Tödliche Schlangengefahr: 93 Millionen Menschen leben in Risikoregionen

Jährlich über 100.000 Todesfälle durch Schlangenbisse, weil Gegengifte häufig fehlen

Von Cornelia Scherpe
27. Juli 2018

Während hierzulande die meisten Menschen eine Schlange nur aus dem Fernsehen und von Zoobesuchen kennen, gibt es viele Regionen auf der Welt, wo Giftschlangen zum Todesbringer werden. Schätzungsweise 1,8 und bis zu 2,7 Millionen Angriffe auf Menschen sind es jedes Jahr und bis zu 138.000 Betroffene kommen dabei zu Tode.

Eine genaue Zahl können Mediziner jedoch nicht nennen, da viele Bisse in sehr abgelegenen Regionen geschehen und weder eine Vergiftung noch eine Todesfolge jedes Mal gemeldet werden. Die Weltgesundheits­organi­sation (WHO) sieht das bereits seit Längerem als Problem an, denn ohne ausreichende Dokumentation kann auch die Entwicklung von Gegengiften nur langsam vorangebracht werden. Bislang sind 279 Giftschlangenarten bekannt, doch nur für 119 davon gibt es ein Gegengift.

Eine Studie aus Seattle in den USA bringt nun die Erforschung ein Stück weit voran. Die Forscher bemühten sich, weltweit alle Regionen zu dokumentieren, in denen giftige Schlangen in der Wildnis lauern und für den Menschen zur Gefahr werden können. Man teilte die Tiere auch in verschiedene Kategorien ein, um die Häufigkeit und Gefährlichkeit der Bisse besser benennen zu können.

Afrika und Südasien besonders gefährlich

In der ersten Kategorie mit hochgiftigen Toxinen und häufiger Bissrate landeten Regionen aus West- und Südafrika, etwa Ghana und Kolumbien. Auch in Zentralafrika und Indien sind die gefährlichsten Giftschlangen beheimatet. In Westafrika gibt es zudem zwei Arten, für deren Toxine es bislang kein Gegengift gibt. In Bangladesch und Myanmar zählt man sogar drei dieser Schlangenarten.

Als extrem gefährlich gilt die Westafrikanische Sandrasselotter, die keine Scheu vor Menschen hat und daher auch in die Nähe der Behausungen kriecht. Der Versuch, ein Gegengift herzustellen, wurde abgebrochen, obwohl Schätzungen zufolge diese Schlangenart mehr Tode verursacht als alle anderen Giftschlangen in Afrika zusammen.

Nimmt man alle Risikogebiete zusammen, sind 93 Millionen Menschen in beständiger Gefahr. Da Gegengifte jedoch sehr aufwendig in der Herstellung sind und hohe Kosten verursachen, steht vor allem in armen Ländern die Entwicklung nicht weit oben auf der To-Do-Liste.