Zum "Tag des Cholesterins": Streit um Leitlinien geht weiter

Von Nicole Freialdenhoven
20. Juni 2014

Seit in den USA Ende 2013 neue Leitlinien zur Reduktion des atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Risikos veröffentlicht wurden, tobt der Streit zwischen amerikanischen und europäischen Medizinern - und ein Ende ist nicht abzusehen.

In Europa wollen Ärzte nach wie vor an festen LDL-Zielwerten festhalten, d.h. ein Cholesterinspiegel unter 100 mg/dl für Hochrisikopatienten, bei denen noch keine Diabeteserkrankung vorliegt und ein Reduktion um 50 Prozent, idealerweise auf weniger als 70 mg/dl für Patienten, die bereits an Diabetes leiden.

USA setzen auf Risikoprofil, Europa setzt auf reale Werte

In den USA wollen sich die Mediziner dagegen konkret am Risikoprofil des jeweiligen Patienten orientieren und Medikamente entsprechend individueller verschreiben. Ein Algorithmus soll dabei Faktoren wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, Blutdruck, Raucherstatus, Cholesterinwerte, Diabetesdiagnose und bisherige Medikation analysieren und daraus eine Empfehlung für eine Statintherapie ableiten.

Kritiker befürchten, dass dies dazu führen könnte, dass Patienten auch ohne klinische Anzeichen für Artherosklerose und ohne Diabetesdiagnose schon bei einem LDL-Cholesterinwert von 70 mg/dl Statine verordnet bekämen, während andere aufgrund eines günstigen Risikoprofils trotz belegter LDL-Hypercholesterinanämie keine Statine bekämen.

Ein Ende der transatlantischen Meinungsverschiedenheiten scheint auch zum diesjährigen Tag des Cholesterins ausgeschlossen.