Viele Schlangenbissopfer werden vom Gesundheitssystem nicht erfasst

Weil nur die wenigsten Opfer eines Schlangenbisses den Arzt aufsuchen, wird ihr Tod vom Gesundheitssystem nicht erfasst

Von Frank Hertel
7. Dezember 2011

Zur Zeit findet in Philadelphia die Jahrestagung der "Amerikanischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Hygiene" (ASTMH) statt. Dort sprach man auch über Schlangenbisse. David Warrel ist emeritierter Professor für Tropenmedizin an der Universität Oxford. Er sagte, dass Schlangenbisse von allen Tropenkrankheiten in ihrer Gefährlichkeit am meisten unterschätzt würden.

Offiziell sterben in Indien pro Jahr 2.000 Menschen an Schlangenbissen. Es gibt allerdings seriöse Schätzungen die von 46.000 Toten allein in Indien pro Jahr ausgehen. Die Hilfsorganisation WHO schätzt die Zahl der Toten durch Schlangenbisse weltweit auf 20.000 bis 94.000 ein.

Nur die wenigsten Opfer suchen ein Krankenhaus auf

Das Problem sei, dass nur die wenigsten Opfer in ein Krankenhaus gingen. Sie blieben in ihren Dörfern und das Gesundheitssystem würde ihren Todesgrund gar nicht erfassen, sagte Ulrich Kuch vom Frankfurter Forschungszentrum für Biodiversität und Klima.

Eine Studie in Bangladesh hätte gezeigt, dass nur drei Prozent aller Schlangenbissopfer eine Klinik aufsuchen. 86 Prozent gingen zu einem Wundheiler. Oft seien die Kliniken zu weit entfernt und das Gegengift schlicht zu teuer.

Sterblichkeit durch Schlangenbiss sinkt nach Einrichten eines Transportes für die Opfer

Kuch verwies auf eine Studie aus Nepal. Dort hatte man einen freiwilligen Motorradtransport für Schlangenbissopfer eingerichtet. Danach sei die Sterblichkeit nach Schlangenbissen von 10,5 auf 0,5 Prozent abgesunken, so Kuch.