Partydroge Ketamin: Neues Heilmittel für Depressionen?

Ketamin soll in einer Studie als Antidepressivum für schwer depressive Menschen getestet werden

Von Nicole Freialdenhoven
9. Februar 2015

Ketamin gilt bislang als illegale Partydroge, die vor allem von jungen Menschen als bewusstseinserweiternde Substanz eingenommen wird. Doch nun könnte der Wirkstoff möglicherweise auch bei der Behandlung von schweren Depressionen zum Einsatz kommen: Versuche zeigten, dass schwer depressive Menschen, bei denen andere Therapien bereits versagt hatten, durch die intravenöse Zufuhr von Ketamin wieder auf positivere Gedanken kamen.

So wirkt Ketamin

Ketamin blockiert die Glutamat-Rezeptoren im Gehirn, wodurch der wichtigste Neurotransmitter ausgeschaltet wird. So können Nervenzellen und das zentrale Nervensystem nicht mehr auf normalem Weg miteinander kommunizieren.

Schon länger wird Ketamin in der Medizin als Narkosemittel eingesetzt, ist dort jedoch auch nicht unumstritten. So berichteten manche Patienten, dass sie nach dem Erwachen unter Wahnvorstellungen oder Halluzinationen gelitten hatten.

Ketamin als letzte Hilfsmöglichkeit

Auch der Einsatz als Antidepressivum ist umstritten. Befürworter sehen in Ketamin eine Chance, schwer suizidgefährdeten Menschen zu helfen, bei denen sich andere Therapien bereits als sinnlos erwiesen hätten. Die Gabe des Wirkstoffs sei dann immerhin noch besser als die bisherigen Behandlungsmethoden Elektroschock oder das Einpflanzen eines Neurochips im Gehirn. An der Berliner Charité soll Ketamin nun im Rahmen einer Studie an schwer depressiven Patienten getestet werden.