Anabolika (Anabole Steroide) im Sport

Zu den bekanntesten Dopingmitteln zählen Anabolika. Darunter versteht man anabole Steroide. Durch die Einnahme möchte man die Zunahme der Muskelmasse erhöhen, ohne dass dabei Körperfett eingelagert wird. Zu den typischen Sportarten, in denen dieses Mittel verbreitet ist, zählen Bodybuilding, Gewichtheben, Weitsprung und Sprinten. Lesen Sie über Wirkungsweise und mögliche Nebenwirkungen von Anabolika als Dopingmittel.

Von Jens Hirseland

Anabolika - Eine Definition

Mit Anabolika sind anabole Steroide gemeint. Bei den meisten anabolen Steroiden handelt es sich um Abkömmlinge von Testosteron.

Dieses männliche Sexualhormon wird auch in reiner Form zu den Anabolika gezählt. Eines der bekanntesten Dopingmittel ist Stanozolol; ebenso verbreitet sind Metandienon und Nandrolon.

Das erste Verbot, das gegen anabol androgene Steroidhormone ausgesprochen wurde, erfolgte 1976. Seither gelten sie als Gruppe der am verbreitetsten Dopingsubstanzen. Im Jahr 1984 folgte ein Verbot des körpereigenen Hormons Testosteron.

1993 kam es zu einer Unterteilung der Gruppe der anabolen Wirkstoffe. Neben den Anabolika gibt es auch noch andere anabole Substanzen, zu denen auch ß2-Agonisten gehören.

Schon seit langer Zeit werden anabole androgene Steroide von Sportlern und Bodybuildern zum Muskelaufbau verwendet. Das Internet hat es in den letzten Jahren erheblich erleichtert, diese Mittel bequem online zu bestellen.

Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) warnen vor den Folgen: Viele Menschen seien sich nicht im Klaren, dass die Einnahme von Anabolika schwere Nebenwirkungen mit sich bringt - und das Sexualleben nachhaltig leidet.

Tisch voll mit bunten Tabletten in Blistern und Pillengläschen
Tisch voll mit bunten Tabletten in Blistern und Pillengläschen

Vertrieb von Anabolika für Bodybuilder strafbar

Der Einsatz von Anabolika ist nicht auf Profis beschränkt. Die größten Umsätze machen die Hersteller mit Freizeitsportlern. Wenn die Leistungsverstärker auf der Liste der Nationalen Doping Agentur stehen, ist der Verkauf jedoch auch im Breitensport verboten.

Anabolika laut BGH-Urteil verbotene Substanz

beim Verbot wird auf das Arzneimittelgesetz und die vom Europarat bestätigte Liste verbotener Dopingmittel verwiesen. Substanzen, die in dieser Liste aufgeführt sind, gelten als Arzneimittel zu Dopingzwecken und dürfen im gesamten europäischen Raum nicht gehandelt werden.

Auch falsch deklarierte Mittel ohne Wirkstoff sind verboten

Parallel entschied der BGH, dass der Verkauf auch verboten ist, wenn die Präparate gar keine Steroide enthalten, so zum Beispiel in Fällen, in denen Händler über das Internet teure Ampullen ohne Wirkstoffe verkaufen - deklariert als Anabolika. Die Placebos gelten juristisch als falsch gekennzeichnete Arzneimittel und sind damit ebenfalls strafbar.

Wirkung und Einsatz von Anabolika

Bei anabolen Steroiden handelt es sich um eine synthetisch erzeugte Variante des Sexualhormons Testosteron, das normalerweise für die Stärkung des männlichen Körpers und die Bildung von Spermien zuständig ist. Wird Testosteron - auch in Form von Anabolika - von außen zugeführt, kehrt sich seine Wirkung oft ins Gegenteil um.

Durch eine äußere Zufuhr von Testosteron ist es möglich, ein Zunehmen der Muskelmasse ohne Einlagerung von Körperfett zu erreichen. Mitunter lässt sich das Körperfett sogar reduzieren.

Körper eines Bodybuilders auf weißem Hintergrund
Körper eines Bodybuilders auf weißem Hintergrund

ß2-Agonisten wurden 1993 als Dopingsubstanzen kategorisiert und verboten. Am bekanntesten ist in diesem Zusammenhang Clenbuterol. Dosiert man sie hoch, können sie für eine Stimulation der Proteinsynthese in den muskulären Zellen sorgen.

Anabolika sind besonders im Fitness- und Hochleistungssport verbreitet. So kommen sie vor allem

zum Einsatz.

Doch auch für Ausdauersportler sind Anabolika von Interesse, da sie die Regenerationsfähigkeit des Körpers verbessern. So kann der Sauerstoff innerhalb des Körpers besser transportiert werden, was vor allem bei intensiven Trainingseinheiten von Vorteil ist.

Anabolika in der Medizin

Zu medizinischen Zwecken verwendet man Anabolika bei Hormonstörungen. Kann der Körper bestimmte Hormone nicht mehr eigenständig herstellen, führt man sie ihm von außen zu. Die ß2-Agonisten setzt man in der Medizin bei Asthma ein.

Bereits Jugendliche nehmen Anabolika für einen schöneren Körper

Wenn von Anabolika und den Substanzen Testosteron und Clenbuterol die Rede war, so bezog sich dies fast ausschließlich auf den Leistungssportbereich. Man versprach sich davon mehr Muskelmasse, Gedanken um die Gesundheit machten sich nur wenige. Erschreckenderweise sind es jetzt nicht mehr so viel Leistungssportler, sondern vielmehr Jugendliche, die diese Substanzen schlucken.

Hauptmotiv ist der Wunsch nach gutem Aussehen und dem perfekten Körper. Dieser Trend zeigt sich auch bei den Zollfahndern.

Der Internethandel macht es den Konsumenten einfach; aus Fernost können diese Substanzen leicht bestellt werden. Dabei ist alles strafbar, was mit dem Import, dem Handel und der Einnahme von Anabolika zu tun hat.

Bekannte Risiken schrecken immer noch nicht genug ab. So kann der Konsum von Anabolika starke Nebenwirkungen wie Haarausfall, Akne oder Hautrisse nach sich ziehen. Werden die Mittel dauerhaft eingenommen, so können schlechte Blutwerte, ein verdickter Herzmuskel oder Zeugungsunfähigkeit die Folge sein. Verstärkte Aufklärung im Jugendbereich über die Folgen des Konsums wären für die Zukunft dringend angebracht.

Sportler sitzt neben Langhantel im Fitnessraum und macht sich einen Shake mit Pulver aus einem schwarzen Gefäß
Sportler sitzt neben Langhantel im Fitnessraum und macht sich einen Shake mit Pulver aus einem schwarzen Gefäß

Nebenwirkungen von Anabolika

Ein Nachteil von Anabolika ist, dass sie zahlreiche Nebenwirkungen aufweisen.

Nebenwirkungen bei Männern

So besteht bei Männern die Gefahr, dass sie sozusagen verweiblichen. Das heißt, dass bei einem zu hohen Testosteronvorkommen im Körper eine teilweise Umwandlung des Hormons in das weibliche Geschlechtshormon Östrogen erfolgt.

Dies kann wiederum zum Anwachsen der Brustdrüsen und sogar zur Bildung einer weiblichen Brust führen. Mediziner sprechen in solchen Fällen von Gynäkomastie. Zudem kann von einem erhöhten Brustkrebsrisiko gesprochen werden.

Darüber hinaus sinkt die Produktion der männlichen Spermien, was das Schrumpfen der Hoden zur Folge hat. Außerdem wird weniger körpereigenes Testosteron hergestellt.

Impotenz und Unfruchtbarkeit durch Anabolika und Gleitcremes

Die Einnahme von Anabolika kann zur Impotenz führen, wie eine Testreihe der amerikanischen Universität Connecticut besagt. Die Gefahr wird größer, je länger die Einnahme erfolgt, so die Aussage von Stanton Honig.

Bei 11 von den 15 Testpersonen wurden nur wenige Hormone im Blut gefunden, wobei bei neun Personen kein einziger Samen mehr vorhanden war. Aber auch zur Unfruchtbarkeit können Gleitcremes führen, weil einige von diesen die Spermien bewegungsunfähig machen, einfrieren oder die DNA der Samenzellen schädigen.

Nebenwirkungen bei Frauen

Auch für Frauen hat die Einnahme von Anabolika oft unangenehme Folgen. So kann es

  • zur Rückbildung der Brüste
  • zum Wachsen von Barthaaren und der Klitoris sowie
  • zur Bildung einer Glatze

kommen. Des Weiteren sind das Wachsen des Kehlkopfs und die Ausprägung einer tieferen Stimme im Bereich des Möglichen. Ebenso kann Unfruchtbarkeit eine mögliche Folge sein.

Ebenfalls zu den Nebenwirkungen von anabolen Steroiden gehören

Außerdem kommt es häufiger zu Bänder- und Sehnenverletzungen. Bei Jugendlichen kann es zu einem Wachstumsstillstand kommen.

Anabolika und die Langzeitfolgen

Kraftsportler, die anabole Steroide schlucken, laufen mit zunehmendem Alter Gefahr, an mentalen Problemen wie Depressionen oder Aggressionen zu leiden als vergleichbare Sportler, die auf die Einnahme von Anabolika verzichten. Dies ergab eine schwedische Studie, für die insgesamt 700 Männer befragt wurden, die zwischen 1960 und 1979 Sportarten wie Gewichtheben, Werfen oder Wrestling als Spitzensport betrieben hatten.

Ein Fünftel der Sportler bekannte sich zur Einnahme von Anabolika, um bessere Muskeln für ihre Sportart aufzubauen. Bei diesen zeigte sich, dass sie Jahre später häufiger therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen mussten als Sportler, die keine Anabolika eingenommen hatten.

Vor allem Depressionen, Konzentrationsprobleme und aggressives Verhalten mussten häufiger psychologische behandelt werden. Zudem stellte sich heraus, dass die gleiche Gruppe auch häufiger Drogen nahm als andere ehemalige Sportler.

Die genauen Zusammenhänge zwischen der Einnahme anaboler Steroide, dem erhöhten Drogenkonsum und den mentalen Problemen konnten die Forscher jedoch noch nicht klären. Anabolika sind dafür bekannt, auch zahlreiche körperliche Langzeitschäden wie Arteriosklerose, Thrombosen, Embolien und sogar Krebs auszulösen.

Nachweis von Anabolika

Anabolika sind als Dopingmittel nicht so leicht nachzuweisen, da sie im Körper auch auf natürliche Weise vorkommen. Ein weiterer erschwerender Umstand ist, dass sie schon innerhalb von 48 Stunden aus dem Organismus abgebaut werden.