Glutamin-Vergabe auf der Intensivstation: Prognose der Patienten verbessert sich nicht

Von Cornelia Scherpe
11. Februar 2014

Glutamin ist der Name einer Aminosäure, die vor allen Dingen von Ärzten auf der Intensivstation benutzt wird, um dortigen Patienten zu helfen. Wer auf der Intensivstation liegt, der ist schwer erkrankt und kämpft im Regelfall ums Leben.

Die Vergabe der Aminosäure soll helfen, den Kampf des Körpers zu unterstützen und damit die Prognose zu verbessern. Eine aktuelle Studie zeigt nun jedoch, dass Glutamin dem Menschen nur bedingt helfen kann und in zu hohen Dosierungen sogar die Überlebenschance verschlechtert.

Warnung vor leichtfertigem Einsatz von Glutamin

Forscher aus China haben eine Metaanalyse von bereits 17 vorliegenden Studien durchgeführt und warnen nun vor dem leichtfertigen Einsatz von Glutamin. Insgesamt konnten die Wissenschaftler die Daten von 3.383 Patienten auswerten, wobei einige Studien auf hochdosiertes Glutamin gesetzt hatten und andere Studien nur mit geringen Dosierungen gearbeitet hatten.

Den Forschern lagen auch die Ergebnisse von Placebogruppen vor, sodass es eine direkte Vergleichsmöglichkeit gab.

Das ernüchternde Ergebnis für niedrig dosiertes Glutamin: In einen allgemeinen Beobachtungszeitraum von sechs Monaten gibt es keine Unterschiede zwischen Glutamin-Gruppen und Kontrollgruppen. Eine Verbesserung der Überlebenschancen konnten die Forscher nicht festhalten.

Bei hochdosierten Glutamin (über 0,5 g/kg) verschlechterte sich die Prognose der Patienten sogar. Das Sterberisiko der auf diese Weise behandelten Patienten stieg um 18 Prozent. In der Kontrollgruppe waren 28,2 Prozent der Menschen verstorben und in der Glutamin-Gruppe 33,5 Prozent.

Die Forscher geben zu bedenken, dass dringend vor der eigentlichen Vergabe überprüft werden muss, wie viel Glutamin der Patient überhaupt im Körper hat. Dafür muss der Plasmaspiegel kontrolliert werden. Ist dieser bereits hoch genug, ist die zusätzliche Vergabe eher ein Risiko.

Einen positiven Aspekt der Vergabe konnten die Forscher allerdings festhalten: Unter Glutamin erkrankten weniger Patienten an den stetig präsenten Krankenhauskeimen. Dies ist allerdings kaum ein Trost, wenn die allgemeine Prognose sich dennoch nicht verbessert.