Kinder ertrinken schnell und leise - Eltern bemerken oft nichts

Im Gegensatz zu Erwachsenen strampeln und schreien Kinder nicht, wenn sie ertrinken, sondern gehen sofort leise unter

Von Dörte Rösler
22. Juni 2015

Jeden Sommer müssen die Medien von ertrunkenen Kindern berichten. Bei Kleinkindern ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache - oft stehen Erwachsene daneben, und merken gar nicht, was passiert.

Der Tod im Wasser kommt schnell und leise. In 85 Prozent der Fälle könnte er vermieden werden.

Fünf Zentimeter reichen

Kein Schreien, kein Zappeln - Kinder ertrinken anders als Erwachsene. Da ihr Kopf überproportional groß ist, verlieren speziell Kleinkinder oft das Gleichgewicht. Fallen sie kopfüber ins Planschbecken oder die Badewanne, löst das einen gefährlichen Reflex aus: die Stimmritze schließt sich, das Kind kann nicht mehr atmen.

Ist das Gesicht erst mal im Wasser, können Kinder nicht mehr aufstehen. Statt sich frei zu strampeln oder mit den Armen zu wedeln, gehen sie ganz still unter.

Oftmals kommt dabei gar kein Wasser in die Lungen - das Kind erstickt unter Wasser. Dazu reicht bereits ein Wasserstand von fünf Zentimetern. Nicht selten sterben Kindern daher in

die von Eltern gar nicht als Gefahrenquellen erkannt werden.

Ertrinken geht schnell und still

Erwachsene können sich eine Weile über Wasser halten, auch wenn sie Nichtschwimmer sind. Kleine Kinder gehen dagegen sofort unter.

Da die Stimmritzen schockartig verkrampfen, können sie auch nicht schreien. Statt auf verdächtige Geräusche zu achten, sollten Eltern deshalb aufmerksam werden, wenn ihr Kind plötzlich still wird.

Schwimmhilfen schützen nicht

Schwimmflügel und Schwimmring bieten nur eine trügerische Sicherheit. Denn gegen die Schockreaktion können auch sie nichts ausrichten.

Eltern sollten ihren Nachwuchs deshalb in der Nähe von Wasser immer im Auge behalten. Das gilt für

ebenso wie für

  • Wasserbehälter, wie man sie im Garten verwendet.

Unbekannte Gefahr: sekundäres Ertrinken

Ob Springen, Tauchen oder Rutschen - dass Kinder beim Baden Wasser schlucken, ist normal. Jedes Beinahe-Ertrinken kann jedoch tödliche Folgen haben. Gelangt die Flüssigkeit in die Lunge, können sich Ödeme bilden, die den Gasaustausch stören.

Im Extremfall entwickelt sich eine starke Entzündungsreaktion, die immer weniger Sauerstoff in die Blutbahn gelangen lässt. Selbst wenn das Kind sich anscheinend erholt hatte, kann es Stunden nach dem Einatmen des Wassers ertrinken. Bereits zwei Milligramm Wasser pro Kilo Körpergewicht sind gefährlich.

Falls Ihr Kind nach einer beschwerdefreien Phase wieder

  • verstärkt hustet,
  • schnell und flach atmet oder
  • blaue Lippen bekommt,

sollten Sie schnellstmöglich in die kinderärztliche Notaufnahme fahren. Wichtig: Dem Kind nicht auf den Rücken klopfen oder die Beine in die Höhe halten. Das Wasser lässt sich so nicht aus der Lunge holen. Die Prozedur verschlechtert nur die ohnehin prekäre Sauerstoffversorgung.