Verbrühungen - Ursachen, Symptome, Schweregrade und Behandlung

Als Verbrühungen bezeichnet man Verletzungen und Schädigungen der Haut und des Körpergewebes. Diese entstehen durch heiße Flüssigkeiten oder Dämpfe.

Von Jens Hirseland

Definition

Wenn die Haut in Kontakt mit sehr heißer oder kochender Flüssigkeit kommt, entstehen Verbrühungen. Dabei können die Oberfläche der Haut oder die Lederhaut geschädigt werden. Die Folge sind Rötungen und Schwellungen sowie in manchen Fällen auch die Bildung von Blasen.

Besonders Körperteile wie Arme, Beine oder der Rumpf werden von Verbrühungen in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem Kinder sind häufig von Verbrühungen betroffen, wenn sie mit kochendem Wasser eines Topfes oder eines Wasserkochers in Berührung kommen.

So können auch großflächige Verbrühungen die Folge sein. Ausschlaggebend für das Ausmaß einer Verbrühung ist die Menge an heißer Flüssigkeit, mit der der Betroffene in Berührung kommt.

Verbrühungen werden durch die starke Einwirkung von Wärme oder Hitze auf das Gewebe hervorgerufen. Durch den starken Temperaturanstieg kommt es zu einer Schädigung der Zellen. Sogar ein Zelltod ist möglich. Eingeteilt werden Verbrühungen in die Schweregrade 1 bis 4.

Ursachen

Verbrühungen entstehen durch eine Hitzeeinwirkung von mehr als 45 Grad Celsius. Der Großteil aller Verbrühungen passiert im Haushalt. Vor allem kleine Kinder werden häufig Opfer von Verbrühungen, wenn sie aus Neugier an den Herd gehen.

Ursache sind meist Töpfe mit kochendem Wasser oder Wasserkocher. Ebenso können heiße Tee- oder Kaffeekannen, die umgestoßen werden, der Grund sein. Auch heißer Wasserdampf kann Verbrühungen der Haut hervorrufen.

Besonders gefährlich ist heißes Fett, das noch höhere Temperaturen als kochendes Wasser erreicht. In manchen Fällen kann der Grund für eine Verbrühung auch zu heiß temperiertes Badewasser sein.

Verbrühungen im Mundraum können durch zu heißes Essen oder Trinken verursacht werden.

Verlauf

Der Verlauf bei einer Verbrühung hängt vom Ausmaß der Verletzung ab. Leichte Verbrühungen heilen nach kurzer Zeit wieder ab. Sind jedoch bei schweren Verbrühungen mehr als zehn Prozent der Haut geschädigt, ist dies eine schwere Belastung für den Organismus.

Mögliche Vorerkrankungen oder Infektionen können sich zudem negativ auf den Heilungsverlauf auswirken. Manchmal können auch Narben entstehen, die unter Umständen operativ entfernt werden müssen.

Symptome

Symptome bei einer Verbrühung 1. Grades sind Schmerzen und Rötungen der Haut. Weiterhin kann es zu Schwellungen kommen.

Die Rötungen entstehen durch eine vermehrte Durchblutung der Haut. Außerdem kommt es einer Schädigung der obersten Epidermisschicht.

Bei Verbrühungen 2. Grades kommt es, neben Schmerzen, Rötungen und Schwellungen, auch zur Bildung von Blasen. Entsteht eine Verbrühung 3. Grades, ist eine totale Zerstörung der Haut die Folge, was zu einer lederartigen Verdickung der Haut führt. Außerdem reagiert diese nicht mehr auf Berührungen und verfärbt sich weißlich bis bräunlich.

Im Falle einer Verbrühung 4. Grades werden neben den Schichten der Haut auch Gelenke, Sehnen, Muskeln und Knochen in Mitleidenschaft gezogen. Weiterhin kommt es zu einer Verkohlung und Schwarzfärbung der Haut.

Diagnose

Um bei der Diagnose einer Verbrühung deren Schweregrad abschätzen zu können, wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Der Arzt beurteilt dabei auch die Atmung, die Herz-Kreislauf-Funktion und die Bewusstseinslage der verbrühten Person. In manchen Fällen kann der Schweregrad einer Verbrühung erst nach einigen Tagen erkannt werden.

Behandlung

Es sollte ca eine Viertelstunde mit kühlem Wasser gekühlt werden
Es sollte ca eine Viertelstunde mit kühlem Wasser gekühlt werden

Bei leichten Verbrühungen, die nur kleine Hautstellen in Mitleidenschaft gezogen haben, genügt in der Regel die Kühlung der Verletzung. Dabei sollte, etwa eine Viertelstunde lang, kühles Wasser über die verbrühte Stelle laufen gelassen werden, bis die Schmerzen nachlassen. Von sehr kaltem Wasser oder dem Einsatz von Eiswürfeln wird abgeraten, da sonst zusätzlich zu der Verbrühung auch noch Erfrierungen entstehen können.

Für den Fall, dass die Haut lediglich gerötet ist und keine Blasen entstehen, kann auf das Anlegen eines Verbandes verzichtet werden. Die Verbrühung kann dann an der Luft ausheilen. Auch die Anwendung einer Brandsalbe ist hilfreich.

Behandlung von Brandblasen

Brandblasen dürfen nicht aufgestochen werden, da sonst die Gefahr besteht, dass Keime in die Wunde gelangen.

Bei stärkeren Verbrühungen sollte die betroffene Stelle steril abgedeckt werden. Anschließend ist ein Arzt aufzusuchen. In manchen Fällen ist auch nötig, den Rettungsdienst zu alarmieren.

Behandlung im Krankenhaus

Bei einer Behandlung im Krankenhaus werden dem Patienten Schmerzmittel verabreicht. Zudem erfolgt eine Kühlung der Brandwunde mit feuchten Tüchern.

In einigen Fällen werden Infusionslösungen gegeben, um den Verlust von Flüssigkeit auszugleichen. Bei sterilen Bedingungen erfolgt zudem eine gründliche Reinigung der Wunde.

Nachsorge

Wenn die Brandwunde verheilt ist, bedarf die Haut sorgfältiger Pflege mit Salben, damit sie geschmeidig bleibt. Sonneneinstrahlung sollte möglichst vermieden werden.

Vorbeugung

Damit Verbrühungen verhindert werden, sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Bei kleinen Kindern ist es ratsam, ein Sicherheitsgitter um den Herd anzubringen. Haushaltsgeräte wie ein Wasserkocher sind unbedingt außer Reichweite von kleinen Kindern aufzustellen.

Vor dem Füttern von Babys und Kleinkindern sollte stets die Temperatur der Speisen überprüft werden. Auch auf die Temperatur des Badewassers sollte man achten.

Besonders Kinder sind gefährdet, sich im Haushalt Verletzungen durch Verbrühung und Verbrennung zuzuziehen; hier gilt es, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen...

Brandverletzungen bei Kindern - der Haushalt als Gefahrenort

Kinder bis zu einem Lebensalter von fünf Jahren sind am meisten von Brandverletzungen betroffen. Dabei gilt vor allem der Haushalt als Gefahrenort, denn rund 80 Prozent der Unfälle mit Verbrennungen und Verbrühungen ereignen sich im häuslichen Umfeld.

Brände, Flüssigkeiten und Strom als Unfallursache

Die meisten Verbrennungen bei Kindern werden durch heiße Flüssigkeiten oder Wasserdampf verursacht, aber auch Brände, Strom, heiße Oberflächen oder starke Sonneneinstrahlung führen zu Brandverletzungen. Rund 7.000 Kinder werden pro Jahr aufgrund schwerer Verbrennungen oder Verbrühungen in einer Klinik behandelt.

Verbrennungen gehören zu den schmerzhaftesten Verletzungsarten. Schon Temperaturen ab 50 Grad können der Haut schweren Schaden zufügen. Neben Flüssigkeiten, Flammen und Strom gelten auch verschiedene Säuren als Verursacher.

Nach welchen Kriterien erfolgt die Einstufung zur Schwere der Verletzung?

Verbrennungen und Verbrühungen werden in drei Kategorien unterteilt, je nach Schweregrad der Verletzung. Allerdings ist das Ausmaß nicht immer gleich erkennbar, da die Symptome auch nach und nach eintreten können. Häufig ist eine Einstufung nach Schwere daher erst später möglich.

Besonders gefährlich sind großflächige Brandverletzungen, da sie häufig mit Schädigungen der Gefäße einhergehen. Die starken Schmerzen können in Verbindung mit hohen Verlusten an Flüssigkeit, die aus den Blutgefäßen ins Gewebe gelangt, einen Schock auslösen.

Kinder sind im Vergleich mit Erwachsenen besonders anfällig für einen lebensbedrohlichen Schock. Sind fünf Prozent der Körperoberfläche durch eine Verbrennung geschädigt, kann bereits das Kreislaufsystem zusammenbrechen. Dringen Keime in offene Brandwunden und breiten sich im Organismus aus, drohen zudem schwere Infektionen.

Die Schwere einer Brandverletzung lässt sich nach zwei Kriterien beurteilen:

  • Wie groß ist die Ausdehnung beziehungsweise wieviel der Körperoberfläche wurde geschädigt? Bei Säuglingen entspricht die Handflächengröße etwa einem Prozent der Körperoberfläche, bei Kindern entspricht eine Verletzung in Unterarmgröße etwa fünf Prozent der Hautoberfläche.
  • Welcher Grad der Verbrennung liegt vor? Es gibt Brandverletzungen ersten, zweiten und dritten Grades.
    • Bei Verbrennungen und Verbrühungen ersten Grades sind die Hautareale gerötet, es können zudem Schwellungen und starke Schmerzen auftreten.
    • Verbrennungen zweiten Grades gehen mit Rötungen, weißen Wundflächen, die oft nässen, sowie Blasenbildung einher.
    • Bei Verbrennungen dritten Grades sind die Hautbereiche bräunlich oder weißlich verfärbt, die Haut ist lederartig, geschwollen und trocken. Ist bereits Gewebe abgestorben, empfinden Betroffene keine Schmerzen in dem betroffenen Hautbereich, dafür verursachen die umliegenden Hautareale sehr starke Schmerzen.

Sofortmaßnahmen bei Brandverletzungen - was ist zu tun?

Verbrennungen und Verbrühungen kommen bei Kindern besonders häufig vor, da sie die Risiken noch nicht einschätzen können. Wenn sich ein Kind eine oberflächliche, leichte Verletzung durch eine Verbrennung zugezogen hat, helfen folgende Sofortmaßnahmen:

  • Umgehendes Kühlen des betroffenen Hautbereichs mit etwa 20 Grad warmem Leitungswasser
  • Keine Eiswürfel oder sehr kaltes Wasser verwenden, da die Gefahr von Gewebeschädigungen besteht
  • Auf kleinen Wundflächen kühlendes Gel für Brandverletzungen aus der Apotheke auftragen
  • Verletzung mit sterilen Wundauflagen oder Kompressen bedecken. Das richtige Verbandsmaterial gibt es ebenfalls in der Apotheke
  • Anschließend einen Arzt aufsuchen, denn Verbrennungen bei Babys oder Kleinkindern müssen grundsätzlich fachmännisch versorgt werden
  • Brandblasen aufgrund hoher Infektionsgefahr nicht öffnen, auch nicht mit Mehl bestreuen oder mit Butter bestreichen

Handelt es sich um eine großflächige Verletzung, muss umgehend der Notarzt verständigt werden.

  • Wunden in dem Fall nicht mit Wasser und Brandgel kühlen oder mit anderen Hausmitteln behandeln. Da verbrannte Haut ihre isolierenden Eigenschaften verliert, drohen bei Kontakt mit kaltem Wasser gefährliche Unterkühlungen
  • Bei Verbrühungen die Kleidung vorsichtig entfernen, bei Verbrennungen dagegen kann das Entfernen von Kleidungsstücken zu weiteren Schädigungen führen, da der Stoff sich meistens in die Wunde einbrennt
  • Wichtig ist, das verletzte Kind warm zu halten und zu beruhigen, bis der Rettungsdienst eintrifft

Vorsichtsmaßnahmen im Haushalt

Um Kinder vor Brandverletzungen und Verbrühungen zu schützen, helfen bestimmte Vorsichtmaßnahmen im Haushalt.

  • Tischdecken sollten nicht lang herunterhängen
  • Heiße Getränke immer weit genug vom Tischrand entfernt halten
  • Herum baumelnde Kabel von Wasserkochern oder Kaffeemaschinen stellen eine Gefahr dar, genauso wie nach vorne zeigende Topf- und Pfannengriffe
  • Vorsicht beim Babyfläschchen: Der Inhalt von in der Mikrowelle erhitzten Babyflaschen kann extrem heiß sein, obwohl sich die Flaschenoberfläche nur lauwarm anfühlt
  • Streichhölzer oder Feuerzeuge sollten niemals offen herumliegen, sondern konsequent aus der Reichweite von Kindern entfernt werden

Eltern, die im Falle einer Verbrennung oder Verbrühung richtig handeln wollen, können sich bei Ärzten oder Apothekern umfassend beraten lassen.

Wichtige Hinweise und Tipps zur Unfallverhütung und Erste Hilfe bei Brandverletzungen bietet die Broschüre "Aktion Paulinchen". Paulinchen ist eine Initiative für brandverletzte Kinder e.V. Nähere Infos und den Download der Informationsbroschüre finden Sie hier.