Licensing-Effect - Wer Vitamin-Tabletten schluckt neigt zu ungesundem Verhalten

Vitamin-Präparate machen noch lange nicht gesund

Von Frank Hertel
1. August 2011

Taiwanesischen Forschern ist es gelungen herauszufinden, warum immer mehr Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpillen verkauft werden und sich der Gesundheitsstatus der Bevölkerung auf breiter Front trotzdem nicht verbessert.

Studie mit Placebo-Vitamin-Pillen

Die Wissenschaftler der National Sun Yat-Sen Universität in Kaohsiung haben ihre Studie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Psychological Science" veröffentlicht. Sie haben mit 82 Teilnehmern zwei Tests durchgeführt. Alle Teilnehmer bekamen Placebo-Vitamin-Pillen, aber nur die Hälfte der Teilnehmer wusste, dass es sich um ein wirkungsloses Placebo handelte.

Im ersten Test durften sich die Probanden an einem reichhaltigen Buffet bedienen. 71 Prozent der Vitamin-Teilnehmer griffen zu ungesunden Produkten, nur 44 Prozent der Placebo-Teilnehmer taten das. Im zweiten Test bekamen alle Teilnehmer einen Schrittzähler, den sie nach einer Stunde auf dem Unigelände abgeben mussten. Eine Abgabestation war 600 Meter entfernt, die andere 1200 Meter.

68 Prozent der Vitamin-Probanden wählten zur Abgabe die nähere Station, aber nur 41 Prozent der Placebo-Probanden.

Die Wissenschaftler sprechen bei diesem Phänomen vom sogenannten "Licensing Effect". Viele Menschen glauben, dass sie sich hängen lassen können, weil sie eine Vitamin-Pille geschluckt haben. Dieser Effekt tritt auch in anderen Zusammenhängen, etwa bei moralischem Verhalten, häufig auf.