Herzrhythmusstörungen durch viel Kaffee? Studie sieht keinen Zusammenhang

Eine exakte Überwachung der Herzaktivität unter Koffein zeigt keinerlei Wirkung dessen auf den Herzrhythmus

Von Cornelia Scherpe
24. Oktober 2016

Wer gern und viel Kaffee trinkt, bekommt von Familie und Kollegen oft gesagt, dass zu viel Kaffee gefährlich ist. Das Koffein geht aufs Herz, hört man. Auch viele Mediziner teilen diese Ansicht und sprechen von Herzrhythmusstörungen bei hohem Kaffeekonsum. Ob das stimmt, ist bislang nicht bewiesen und es gibt Stimmen für Ja und Nein.

Koffeinpulver im Versuch

Eine aktuelle Studie hat mit Senioren gearbeitet, die eine Herzinsuffizienz hatten. Alle 51 Teilnehmer waren im Schnitt 61 Jahre alt und wegen ihrer Herzschwäche in Behandlung. Viele bekamen Betablocker und alle hatten einen Kardioverter/Defibrillator in der Brust. Dieses Gerät wird bei ausgeprägten Herzschwächen implantiert, damit die Herzarbeit überwacht und im Notfall ein elektrischer Impuls an den Herzmuskel abgegeben werden kann. Es ist also kein Herzschrittmacher im eigentlichen Sinne, denn dieser arbeitet permanent und stimuliert den Herzmuskel mit Impulsen.

Die Forscher konnten dank Kardioverter/Defibrillator die exakte Aktivität des Herzens bei allen 51 Patienten zu verfolgen. Die Geräte erfassen auch Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag, sodass neben der Kraft der Schläge auch Herzrhythmusstörungen dokumentiert werden können. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt:

  1. Einige bekamen alle 60 Minuten 100 mg Koffeinpulver,
  2. die Kontrollgruppe nur 100 mg Laktosepulver.

Die Pulver wurden in entkoffeinierten Kaffee aufgelöst, sodass keiner nur anhand des Geschmacks sagen konnte, ob er Koffein zu sich nimmt.

Gewöhnungseffekt und Langzeitrisiko

Insgesamt dauerte der Versuch fünf Stunden. In dieser Zeit zeigte das Koffein keinerlei Wirkung auf den Herzrhythmus. Die Forscher schlussfolgern daher, dass Kaffeetrinken keine Herzrhythmusstörungen fördert.

Ein Problem der Studie war jedoch, dass rund 50 Prozent der Senioren angaben, regelmäßig Kaffee zu trinken. Es könnte daher ein gewisser Gewöhnungseffekt über die Jahre eingetreten sein. Wer dagegen nie Kaffee trinkt und erstmals eine hohe Dosis Koffein einnimmt, könnte eventuell doch Herzrhythmusstörungen bekommen. Auch über eine eventuelles Langzeitrisiko kann die Studie nichts sagen.