Genesung nach einer Gehirnerschütterung: Mädchen brauchen länger

Wie schnell sich das Gehirn von einem Schädel-Hirn-Trauma erholt, hängt offenbar auch von der Persönlichkeit ab

Von Cornelia Scherpe
29. Dezember 2017

Bei einem Schädel-Hirn-Trauma stößt das weiche Hirngewebe von Innen an den Schädelknochen und wird dabei verletzt. Je nach Schwere einer solchen Gehirnerschütterung müssen Betroffene einige Zeit für absolute Ruhe sorgen und dürfen weder Arbeiten noch zur Schule gehen, oder auch nur auf dem Sofa Lesen, Fernsehen oder am PC sitzen. Der Heilungsprozess wird zudem oft begleitet von Kopfschmerzen und Übelkeit, depressiver Verstimmung und Angst.

Genesung verläuft bei Jungen und Mädchen nicht gleich

Forscher haben nun herausgefunden, dass weibliche und männliche Gehirne offenbar im Durchschnitt eine unterschiedliche Genesungszeit benötigen.

Untersucht wurden dafür die Daten von 102 Sportlerinnen und 110 Sportlern. Alle waren zwischen elf Jahren und 18 Jahren alt und erlebten durch Sportunfälle bereits in diesen jungen Jahren eine Gehirnerschütterung. Die Kinder und Jugendlichen wurden medizinisch eingehend betreut, sodass man die Zeit der Genesung ermitteln konnte.

Bei den Jungen betrug die Genesungszeit elf Tage, bei den Mädchen hingegen mit 28 Tagen fast dreimal so viel. Eine Untersuchung nach drei Wochen zeigte deutlich den unterschiedlichen Stand: 75 Prozent der Teilnehmer waren symptomfrei, bei den Teilnehmerinnen waren es nur 42 Prozent.

Persönlichkeit wirkt sich vermutlich auf die Heilung aus

Wie genau diese starke Abweichung zwischen den Geschlechtern entsteht, kann die Studie allein durch Beobachtung nicht sagen. Die Forscher gehen aber davon aus, dass auch die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen viel mit der Heilungsgeschwindigkeit zu tun hat.

Wer beispielsweise zu Ängsten und dunklen Gedanken neigt, sich selbst unter Leistungsdruck setzt und enorm gestresst ist, wenn die eigenen Ziele nicht erreicht werden, zeigt ähnliche Symptome wie bei einer Gehirnerschütterung. Häufig sind davon eher Mädchen und Frauen betroffen, die dann mit Beschwerden wie Migräne und depressiven Phasen leben. Eine physische Verletzung des Gehirns kann den Hang zu diesen Problemen verstärken, was die Genesung umgekehrt insgesamt verlangsamt.