Forscher entschlüsseln die Entstehung von chronischen Unterschenkelgeschwüren

Eine geringe Konzentration von "Calprotectin" könnte in Zusammenhang mit den chronischen Wunden stehen

Von Cornelia Scherpe
18. November 2011

Chronische Unterschenkelgeschwüre werden vom Facharzt "chronische Ulzera" genannt. Dabei heilen Wunden im Bereich des Unterschenkels nicht normal ab, sondern bleiben entzündet und oft auch komplett offen.

Woran dies liegt, konnten Mediziner bisher nicht genau erklären. Nun wurde jedoch von Forschern ein Eiweiß entdeckt, das offenbar die Schuld trägt.

Menschen mit chronischen Wunden weisen weniger "Calprotectin" auf

In Dänemark untersuchte man das Wundsekret von 25 Patienten mit chronischer Ulzera. Man legte Wert darauf, dass die Teilnehmer ansonsten gesund waren, also nicht etwa Diabetes vorlag.

Man verglich die Ergebnisse mit dem Wundserum von Patienten, die eine akute Wunde hatten, die aber in einem normalen Heilungsprozess war. Man fand heraus, dass die Menschen mit chronischen Wunden weniger "Calprotectin" besaßen.

"Calprotectin" löst den Zelltod aus

Dieses Eiweiß ist der Medizin bekannt. Es bindet Kalzium und fördert so die Apoptose bei Zellen. Apoptose ist eine Art "Selbstmord" der Zellen. Der Prozess gehört ganz natürlich zum Stoffwechsel einer jeden Zelle. Wird der Prozess aktiviert, so kommt es zum Zelltod.

Dies wird unter normalen Umständen zum Beispiel nötig, wenn eine Zelle überaltert oder defekt ist. Das Eiweiß Calprotectin fördert die Apoptose, damit defekte Zellen bei Wunden neuen und gesunden "Platz machen". Da bei Patienten mit chronischen Unterschenkelgeschwüren offenbar deutlich weniger Calprotectin im Serum der Wunde ist, wäre dies ein Erklärungsansatz für die schlechte Heilung.