Unsichtbare Zahnspange - Möglichkeiten einer nicht sichtbaren Zahnkorrektur

Bei einer unsichtbaren Zahnspange ist das Tragen der festen oder herausnehmbaren Zahnspange für Außenstehende nicht oder kaum zu erkennen. Die Aligner-Technik, bei der eine individuell angepasste, transparente Kunststoffschiene auf die Zähne gesetzt wird, und die Lingualtechnik, bei der festsitzende Brackets auf die Rückseite der Zahnreihen befestigt werden, sind die häufigsten Methoden einer unsichtbaren Zahnkorrektur. Beide Methoden stellen wir Ihnen in diesem Artikel ausführlich vor.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei einer unsichtbaren Zahnspange?

Muss ein erwachsener Mensch aus medizinischen oder ästhetischen Gründen eine Zahnspange tragen, wünscht er sich zumeist, dies möglichst unauffällig zu tun. Zu diesem Zweck wird von der Kieferorthopädie eine sogenannte unsichtbare Zahnspange angeboten. Sie besteht entweder aus transparentem Kunststoff oder wird nicht sichtbar hinter den Zähnen angebracht. Genauso wie die üblichen Spangen eignet sie sich zum Korrigieren von Fehlstellungen an Zähnen oder Kiefer.

Die Kieferorthopädie unterscheidet bei den unsichtbaren Zahnspangen in erster Linie zwischen der Aligner-Therapie und der Lingualtechnik. Bei beiden Verfahren sind die Spangen so gut wie nicht sichtbar, aber nur die Lingualtechnik gilt als vollkommen unsichtbare Zahnkorrekturform.

Frau mit unsichtbarer Zahnspange
Die transparente Kunststoffschiene der Aligner-Therapie ist zwar herausnehmbar, sollte aber ca. 22 Stunden täglich getragen werden

Für wen eignet sich eine unsichtbare Zahnspange?

Nicht sichtbare Zahnspangen eignen sich vor allem für Personen, die nicht möchten, dass andere Menschen auf ihre kieferorthopädische Apparatur aufmerksam werden. Prinzipiell kann die Spezialspange von Menschen jeden Alters getragen werden. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass sowohl die Zähne als auch der Zahnhalteapparat gesund sind. Nicht geeignet sind festsitzende unsichtbare Zahnspangen dagegen für Kinder, bei denen der Zahnwechsel noch nicht abgeschlossen ist.

Aligner-Therapie

Die Bezeichnung Aligner stammt aus dem Englischen und bedeutet "Ausrichten". Sie dient zur nicht sichtbaren Behandlung von leicht ausgeprägten bis schwereren Fehlstellungen der Zähne. Dabei werden dem Patienten dünne Kunststoffschienen angepasst, die durchsichtig sind.

Geschichte der transparenten Kunststoffschienen

Der Einsatz von transparenten Kunststoffschienen zur Korrektur von Zahnfehlstellungen ist bereits seit 1945 möglich und erfolgte erstmals durch den Kieferorthopäden Kesling. Seiner Ansicht nach sollte das Behandlungsziel Schritt für Schritt durch elastische Instrumente erreicht werden. In den folgenden Jahren entwickelten sich unterschiedliche Verfahren bei der Anfertigung. So ist zwischen Massenproduktion der Industrie und individueller Herstellung durch einen Zahntechniker zu unterscheiden. Mehrere Firmen griffen auf eine Produktionskombination mit Computern zurück. Dazu zählen unter anderem die sogenannten Alignersysteme, die seit dem Jahr 2004 in Deutschland gebräuchlich sind.

Ablauf der Aligner-Therapie

Bei der Aligner-Therapie greift der Kieferorthopäde auf spezielle computerangefertigte Grafiken zurück. Zunächst wird der aktuelle Zustand der Zähne auf einem Rechner festgehalten. Das geplante Ziel der Behandlung lässt der Kieferorthopäde dreidimensional darstellen und teilt es in einzelne Therapiephasen ein. Speziell für jede Behandlungsphase findet die Herstellung von einzelnen individuellen Schienen statt. Die Herstellung der Aligner erfolgt durch Stereolithografie (SL), die zu den 3D-Druckverfahren gehört.

Die Anzahl der Aligner während der Behandlung schwankt zwischen 12 und 48 Stück. Der Patient trägt den nicht sichtbaren Aligner jeweils ein bis drei Wochen. Dabei bleibt die Kunststoffspange täglich ca. 22 Stunden im Mund. Auf diese Weise erfolgt Schritt für Schritt das Regulieren der Zähne.

Vom Aussehen her ähnelt die transparente Kunststoffschiene einer klassischen Schiene gegen das Zähneknirschen. Weil sie jedoch durchsichtig ist, kann sich die Zahnstruktur an ihr abzeichnen. Kontinuierlich bewirken die Aligner Druck oder Zug auf die zu behandelnden Zähne. Schrittweise verschieben sie sie dadurch in die gewünschte Lage. Für einen festeren Halt sorgen sogenannte Attachments. Dabei handelt es sich um Kunststoffnoppen, die auf die Zähne aufgebracht werden.

Nach Beendigung des ersten Behandlungsschritts tauscht der Kieferorthopäde die Kunststoffschiene gegen den nächsten Aligner aus. Der Träger spürt dabei einen gewissen Druck, der jedoch nicht als unangenehm empfunden wird. Wichtig für den Erfolg der Behandlung ist, dass die Schiene auch konsequent 22 Stunden pro Tag getragen wird. Der Patient kann die Aligner zum Essen oder Zähneputzen selbst aus seinem Mund nehmen und wieder anlegen.

Durchsichtige Kunststoffschienen zur Zahnkorrektur
Die durchsichtigen Kunststoffschienen (Aligner) werden mithilfe von Computertechnik individuell angefertigt

Dauer der Aligner-Therapie

Die Dauer der Aligner-Therapie richtet sich nach dem Umfang der Zahnfehlstellungen. Sie schwankt zwischen ungefähr 6 und 18 Monaten.

Vorteile der Aligner-Therapie

Bei der Aligner-Therapie werden durchsichtige Kunststoffschienen benutzt, die sich auf den ersten Blick nicht sofort bemerken lassen. Die lose Zahnspange ist natürlich nicht wirklich unsichtbar. So lässt sie sich durchaus erkennen, wenn genauer hingesehen oder der Mund weit geöffnet wird. Sie sorgt jedoch für die Vermeidung von Zahnbewegungen, die nicht nötig sind. Gegenüber festen Zahnspangen hat die lose Spange den Vorteil, dass es an der Wurzel des Zahns nicht zum Abbau kommt.

Zu den größten Vorteilen gehört aber zweifellos, dass das Aussehen des Trägers nicht unter der Zahnspange leidet. Und Schmerzen braucht der Anwender durch die spezielle Spange nicht zu befürchten.

Handhabung und Reinigung

Die Kunststoffschiene lässt sich vom Träger jederzeit aus dem Mund nehmen und wieder befestigen. In der Regel wird der Aligner zur Reinigung aus dem Gebiss entfernt und anschließend wieder eingesetzt. Negative Beeinträchtigungen der Mundhygiene sind nicht zu befürchten.

Aufgrund der simplen Konstruktionsweise der speziellen Spange treten kaum Verletzungen des Zahnfleisches oder der Mundschleimhaut auf. Störungen in Alltag oder am Arbeitsplatz zeigen sich durch die Spange nicht. Gelegentlich treten leichte Probleme beim Sprechen oder bei bestimmten Zahnbewegungen auf, die jedoch normalerweise nach einigen Tagen wieder verschwinden.

Nachteile der Aligner-Therapie

Ein Nachteil der Aligner-Behandlung ist, dass sich die Kunststoffschienen zwischendurch aus dem Mund entfernen lassen. Dadurch wird jedoch der notwendige kontinuierliche Druck unterbrochen. Aus diesem Grund muss die unsichtbare Spange konsequent 22 Stunden getragen werden. Vor dem Einsetzen der Schiene sollten die Zähne gereinigt werden, um oberflächliche Verfärbungen zu vermeiden.

Im Anschluss an die Aligner-Therapie ist außerdem noch eine Retentionsphase erforderlich.

Ein weiterer Nachteil ist der Umstand, dass sich schwerwiegende Fehlstellungen der Zähne durch die spezielle herausnehmbare Zahnspange nicht korrigieren lassen.

Kosten der Aligner-Therapie

Die Kosten für die spezielle unsichtbare Zahnspange fallen höher aus als für herkömmliche Zahnspangen, bei einer durchschnittlich langen Behandlung ist mit Gesamtkosten von ca. 3000 EUR zu rechnen. Grundsätzlich werden von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland keine Zuzahlungen bewilligt, sodass der Patient die Kosten komplett selbst tragen muss. Bei den privaten Krankenkassen sind Zuschüsse dagegen durchaus üblich. Es wird empfohlen, den Kostenplan des Zahnmediziners bei der Krankenversicherung einzureichen. Dadurch lässt sich in Erfahrung bringen, wie hoch die Beteiligung an den Kosten ausfällt. Mitunter ist eine Einschätzung bereits durch den Kieferorthopäden oder Fachzahnarzt möglich.

Die Lingualtechnik

Als einzige wirklich unsichtbare kieferorthopädische Behandlungsform gilt die Lingualtechnik. Die Bezeichnung lingual stammt aus dem Lateinischen und bedeutet zungenseitig. Bei der Lingualtechnik werden Brackets (Klammern) auf der Innenseite der Zähne angebracht und durch spezielle Klebetechniken auf der Zahnoberfläche fixiert. Das Verfahren eignet sich so vor allem für erwachsene Patienten, die sich auch für den Zeitraum der Behandlung ein gutes Aussehen wünschen.

Die Brackets bestehen in der Regel aus rostfreiem Edelstahl. Weitere mögliche Materialien sind Keramik, Gold, Titan oder Komposit.

Geschichte der Lingualtechnik

In den USA starteten ab 1975 erste Versuche, Zahnspangen zu entwickeln, die sich von außen nicht erkennen ließen. Die Apparaturen waren jedoch noch nicht ausgereift genug. Daher dauerte es einige Jahre, bis mit der Lingualtechnik endlich eine optimale Alternative zu den konventionellen Zahnspangen zur Verfügung stand. Neuartige, extra flache Systeme sorgen heute dafür, dass durch das Tragen der Spangen kaum noch Probleme beim Sprechen bestehen.

Durch die Anwendung der Lingualtechnik lassen sich mittlerweile beinahe sämtliche Zahnfehlstellungen erfolgreich behandeln. Technische Einschränkungen wie bei der herausnehmbaren unsichtbaren Zahnspange bestehen kaum.

Ablauf der Lingualtechnik

Erster Schritt der Lingualbehandlung sind Abformungen von Ober- und Unterkiefer. Mit einer Bissnahme bringt der Zahntechniker die Kiefer im Zahnlabor zu einer korrekten Stellung zueinander. Außerdem werden dort Gipsmodelle des Kiefers angefertigt. Anschließend stellt er die Gipszähne Schritt für Schritt in einem optimalen Zahnbogen auf und fixiert sie in Wachs. Schließlich bringt er die Lingualbrackets auf den Innenseiten der Zähne in Position.

Nächster Schritt ist das Anfertigen einer Kunststoffübertragungsschiene. In dieser Schiene nehmen die Brackets ihre korrekte Lage ein. Durch den Einsatz der Schiene lassen sie sich auf den Patienten übertragen.

Indirekte Klebetechnik

Nach einer chemischen Konditionierung für eine bessere Haftung der Spange sowie einer gründlichen Zahnreinigung verklebt der Kieferorthopäde die Brackets im Mund des Patienten. Dieses Verfahren wird als indirekte Klebetechnik bezeichnet, weil sie durch die Anwendung der Übertragungsschiene erfolgt. Dieser Vorgang gilt als überaus wichtig, weil er für das Resultat der kieferorthopädischen Behandlung richtungsweisend ist.

In die Slots (Schlösser oder Schlitze) der Brackets setzt der Kieferorthopäde den ersten Führungsbogen ein. Nach einigen Monaten werden neue Führungsbögen eingebunden. Der Lingualraum ist dafür allerdings schwer zugänglich. Zur Erleichterung des Verfahrens gelangen selbstlegierende Brackets zur Anwendung.

Absichern der Behandlung

Um die Therapie abzusichern, findet nach der Anwendung dieser festsitzenden unsichtbaren Zahnspange eine längere Retentionsphase statt. Dabei trägt der Patient eine herausnehmbare Spange, was zumeist nur in den Nachtstunden notwendig ist. Ebenso ist das Tragen eines festsitzenden Drahtes, der sich an der Innenseite der Schneidezähne befindet, möglich.

Vor- und Nachteile der Lingualtechnik

Ein großer Vorteil der Lingualtechnik besteht darin, dass sie tatsächlich einen nicht sichtbaren Verlauf der Behandlung ermöglicht. Größere Probleme durch das Tragen der Spezialspange sind nicht zu befürchten.

Als erheblicher Nachteil wird jedoch der deutlich höhere Preis angesehen. So liegen die Mehrkosten für die festsitzende unsichtbare Zahnspange gegenüber konventionellen Zahnspangen bei ca. 2000 bis 4000 Euro. Weder gesetzliche noch private Krankenversicherungen übernehmen in der Regel diese Kosten, sodass sie der Patient selbst tragen muss.