Ärger in Zürich um Lehrstuhl für Naturheilkunde - Wurde bei der Vergabe gemauschelt?

Von Nicole Freialdenhoven
6. November 2012

Am Universitätsklinikum von Zürich gibt es derzeit handfesten Ärger: Zu den Bewerbern um den aktuell freien Lehrstuhl für Naturheilkunde gehört nämlich Claudia Witt von der Berliner Charité, die sich dort mit Homöopathie beschäftigt, die unter vielen Medizinern auf Ablehnung stößt. Darunter auch bei Edzard Ernst von der University of Exeter in Großbritannien, der von der Universität in Zürich damit beauftragt wurde, den Lehrstuhl für Naturheilkunde zu besetzen.

Ernst sieht die Nominierung von Witt dann auch entsprechend kritisch und verweist auf eine von ihr veröffentliche Studie zur Nachbehandlung einer Knieoperation mit homöopathischem Arnika, die sich nicht auf ausreichende Daten stützt. Auch andere Experten kritisieren die extrem verdünnten homöopathischen Mittel als Scheinmedikamente. Witt dagegen verweist auf Behandlungserfolge in Berlin.

Erschwerend kommt hinzu, dass Claudia Witt bereits in der Strukturkommission in Zürich saß, die die Neu-Ausrichtung des Lehrstuhls bestimmen sollte. Manche vermuten nun, dass sie sich und ihrer Homöopathie einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollte. Während sich der Rest der Kommission in Schweigen hüllt, kritisierte Edzard Ernst die Kandidatur öffentlich, weswegen ihm nun von Seiten der Fakultät Vertrauensbruch vorgeworfen wird. Ein Ende der Posse ist noch nicht abzusehen.

Der Lehrstuhl am Universitätsspital von Zürich nimmt schon deswegen eine Sonderstellung im deutschsprachigen Raum ein, weil es der einzige ist, der nicht von Lobbygruppen oder Unternehmen finanziert wird, sondern ganz unabhängig forschen kann.