Merkmale verschiedener Giftschlangen und die Anwendung eines Gegengifts nach einem Schlangenbiss

Unter Giftschlangen versteht man Schlangen, die tödliche Gifte einsetzen. Kommt es zum Biss einer Giftschlange, kann der Einsatz eines Gegengiftes erforderlich sein.

Von Jens Hirseland

Bei rund zehn Prozent aller Schlangenarten handelt es sich um Giftschlangen. Diese Schlangen haben die Eigenschaft, Giftstoffe einzusetzen, wenn sie Beute jagen oder sich verteidigen. Durch den Biss einer Giftschlange kommt es zum Tod der Beute. Aber auch für Menschen besteht Lebensgefahr.

Merkmale von Giftschlangen

Typisch für Giftschlangen ist, dass sich ihre Giftzähne entweder im vorderen oder im hinteren Oberkiefer befinden. Nach einer gewissen Zeitspanne fallen die alten Giftzähne aus und werden durch sich nach vorne schiebende Zähne ersetzt. Die Bildung des Schlangengiftes erfolgt in den Oberlippendrüsen.

Bei einem Biss kommt es zum Einspritzen des Giftes in das Beutetier. Die Giftwirkung kann sowohl hämotoxisch (auf Blut und Gewebe wirkend) als auch neurotoxisch (auf das zentrale Nervensystem wirkend) sein.

  • Während hämotoxische Gifte das Gewebe und die Blutzellen angreifen,
  • schädigen neurotoxische Gifte die Atemfunktionen, wodurch es zum Tod durch Ersticken kommt.

Manche Giftschlangen, wie die Speikobra, sind auch in der Lage, ihr Gift zu verspritzen. Das Gift ist dann allerdings weniger gefährlich als bei einem Biss mit den Giftzähnen. Von einem trockenen Biss spricht man, wenn nach einem Schlangenbiss kein Gift austritt.

Arten von Giftschlangen

Bei Giftschlangen wird zwischen Giftnattern (Elapidae) und Vipern (Vipiridae) unterschieden.

Giftnattern

Zu den bekanntesten Giftnattern zählen vor allem

  • Kobras
  • Mambas und
  • Korallenottern.

Eine Unterfamilie der Giftnattern stellen die Seeschlangen (Hydrophiinae) dar.

Giftschlangen

Die Buschviper und grüne Otter gehören zu den Giftschlangen.

  • Grüne Giftschlange (Buschviper) mit aufgerissenem Mund

    © mgkuijpers - www.fotolia.de

  • Grüne Otter (Giftschlange) vor schwarzem Hintergrund

    © mgkuijpers - www.fotolia.de

Vipern

Vipern lassen sich in vier Unterfamilien einteilen. Dies sind

  • die echten Vipern, wie die in Europa vorkommenden Kreuzottern, Wiesenottern und Aspisvipern
  • die Grubenottern, zu denen unter anderem die amerikanische Klapperschlange und die afrikanische Krötenviper gehören
  • die Erdvipern sowie
  • die urtümlichen Vipern.

Die giftigsten Schlangen der Welt sind in Australien zu finden. So gilt der Inlandtaipan als giftigstes Reptil von allen. Aber auch die im Wasser lebenden Seeschlangen zählen zu den gefährlichsten Exemplaren.

Gegengifte

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisationen (WHO) werden Jahr für Jahr mehr als fünf Millionen Menschen Opfer von Schlangenbissen. Etwa 100.000 Menschen versterben daran. Darüber hinaus kommt es in vielen Fällen aufgrund von irreparablen Gewebeschäden zu Amputationen. Die meisten Opfer sind in Afrika und Asien zu verzeichnen.

Oftmals ist ein Gegengift die einzige Möglichkeit, nach einem Schlangenbiss wirksame Hilfe zu leisten. Zur Herstellung eines Antiserums wird einem Pferd eine nicht tödliche Dosis Schlangengift injiziert. Nach einigen Tagen ist es möglich, aus dem Blut des Pferdes Antikörper gegen das Schlangengift zu gewinnen, die man dann dem Opfer verabreicht.

Das Verfahren hat allerdings den Nachteil, dass es sehr aufwendig und kostspielig ist. Gerade in Ländern der Dritten Welt lassen sich daher die erforderlichen finanziellen Mittel oftmals nicht aufbringen. Zahlreiche Pharmaunternehmen haben in den letzten Jahren deshalb die Produktion von Gegengiften eingestellt.

Außerdem kann ein Serum stets nur gegen ein bestimmtes Schlangengift eingesetzt werden. Mittlerweile arbeiten Forscher jedoch an universellen Gegengiften.

Nebenwirkungen

Antiseren gegen Schlangenbisse weisen zahlreiche Nebenwirkungen auf. So können sie

hervorrufen. Bei rund 40 Prozent aller Patienten besteht die Gefahr von schweren allergischen Reaktionen, die bis zu einem tödlichen Schock reichen.

Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Schlangen und die Wirkung derer Gifte ein.

Mamba

Bei der Mamba (Dendroaspis) handelt es sich um eine baumkletternde Giftnatter. Übersetzt bedeutet der Begriff Mamba "Baumschlange". Sie zählt zu den gefährlichsten Giftschlangen der Welt.

Vorkommen und Arten

Mambas sind in Afrika beheimatet, wo sie versteckt in Erdbauten oder Steinhügeln leben. Zu ihren Beutetieren gehören

Man unterscheidet zwischen der Schwarzen Mamba (Dendroaspis polylepis) und der Grünen Mamba (Dendroaspis viridis). Beide Arten sind hochgiftig und gehören zu den schnellsten Schlangenarten.

Giftwirkung

Falls ihr Gefahr droht, ergreift die Mamba die Flucht. Sie gilt aber auch als sehr aggressiv und verspritzt ein tödlich wirkendes Gift, das die Atemmuskulatur ihres Opfers lähmt.

Typisch für Mambas ist, dass sie mehrere Male zubeißen. In dem hochwirksamen Gift der Mamba sind unterschiedliche Neurotoxine enthalten.

Für Menschen ist der Biss der Mamba ohne Gegengift meist tödlich. So genügt bereits eine Menge von 10 bis 20 Milligramm Gift für eine tödliche Dosis. Vor allem nach einem Biss in die Vene stehen nur wenige Minuten Zeit zur Verfügung, um das Opfer zu retten.

Kobra

Ebenfalls zur Gattung der Giftnattern gehört die Echte Kobra. In Asien und Afrika gibt es rund 20 verschiedene Kobraarten. Eines der auffälligsten Kennzeichen der Giftschlange ist ihr spreizbarer Nackenschild.

Merkmale

Im Durchschnitt werden Kobras rund 1,50 Meter lang; manche Arten erreichen aber auch eine Länge von 2,30 Metern. Durch ihre verlängerten Halsrippen sind die Giftschlangen besonders locker und flexibel. Im Halsbereich können sie ihre Nackenhaut zu einer Art Haube ausbreiten.

Bei einigen Exemplaren ist die Haut auffällig gezeichnet. Die tagaktiven Kobras leben auf dem Boden und nutzen hohle Bäume oder Bauten von Nagetieren als Verstecke. Auch in Siedlungen und Städten sind sie mitunter zu finden. Als Beute dienen ihnen

  • andere Schlangen
  • kleinere Säugetiere
  • Amphibien
  • Eidechsen und
  • Vögel.

In der Regel töten sie ihr Opfer mit einem Biss. Bei Gefahr ergreifen Kobras in der Regel die Flucht. Falls sie keinen Fluchtweg haben, heben sie typischerweise ihren Oberkörper an und spreizen den Hals, um eine Drohstellung einzunehmen.

Gift der Kobra

Beim Kobragift handelt es sich um ein starkes Neurotoxin, das unmittelbar auf das Zentralnervensystem wirkt. Dabei kommt es zur Lähmung des Atemzentrums und schließlich zum Herzstillstand.

Manche Kobraarten, wie die afrikanische Speikobra, vermögen ihr Gift dem Gegner direkt in die Augen zu spritzen, was brennende Schmerzen und Blindheit zur Folge haben kann. In dem Gift dieser Speikobras befinden sich zahlreiche gewebezerstörende Stoffe, was zu ausgedehnten Nekrosen führt.

Kobras stellen auch für den Menschen ein Risiko dar. So ist die Asiatische Kobra auf Sri Lanka für rund 30 Prozent aller tödlichen Schlangenbisse verantwortlich. In Birma liegt ihr Anteil bei fünf Prozent.

Mittlerweile sind jedoch mehrere wirkungsvolle Gegengifte verfügbar, sodass die Anzahl der Todesopfer durch Kobrabisse rückläufig ist. Für die Medizin ist das Kobragift von großem Interesse. So lässt sich das darin enthaltende Enzym Lecithinase wirkungsvoll gegen Viren verwenden.

Kreuzotter

Die Kreuzotter (Vipera berus) zählt zur Familie der Vipern. Sie ist die einzige Schlangenart, die sogar nördlich des Polarkreises lebt.

Merkmale

Im Durchschnitt haben Kreuzottern eine Länge zwischen 50 bis 70 Zentimetern. Manche Exemplare erreichen jedoch sogar eine Größe von 90 Zentimetern. Die Färbung der Schlange ist unterschiedlich. So kann sie unter anderem

  • schwarz
  • rotbraun
  • braun
  • silbergrau
  • hellgrau
  • dunkelgrau oder
  • gelb

sein. Als typisches Merkmal der Schlangenart gilt ein dunkles Band in Zickzack-Form auf dem Rücken in verschiedenen Varianten. Es gibt aber auch einfarbige Kreuzottern wie zum Beispiel die Kupferotter oder die Höllenotter.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet der Kreuzotter ist sehr groß und erstreckt sich von

Auch in Deutschland ist sie zu finden. Hierzulande lebt sie vor allem in Süddeutschland und den östlichen Mittelgebirgen. Aufgrund ihres erheblich bedrohten Bestandes wurde die Kreuzotter in Deutschland unter Naturschutz gestellt.

Zu den bevorzugten Lebensräumen der Kreuzotter gehören Habitate, die starke Tag- und Nachttemperaturschwankungen aufweisen und in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Im Gebirge ist die Viper in Höhen bis zu 3.000 Metern zu finden.

Als Beute dienen der Kreuzotter in erster Linie

  • Frösche
  • Eidechsen und
  • kleine Säugetiere wie Mäuse.

Ihre Beute erlegt die Schlange durch einen Biss, bei dem sie ihr Gift in den Körper ihres Opfers injiziert. Nach dem Tod des Beutetieres wird dieses dann vollständig verschluckt.

Gefahr für den Menschen

Menschen gehören nicht zum Beuteschema der Kreuzotter. In der Regel flieht die Schlange, wenn sie die Erschütterungen, die durch die Menschen beim Gehen ausgelöst werden, wahrnimmt. Zu Bissen auf Menschen kommt es sehr selten. Nur, wenn die Reptilien getreten oder angefasst werden oder sich bedroht fühlen, beißen sie zu.

Gefährlich sind ihre Bisse jedoch vorwiegend für Kinder und Senioren, da der Giftvorrat der Schlange zu gering ist. Mögliche Symptome eines Kreuzotterbisses sind

Auch Lähmungen sind im Bereich des Möglichen. Diese Symptome treten jedoch meist gar nicht auf, sodass die Betroffenen nur unter leichten Schmerzen leiden.

Behandlung

Kommt es doch einmal zu einem Kreuzotterbiss, darf man die Bisswunde nicht aussaugen. Außerdem sollten der betroffene Körperteil ruhiggestellt und ein Arzt aufgesucht werden. Ob die Gabe eines Gegengifts erforderlich ist, muss der behandelnde Arzt entscheiden.

Da die Nebenwirkungen des Antiserums die Wirkung des Giftes meist übersteigen, beschränken sich die meisten Ärzte darauf, Mittel zur Kreislaufstärkung zu verabreichen. Leidet der Gebissene jedoch bereits unter Herz-Kreislauferkrankungen, wird das Gegengift verabreicht. Bisse durch Kreuzottern kommen zwar nur selten vor, dennoch steht das entsprechende Antiserum in Deutschland in ausreichender Menge zur Verfügung.

Klapperschlange

Die Klapperschlangen zählen zu den Grubenottern. Es gibt unterschiedliche Arten von Klapperschlangen wie zum Beispiel

  • die Texas-Klapperschlange
  • die Diamant-Klapperschlange oder
  • die grüne Mojave-Klapperschlange.

Insgesamt sind 29 verschiedene Arten bekannt, deren natürlicher Lebensraum sich auf den amerikanischen Kontinent beschränkt.

Merkmale

Größte Klapperschlangenart ist die Diamant-Klapperschlange, die eine Durchschnittslänge zwischen 1,20 und 1,40 Meter erreicht. Einige Arten werden dagegen nur maximal 50 Zentimeter groß, wie zum Beispiel die Zwergklapperschlange.

Ein typisches Merkmal von Klapperschlangen ist ihre Schwanzrassel, die sich beim Vibrieren wie eine Klapper anhört. Diesem Geräusch verdankt die Klapperschlange auch ihren Namen.

Vorkommen

Klapperschlangen finden sich auf dem amerikanischen Kontinent vom nördlichen Kanada bis ins südliche Argentinien. Die meisten Arten sind allerdings in Mexiko beheimatet. So findet man dort insgesamt 24 verschiedene Arten. Besonders verbreitet ist die Schauer-Klapperschlange.

Sämtliche Arten haben miteinander gemeinsam, dass sie landlebende Bodenbewohner sind und meist in trockenen, warmen Regionen wie Wüsten oder Steppen leben. Zum Speiseplan der Reptilien gehören

  • Streifenhörnchen
  • Mäuse
  • Ratten
  • Kaninchen und
  • Präriehunde.

Gift der Klapperschlange

Das Gift der Klapperschlangen wirkt hämotoxisch. Das bedeutet, dass das Gift die Blutzellen und deren umliegendes Gewebe zerstört. So kommt es durch die Hämotoxine zu

Manche Exemplare wie die Mojave-Klapperschlange sind in der Lage, auch neurotoxische Komponenten herzustellen.

Gefahr für den Menschen

Keine Schlangenart fügt Menschen in Nordamerika so häufig Bisse zu, wie die Klapperschlange. Besonders betroffene Bundesstaaten sind

  • Texas
  • North Carolina
  • Georgia
  • Arkansas
  • Mississippi und
  • West Virginia.

Allerdings ist die Bissquote rückläufig, da die Anzahl der Klapperschlangen in den letzten Jahren fast überall abgenommen hat. Potentiell tödlich für den Menschen sind nur die Gifte von einigen wenigen Klapperschlangenarten. Dazu gehören vor allem

  • die Texas-Klapperschlange
  • die Diamant-Klapperschlange
  • die Schauer-Klapperschlange und
  • die Mojave-Klapperschlange.

Da jedoch ausreichend Gegengifte zur Verfügung stehen, die sich spezifisch einsetzen lassen, kommt es nur noch sehr selten zu Todesfällen durch Klapperschlangenbisse.