Mancher Mensch reagiert auf Knochenbrüche wie auf Infektionen - die Brüche heilen langsamer

Von Cornelia Scherpe
25. März 2013

Sobald der Körper mit einem feindlichen Mikroorganismus infiziert wird, reagiert das Immunsystem und schickt Zellen aus, um den Erreger zu bekämpfen. Deutsche Forscher haben in einer Studie nun etwas ganz erstaunliches festgestellt. Offenbar kommt es bei manchen nicht nur bei Infektion zu dieser Reaktion, sondern auch bei Frakturen. Bricht er sich einen Knochen, so reagieren die Abwehrkräfte wie auf einen Erreger.

Diese Erkenntnis konnte gewonnen werden, als an der Charité in Berlin der Frage nachgegangen wurde, weshalb bei manchen Menschen die Knochen langsamer als bei anderen heilen. Sie nahmen daher Blutproben von Freiwilligen, deren Knochen sich viel Zeit zu lassen schienen.

Die Analyse zeigte, dass sie viele spezielle T-Zellen in sich trugen. T-Zellen sind eigentlich aktive Kämpfer gegen Infektionen. Das Bild kam den Forschern daher auch alles andere als unbekannt vor, denn eine solche Immunaktivität sehen sie regelmäßig, wenn ein Körper gegen einen Infekt ankämpft.

Aktiv war die T-Zellenuntergruppe "CD8+". Sie besitzt bestimmte Rezeptoren und ist in der Lage, Zytokine im Kampf auszuschütten. Bei Zytokinen handelt es sich um eine Gruppe von Eiweißen. Die Berliner Forscher fanden klar den Zusammenhang zwischen der Zellaktivität und der verminderten Heilungsrate der Knochenbrüche. Je mehr der CD8+-Immunzellen ein Mensch in sich trug, desto langsamer heilten seine Brüche.

Auch die CD8+-Zellen kennen verschiedene Untergruppen. Bei den betroffenen Patienten waren vor allen Dingen die TEMRA-Zellen in hoher Zahl vorhanden und das ist eigentlich das Zeichen für ein altes Immunsystem. Die Studie zeigt, dass ein in die Jahre gekommenes Immunsystem zu Fehlern neigt und Knochenbrüche fälschlicherweise als Angriff von Erregern interpretiert. Es werde Zytokine freigesetzt, die dann die heilenden Knochenbruchstücke stören.