Neue Forschungen zeigen, wie Wärme gegen Schmerzen hilft und Wunden besser heilen lässt

Medizinische Forschungen setzen Wärme ein zur Verbesserung von Wundheilung nach Operationen

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
26. Januar 2007

Nach einem Winterspaziergang bei klirrendem Frost oder nasser Kälte sehnt sich der Körper nach Wärme: Eine flauschige Decke über die Beine, eine Tasse heißen Tee und eventuell eine wohltuende Wärmflasche auf dem Bauch.

Doch die Steigerung des Wohlbefindens ist nur die eine Seite: Wärme hilft auch heilen. Das Wissen darum entstammt zwar in erster Linie der Erfahrungsmedizin, inzwischen befassen sich aber auch wissenschaftliche Studien damit. Besonders die schmerzlindernde Eigenschaft der Wärme hat Forscher neugierig gemacht. Ihre Ergebnisse lassen hoffen, dass in heißen Wickeln oder Fußbädern ein erhebliches Potential steckt. "Wärme schaltet den Schmerz auf molekularer Ebene aus, ähnlich wie dies auch ein Medikament tut", zitiert die Apotheken Umschau Dr. Brian King vom University College London. Er erhofft sich aus den Erkenntnissen Ansätze zur Entwicklung neuer Schmerzmedikamente.

Medizinischer Einsatz von Wärme zur Wundheilung

An der Universität Heidelberg setzen Chirurgen Wärme ein, um die Wundheilung nach Darmoperationen zu verbessern. Bei solchen Eingriffen besteht eine erhöhte Gefahr, dass Darmkeime das umliegende Gewebe infizieren.

In einer Studie mit 111 Patienten konnten die Forscher nachweisen, dass durch Bestrahlung mit einer speziellen wassergefilterten Infrarotlampe, durch die Wärme zuverlässig in die Tiefe des Gewebes eindringt, die Wundheilung verbessert und beschleunigt wird. Außerdem benötigten die Patienten weniger Schmerzmittel.

Fußbäder und Wärmflaschen als Selbsthilfe

Dies wollen Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum auch im Zusammenhang mit Rückenschmerzen testen. Eine Patientengruppe wird in der Modellabteilung für Naturheilkunde der Klinik Blankenstein im nordrheinwestfälischen Hattingen behandelt, die andere in der konventionellen orthopädischen Universitätsklinik.

"Aus der Praxis bei uns wissen wir, dass viele Patienten Schmerzmittel einsparen können, wenn sie einen wärmenden Heusack auflegen", berichtet Privatdozent Dr. Andre-Michael Beer, Leiter der naturheilkundlichen Modellabteilung. Wissenschaftlich erhärtete Resultate sollen 2008 vorliegen. Die Liste möglicher Selbsthilfe mit Wärme ist lang: Fußbäder helfen beim Einschlafen, die Wärmflasche auf dem Leib gegen Regelbeschwerden oder bei schmerzendem, aufgeblähtem Bauch. Sogar bei Angina pectoris, der Mangeldurchblutung der Herzkranzgefäße, können "aufsteigende" Armbäder helfen. "Die Durchblutung am Herzen verbessert sich damit deutlich", bestätigt Beer.

Wärme kann Beschwerden verstärken

Wer Wärme für sich regelmäßig nutzen will, sollte dies aber vorher mit seinem Arzt besprechen. Bei einigen Erkrankungen kann Wärme Beschwerden auch verstärken, zum Beispiel bei Bandscheibenvorfall oder Ischiasschmerzen.

Wer für sich zur rechten Zeit am rechten Platz alte Hausrezepte mit Wärme anwendet, darf aber getrost darauf setzen, dass über den Wohlfühlfaktor hinaus - der freilich allein schon heilenden Charakter haben kann - im Körper nachweisbare heilende Prozesse einsetzen.