Antibiotikaresistenz: Pneumokokken verändern ihr Genmaterial mit hoher Geschwindigkeit

Impfstoffresistenz - Vor allem die Antigene an der Bakterienoberfläche werden schnell verändert

Von Frank Hertel
31. Januar 2011

Bakterien verändern sich sehr schnell und sehr gründlich. Einige Pneumokokken haben seit 1984 Dreiviertel ihres Genoms verändert. Deswegen wirken Antibiotika und Impfstoffe manchmal gar nicht. Die Bakterien verändern vor allem ihre Antigene an der Oberfläche.

Genau daran setzt der Impfstoff an. Er erkennt die krank machenden bakteriellen Eindringlinge an ihren Antigenen. Sind die verändert, kann der Impfstoff nicht wirken. Pneumokokken befallen den Nasen-Rachen-Raum des Menschen und lösen Lungen-, Hirnhaut- und Mittelohrentzündungen aus.

Grundlegende genetische Mutation erfolgt alle 15 Wochen

Im Jahr 2000 sind weltweit 15 Millionen Menschen an Pneumokokken erkrankt. Ein Team um Nicholaus Croucher hat am Wellcome Trust Sanger Institut in Cambridge/England die schnelle Wandelbarkeit der Streptococcus Pneunomiae untersucht.

Die Ergebnisse der Studie sind im Wissenschaftsjournal "Science" nachzulesen (Januarausgabe). Croucher hat erkannt, dass es bei Pneumokokken etwa alle 15 Wochen zu einer grundlegenden genetischen Mutation kommt.

Außerdem beobachtete er den sogenannten "horizontalen Gentransfer". Damit bezeichnet man den Austausch genetischen Materials zwischen Bakterienzellen. Der kommt nicht häufig vor, aber wenn, dann ist die Wirkung besonders gravierend.

Aus diesem Grund müssen Impfstoffe und Antibiotika ständig neu generiert werden. Es ist ein Wettlauf zwischen Medizinern und Bakterien.