Ultraschallanwendung heilt Knochenbrüche offenbar nicht schneller

Studie zur LIPUS-Behandlung wird wegen mangelnder Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen

Von Cornelia Scherpe
7. November 2016

Wer eine Fraktur erlitten hat, muss je nach Art des Bruch verschiedene Therapien mitmachen. Der klassische Gipsverband steht neben Operationen ganz oben auf der Liste. Seit einigen Jahren gibt es auch eine Zusatzbehandlung, die den Heilungsprozess beschleunigen soll: die gezielte Anwendung von Ultraschall. Eine aktuelle Studie zieht jedoch ein ernüchterndes Resümee.

Studie zur LIPUS-Behandlung

Die Behandlung wird als LIPUS abgekürzt, was für die englische Beschreibung "Low Intensity Pulsed Ultrasound" steht. Es handelt sich übersetzt also um niedrig-intensiven, gepulsten Ultraschall. Das Gerät wird nahe der Fraktur aufgestellt und soll täglich für rund 20 Minuten auf den gebrochenen Knochen wirken. Dieser Therapie unterzogen sich auch 501 Patienten mit Schienbeinbruch für eine US-Studie.

Die Teilnehmer erhielten ein LIPUS-Gerät für die tägliche Anwendung daheim. Der Arzt führte sie genau in die Anwendung ein und diese sollte über Monate verfolgt werden. Allerdings war nur bei jedem zweiten Patienten das Gerät wirklich intakt und gab Ultraschallwellen ab. Um einen Placeboeffekt zu verhindern, wussten weder die Patienten noch Ärzte, wer ein funktionierendes und wer ein kaputtes Gerät für die Heimanwendung bekam.

Ernüchterndes Ergebnis mit Restzweifel

Die Studie wurde wegen mangelnder Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen. Die abschließende Auswertung zeigt schlicht keinerlei Vorteil für die Ultraschallanwendung:

  • Es beschleunigte sich weder die messbare Knochenheilung,
  • noch ging es den Patienten subjektiv schneller besser.

Fakt war außerdem, dass nach einem Jahr die Fraktur bei allen Teilnehmern ähnlich gut verheilt war und sie wieder normal in Beruf und Alltag integriert waren. Allerdings zeigte sich auch, dass 27 Prozent der Patienten die tägliche Anwendung nicht konsequent durchgeführt hatten.

Alle Geräte besaßen eine versteckte Funktion, die aufzeichnete, ob der Ultraschall auch benutzt wird. Nur 73 Prozent der Patienten hatten sich an die Vorgaben vom Arzt gehalten. Damit bleibt zumindest ein Restzweifel, ob bei konsequenter Anwendung nicht doch die Heilung eines Knochens beschleunigt wird.