Seelische Belastung nach Verkehrsunfall unterschätzt: Mehr Hilfe für Trauma-Opfer gefordert

Von Nicole Freialdenhoven
28. August 2014

Nach schweren Verkehrsunfällen konzentriert sich die Medizin vor allem darauf, das Leben der Unfallopfer zu retten und körperliche Verletzungen zu heilen. Dass rund ein Viertel der Patienten auch unter psychischen Folgen wie Depressionen, Ängsten und der posttraumatischen Belastungsstörung leiden, wird dagegen viel zu selten beachtet, kritisieren Experten. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) fordert daher mehr Hilfe für diesen Personenkreis.

Handlungsbedarf

So sollten Mediziner und Pflegepersonal schon im Krankenhaus - lange ehe sich psychische Störungen bemerkbar machen - auf mögliche Risikofaktoren achten. Dazu gehört beispielsweise eine fehlende Familienanbindung oder eine vorausgehende psychische Erkrankung, die erneut aufflammen kann.

Die DGPPN kritisiert auch, dass Krankenhausaufenthalte aus Kostengründen immer weiter verkürzt werden, sodass psychische Probleme bis zur Entlassung gar nicht entdeckt werden können. Und selbst wenn später psychische Folgen diagnostiziert werden, dauert es häufig Monate, bis Kassenpatienten einen Therapieplatz bekommen.

Dabei hängt der Erfolg einer Therapie auch davon ab, wieviel Zeit seit dem Unfall und der Erkennung der Störung vergangen ist. Je mehr Zeit verstrichen ist, umso schwieriger ist es, sie erfolgreich zu therapieren.