Milchsäure macht Muskeln doch nicht schlapp

Von Ingo Krüger
13. Juni 2013

Geht einem beim Sport die Puste aus oder wird der Muskel frühzeitig schlapp, waren bisher die meisten Trainer und Sportmediziner der Meinung, dass daran die übersäuerten Muskeln Schuld seien. Häufe sich zu viel Laktat, also Milchsäure, im Muskel an, führe das zu seiner Ermüdung. Doch nicht alle Wissenschaftler sind dieser Meinung. So gibt es immer mehr Experten, die eine andere Ansicht vertreten.

Wie ein Muskel reagiert, ob er sich anspannt, verkrampft oder erschlafft, ist von der Ladungsverteilung im Zellinneren und -äußeren abhängig. Die Muskel-Kontraktion lässt nach, wenn sich Kalium-Ionen außerhalb der Muskelzellen anreichern. Die bislang verteufelte Milchsäure, so zeigen neue Erkenntnisse, verhindert sogar diesen Ermüdungseffekt.

Ein stark beanspruchter Muskel gerät irgendwann in Sauerstoff-Not. Dann schaltet er auf Glykogen um. Bei diesem Prozess entsteht Milchsäure. Der Muskel übersäuert tatsächlich. Doch das führt gerade nicht zu seiner Ermüdung. Im Gegenteil: Nach neuesten Erkenntnissen sorgt die Versauerung dafür, dass Transportkanäle für Chlorid in den Muskel-Zellwänden dichtmachen. Die Muskelzellen bleiben elektrisch reizbar und kontraktionsfähig.

Laktat soll, so meinen einige Forscher, sowohl die Wundheilung als auch die Neubildung von Gefäßen fördern. Ein hoher Laktatspiegel habe einen ähnlichen Effekt wie Höhentraining. Doch noch ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob die Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. Weitere Studien sind noch erforderlich.