie gehören zur Standardausrüstung im Krafttraining und werden in unterschiedlichen Ausführungen angeboten.

Die wichtigste Aufgabe des Gewichthebergürtels ist es, den Rücken zu stützen. Daher sind die meisten Modelle im Rückenbereich breiter gearbeitet oder weisen zusätzliche Verstärkungen auf. In der Breite des Gewichthebergürtels bestehen große Unterschiede.

Die Länge variiert nach dem Taillenumfang des Sportlers. Sie wird in Zentimetern beziehungsweise in den Größenbezeichnungen S, M, L, XL und XXL angegeben. Als Materialien kommen Nylon, Neopren oder Leder zum Einsatz.

Nylon- und Neoprengürtel

Nylon- und Neoprengürtel zeichnen sich durch ein geringes Gewicht aus. Zudem sind sie pflegeleicht. Meist besitzen sie einen Klettverschluss, wodurch das An- und Ablegen zeitsparend ist.

Einige Modelle verfügen über einen so genannten Patentverschluss, der einer Gürtelschnalle ähnelt. Beide Materialien liegen bequem am Körper an, ohne ihn einzuengen.

Solange der Kraftsportler nicht zu stark schwitzt, sorgen Nylon- und Neopren für ein gutes Körpergefühl. Sofern sich im Rückenbereich zusätzliche Gummi-Block-Stützen befinden, ist für einen guten Halt gesorgt, obwohl das Außenmaterial selbst sich dehnen kann. In Sachen Verschlusssicherheit und Atmungsaktivität punktet allerdings ein anderes Modell.

Ledergürtel

Leder ist ein Naturmaterial und aufgrund seiner Poren atmungsaktiv. Auch bei starkem Schwitzen ist für einen optimalen Feuchtigkeitstransport von der Haut gesorgt. Die Qualität des Leders bestimmt darüber, wie hautsympathisch sich der Gewichthebergürtel trägt.

Obwohl Leder ohnehin ein stabiles Material ist, sind lederne Gewichthebergürtel aus Gründen der Sicherheit mehrfach genäht und genietet. Die Verschlüsse, welche in Form von Gürtelschnallen gehalten sind, verhindern ein plötzliches Aufspringen des Gürtels.

Allerdings passt sich der Ledergürtel während der Übungen dem Körper nicht so gut an wie ein Nylon- oder ein Neoprengürtel. Einmal eingestellt, behält der Ledergürtel seine Weite, wenn man davon absieht, dass Leder sich unter Feuchtigkeitszufuhr leicht dehnt. Außerdem sind Verschmutzungen und Schweißränder vom Leder nur schwer wieder zu entfernen.

Hinweise zur Trageweise

Beim Tragen eines Gewichthebergürtels sollten einige Punkte bedacht haben. Trägt man ihn dauerhaft im Fitnessstudio, so kann man davon ausgehen, dass er zu locker eingestellt ist.

Entscheidend ist, ihn nah und direkt am Körper - es sollte keine Kleidung dazwischen getragen werden - zu tragen. Am besten erfüllt ein Gewichthebergürtel seinen Zweck dann, wenn er nicht über Polsterungen verfügt.

Bei einem guten Gewichthebergürtel sieht man zudem, dass er im vorderen Bereich nicht dünner wird. Es sollte eine durchgängige relative Breite vorahnden sein; ist er neu, wird er sich zunächst noch sehr steif anfühlen.

Zu den Anwenderfehlern zählt das Drehen der Schnalle auf den Rückenbereich. ist der Gürtel durchgängig, ist dies nicht nötig.

Der Gewichthebergürtel sollte nicht als Ausgleich einer falschen Technik genutzt werden. Die Spannung im Rumpf muss stets gehalten werden, ansonsten drohen Verletzungen.