Funktion und Bedeutung von Tattoos in Japan

Das Tattoo wurde bereits von einigen Urvölkern Japans getragen. Es ist davon auszugehen, dass es einen religiösen Hintergrund besaß. Später war das Tätowieren eine Zeit lang verboten, da es zuvor dafür sorgte, dass einzelne Gesellschaftsschichten ausgegrenzt wurden.

Von Jens Hirseland

Geschichte in Japan

In Japan hat das Tätowieren eine lange Tradition. Erstmals wurde es wahrscheinlich bei den Ainu praktiziert. Sie gelten als eines der Urvölker Japans, auch heute noch existiert ein namensgleicher Kulturstamm.

Im 17. Jahrhundert ließen sich Prostituierte und Arbeiter tätowieren, was wohl kaum aus religiösen Gründen geschah.

Die Schicht der Yakuza

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließ man Straftätern Motive unter die Haut stechen, um sie von der Gesellschaft abzugrenzen. Wer ein Tattoo trug, galt als kriminell.

Das Problem bestand darin, dass ein einmaliger Verbrecher immer als Krimineller galt. Er hatte keine Chance auf Eingliederung in das gesellschaftliche System. Aus diesem Grunde kam es dazu, dass sich so gezeichnete Straftäter zusammenschlossen. Es bildete sich die Schicht der Yakuza.

Ab 1870 war das Tätowieren von Strafgefangenen verboten, also versiegte die Kunst des Tattoostechens ganz. Erst im Jahr 1948 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben.

Bedeutung verschiedener Motive

Inzwischen sind in Japan sehr viele Motive aus der Mythologie anzutreffen. Es kann sich beispielsweise um Drachen oder Dämonen handeln, die irgendeiner Sage entnommen sind. Je nach Größe der Zeichnung kann das Tattoo als Symbol stehen oder gar eine vollständige Geschichte erzählen. Üblich ist auch die Verwendung von Symbolen, die heute auch in Europa bekannt und beliebt sind:

  • Kirschblüten werden mit Anmut oder mit Vergänglichkeit in Verbindung gebracht.
  • Kois stehen für Glück und Stärke.
  • Doch auch weniger erfreuliche Motive, beispielsweise abgehackte Köpfe werden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verwendet, um Gruselgeschichten zu erzählen.

Wer in Japan etwas auf sich hält, bleibt bei "seinem" Tätowierer, der ihn das gesamte Leben lang mit neuen Motiven versorgt. Auf diese Weise können sehr aussagekräftige und harmonische Bilder entstehen, die als Gesamtwerk zu betrachten sind.

Heutige Situation

Obwohl es längst nicht mehr verboten ist, sich tätowieren zu lassen, werden Tattoos häufig immer noch mit der kriminellen Szene in Verbindung gebracht. Je größer das Tattoo ist, desto mehr werden Menschen ausgegrenzt. Das geht so weit, dass sie einige Badehäuser nicht betreten dürfen.

In der kriminellen Szene allerdings verzichtet man neuerdings in Japan meist auf das Stechen von Tattoos. Wer sich kennen will, kennt sich auch ohne optisches Erkennungszeichen. Ansonsten ist es besser, nicht aufzufallen.

Doch auch in Japan kann niemand an der modernen Entwicklung vorbeisehen. Junge Leute lieben Tattoos und scheren sich kaum um moralische Ansichten. Sie sind wild entschlossen, neuen Modetrends zu folgen sowie die traditionelle Kunst des Tätowierens von ihren Vorfahren zu übernehmen.

Nicht zuletzt vermischen sich die Trends der östlichen und westlichen Kulturen. Auch in Europa sind inzwischen häufiger japanische Motive anzutreffen, allen voran die unterschiedlichsten Drachen und Kois.