Folgen von Kalziummangel und Kalziumüberschuss und dessen Behandlung

Kalzium zählt zu den wichtigsten Mineralstoffen. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss an dem Stoff hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

Von Jens Hirseland

Bei Kalzium handelt es sich um einen Mineralstoff, der den höchsten Mineralstoffanteil an der menschlichen Körpermasse aufweist. Dieser Anteil liegt bei rund zwei Prozent. Zu 99 Prozent ist das Kalzium in den Knochen und Zähnen zu finden.

Funktionen von Kalzium im Körper

Kalzium ist wichtig für verschiedene Körperfunktionen. So sorgt der Mineralstoff für den Aufbau und den Erhalt der Zähne und der Knochen. Außerdem spielt Kalzium eine Rolle bei der Funktion von

Auch für das Wachstum von Kindern ist es von größter Bedeutung. Darüber hinaus hat Kalzium die Eigenschaft, vernarbtes Gewebe wieder elastisch und weich zu machen.

Kalzium in Lebensmitteln

Bei erwachsenen Menschen beträgt der tägliche Bedarf an Kalzium 800-1200 Milligramm. Ein höherer Bedarf besteht bei Kindern und Senioren.

In den Körper gelangt der Mineralstoff über die Nahrung. Als besonders reich an Kalzium gelten/p>

Ebenfalls enthalten ist der Mineralstoff in

Normalerweise lässt sich der tägliche Kalziumbedarf über die Nahrungsaufnahme decken. Damit der Organismus jedoch in der Lage ist, das Kalzium aufzunehmen, wird Vitamin D benötigt. Vitamin D findet man wiederum in Lebensmitteln wie

Ebenfalls eine wichtige Rolle im Körper spielt das Verhältnis zwischen Kalzium und Magnesium, das bei 2:1 liegen sollte.

Kalziummangel

In der Medizin wird ein Mangel an Kalzium als Hypokalzämie bezeichnet. Ein Kalziummangel liegt vor, wenn die Kalziumwerte im Blutserum weniger als 2,3 Millimol je Liter betragen. Besteht der Kalziummangel längere Zeit, hat dies Auswirkungen auf den Organismus.

Da sich Knochen und Zähne entkalken, besteht die Gefahr, dass es schon durch geringfügige Belastungen zu Knochenfrakturen kommt. Weiterhin können sich die Knochen verformen, was wiederum Rückenbeschwerden und starke Schmerzen zur Folge hat.

Bemerkbar macht sich Kalziummangel häufig durch Beschwerden wie

Neben einer unzureichenden Zufuhr an Kalzium können auch Störungen bei der Kalziumaufnahme sowie eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse der Grund für eine Hypokalzämie sein. Um einen Kalziummangel zu beheben, muss der Mineralstoff dem Körper durch gezielte Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente zugeführt werden.

Kalziumüberschuss

Zu einem Übermaß an Kalzium (Hyperkalzämie) kommt es nur sehr selten, denn der Organismus scheidet überschüssige Mengen über den Stuhl aus. In manchen Fällen tritt jedoch aufgrund von bestimmten Krankheiten wie bösartigen Tumoren oder einer Überfunktion der Nebenschilddrüse trotzdem ein Kalziumüberschuss auf.

Auch die Einnahme von hohen Dosen an Vitamin D kann zu einer Hyperkalzämie führen. Um eine Hyperkalzämie handelt es sich, wenn die Kalziumwerte im Blutserum 2,6 Millimol je Liter übersteigen. Die Betroffenen leiden bei einem Kalziumüberschuss unter Beschwerden wie

Hält die Hyperkalzämie länger an, besteht die Gefahr, dass sich

bilden. Zur Behebung eines Kalziumüberschusses müssen die auslösenden Ursachen beseitigt werden.

Positive Auswirkungen einer überdurchschnittlich hohen Kalziumaufnahme

Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium ist wichtig für stabile Knochen und Zähne. Aktuelle Studien belegen aber noch einen weiteren Effekt: eine überdurchschnittlich hohe Kalziumaufnahme

Wie groß die Mengen sein müssen - und wann der Effekt umschlägt - zeigen mehrere große Untersuchungen. Bereits 2010 konnte eine Langzeitstudie des schwedischen Karolinska Institutet mit 23.366 erwachsenen Männern nachweisen, dass die hohe Aufnahme von Kalzium das Todesrisiko für kardiovaskuläre um fast ein Viertel (23 Prozent) reduzierte. Eine amerikanische Vergleichsstudie mit 34.486 Frauen jenseits der Menopause kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Wie hoch ist der Bedarf?

Der Kalziumbedarf für Männer ab 50 Jahren liegt bei rund 1000 mg pro Tag. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt diese Dosis. Frauen können aufgrund ihres steigenden Osteoporose-Risikos im Alter jedoch mehr Kalzium benötigen.

Nach der Menopause sollte die tägliche Zufuhr 1.200 mg betragen. Diese Menge lässt sich durch eine vielseitige Ernährung problemlos erreichen. Natürliche Quellen sind etwa grünes Gemüse oder Milchprodukte. Auch Tofu enthält reichlich Kalzium.

Milch, Joghurt und Hartkäse gelten als optimale Kalziumlieferanten, da sie den Mineralstoff in leicht verwertbarer Form zur Verfügung stellen. Im Gemüse ist Kalzium vielfach an Oxalsäure gebunden, was die Aufnahme in den Organismus erschwert. Die Fettsäuren in Milchprodukten können allerdings den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben können, so dass man fettarme Varianten bevorzugen sollte.

Tipp für Veganer: Auch Brot und Backwaren können den Bedarf decken. Zwar enthalten Getreideprodukte nur geringe Mengen Kalzium, der mengenmäßig höhere Konsum deckt jedoch den Bedarf.

Lediglich in Schwangerschaft oder Stillzeit sollten Veganerinnen mit ihrem Arzt besprechen, ob eine Supplementation sinnvoll ist. Auch Kinder in der Wachstumsphase benötigen eine erhöhte Zufuhr.

Vorsicht vor Überdosierung

Bei extrem hohen Dosierungen scheint Kalzium jedoch mehr zu schaden als zu nutzen. Speziell bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel mit mehr als 1000 mg pro Tag kann laut aktuellen Studien sogar das kardiovaskuläre Risiko steigen.

Mediziner raten deshalb von einer unkontrollierten Einnahme oder gar einer Massenmedikation mit Kalziumsupplementen ab, wie sie etwa in manchen Ländern für Frauen nach Menopause üblich ist. Überhöhte Dosierungen gehen mit mehr Nebenwirkungen einher, auch die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse steigt mit der massenhaften Einnahme von Kalzium.

  • Laut einer US-amerikanischen Studie mit knapp 390.000 Erwachsenen steigt die Rate der tödlichen Herz- und Hirninfarkte allerdings nur bei Männern.

Bei Frauen erhöhte Kalzium die Gefahr für Schlaganfall oder andere Gefäßverschlüsse selbst in hohen Dosierungen nicht. Die Women's Health Initiative Studie mit 36.000 Teilnehmerinnen kommt allerdings zu einem anderen Urteil: Eine Kalzium-Supplementation mit 1 Gramm pro Tag - zusätzlich zur Ernährung - erhöht die Rate an Herzinfarkten und Schlaganfällen um bis zu 22 Prozent. Statt Tabletten sollten deshalb bevorzugt kalziumreiche Lebensmittel auf den Tisch kommen.