Karzinogene Viren (Tumorviren) - Merkmale und Arten

Manche Viren können krebserregend sein. Zu den karzinogenen Viren zählen u.a. die Hepatitis-Viren vom Typ B und C. Tumorviren können die Entstehung von Krebs fördern; allerdings führt nicht jede Infektion mit einem solchen Virus zu einer Krebserkrankung. So entstehen die meisten Krebsarten durch andere Auslöser. Informieren Sie sich über Merkmale und Arten von karzinogenen Viren.

Von Jens Hirseland

Karzinogene Viren - Generelle Merkmale

Bei den meisten Krebserkrankungen gelten nicht Virusinfektionen als Auslöser. Sie werden stattdessen durch andere Faktoren verursacht. Allerdings gibt es Viren, die die Entstehung von Krebskrankheiten begünstigen.

Von der Wissenschaft wird jede sechste Krebserkrankung auf Viren oder andere Erreger, beispielsweise Helicobacter pylori, zurückgeführt. In Industrieländern ist das Risiko, aufgrund einer chronischen Infektionserkrankung an Krebs zu erkranken, eher gering.

Bei Krebs handelt es sich nicht um eine ansteckende Krankheit, auch nicht, wenn es sich um eine tumorbedingte Form handelt. Hier ist lediglich die Infektion zur Risikosteigerung übertragung.

Viren sind für eine Vermehrung auf eine Wirtszelle angewiesen. Bei einer Infektion kommt es häufig zu grippeartigen Symptomen. Sie können sich aber auch für Jahrzehnte im menschlichen Körper einnisten, ohne dass es zu Beschwerden kommt.

Es gilt jedoch, dass in jeder Zelle ein bestimmtes Kontrollsystem vorliegt, über das festgelegt wird, wann sich die Zelle teilt oder wann sie stirbt. Gesundheit ist dann gewährleistet, wenn das Verhältnis zwischen sich teilenden und sterbenden Zellen ausgewogen ist.

Um sich vermehren zu können, sind Viren abhängig von sich teilenden Zellen. Kommt es zur Infektion, kann der programmierte Zelltod verhindert werden. Die Zellen wachsen weiter, was letztendlich auch zu Krebs führen kann.

Dabei kommt es jedoch lediglich durch einen sehr kleinen Anteil der turmofördernden Viren bei einer Infektion auch zu Krebs. Als alleiniger Auslöser kann ein solcher Virus ohnehin nicht angesehen werden; das Risiko, dass es zu Krebs kommt, ist erhöht.

Dabei gilt: es gibt keine Auswirkungen auf die Entstehung von Krebs in anderen Gewebetypen von Viren, die man mit Krebserkrankungen in ganz bestimmten Organen verbindet. Dass Viren pauschal krebserregend sind, lässt sich also nicht sagen.

Mit Impfungen vor Viren schützen

Impfstoffe gelten als bester Schuzt gegen eine Infektion mit Viren. Auch im Bereich der Krebsentstehung kommen sie zur Anwendung, um langfristig das Risiko für die Entwicklung der Krebserkrankung zu senken.

Im Folgenden geben wir eine Übersicht über unterschiedliche karzinogene Viren...

Hepatitis-B-Virus

Das Hepatitis-B-Virus (HBV) gehört zur Familie der Hepednaviridae (Hepednaviren). Ein Merkmal dieser Virenart ist ihre doppelsträngige DNA, die mitunter auch einsträngig sein kann. Außerdem wird ihr kubisches Kapsid umhüllt.

Das Hepatitis-B-Virus gilt als bedeutendster Vertreter der Hepednaviren. So ruft es eine häufig vorkommende Entzündung der Leber hervor.

Das Gefährliche an dem hochansteckenden Virus ist, dass es bei einem chronischen Verlauf der Infektion häufig zu Leberzirrhose und Leberkrebs kommt. Auch ein Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüsenkrebs wird vermutet. Die Übertragung des Hepatitis-B-Virus kann durch

erfolgen.

Hepatitis-C-Virus

Im Unterschied zum Hepatitis-B-Virus ist das Hepatitis-C-Virus ein RNA-Virus und gehört zur Familie der Flaviviridae. Flaviviren enthalten eine einzelsträngige DNA.

Übertragen wird das Hepatitis-C-Virus über das Blut. Einen Impfschutz gegen die Krankheit gibt es bislang nicht. Einziger natürlicher Wirt des Virus ist der Mensch.

Erkrankungen durch das Hepatitis-C-Virus

Beim Hepatitis-C-Virus handelt es sich um das einzige RNA-Virus, das in der Lage ist, eine chronische Krankheit zu verursachen. Im Verlauf der schweren Krankheit kommt es zu erheblichen Schädigungen der Leber. Außerdem besteht die Gefahr einer Leberzirrhose und von Leberkrebs.

Epstein-Barr-Virus (EBV)

Ein weiteres karzinogenes Virus ist das Epstein-Barr-Virus. Es gehört zur Familie der Herpesviren.

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) bezeichnet man auch als Humanes-Herpes-Virus 4 (HHV 4). Der Erreger zählt zur Familie der Herpesviridae. Seinen Namen erhielt er von seinen Entdeckern, dem Virologen Michael Anthony Epstein und dessen Mitarbeiterin Yvonne M. Barr, die ihm 1964 auf die Spur kamen.

Erkrankungen durch das Epstein-Barr-Virus

Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus findet zumeist bereits im Kindesalter statt. Die Übertragung erfolgt in den meisten Fällen durch Kontakt- oder Tröpfcheninfektion.

Nur selten kommt es durch Bluttransfusionen oder Transplantationen zu einer Infektion. Bei der Erstinfektion zeigen sich in der Regel noch keine Krankheitssymptome. Später tritt jedoch bei 30 bis 60 Prozent aller Infizierten im Jugend- oder Erwachsenalter das Pfeiffersche Drüsenfieber auf.

Schätzungen zufolge tragen ungefähr 98 Prozent aller Menschen ab dem 40. Lebensjahr das Epstein-Barr-Virus in sich. Das Virus ist imstande, für den Rest des Lebens im Organismus des Menschen zu verbleiben.

Genau wie die anderen Herpesviren, kann es nach längerer Zeit wieder aktiv werden. Die meisten Menschen bemerken diese Reaktivierung jedoch nicht.

Bei Menschen, bei denen eine Immunsuppression aufgrund von Vorerkrankungen oder Organtransplantationen vorliegt, besteht das Risiko, dass sich der Erreger unkontrolliert vermehrt und eine Krebserkrankung hervorruft. So wird vermutet, dass das Epstein-Barr-Virus eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Lymphdrüsenkrebs und Lymphomen spielt.