Kontaktsport und Gehirnerschütterungen: neuer Bluttest will die Schädigungen nachweisen

Durch verbesserte Diagnose von Kopfverletzungen wollen Sportärzte genauere Erholungszeit angeben

Von Cornelia Scherpe
25. Januar 2017

In vielen Sportarten mit vollem Körpereinsatz sind Kopfverletzungen ein wichtiges Thema. Beim Boxen, Fußball oder Eishockey sind Zusammenstöße mit anderen Menschen und Sportequipment sowie Stürze an der Tagesordnung.

Treffen Gegner, Schläger oder Bälle den Kopf, stellt sich schnell eine Gehirnerschütterung ein. Schon länger wird darüber diskutiert, wie man die Möglichkeiten der Diagnose verbessern kann, damit Sportärzte einen genauen Zeitrahmen zur Erholung festlegen können. US-Forscher präsentieren nun eine mögliche Antwort: ein Bluttest auf Tau-Proteine.

Für die Erhaltung der Stabilität in den Nervenzellen

Tau-Proteine werden nicht nur bei Alzheimer und Parkinson vermehrt gebildet; sie sind auch die unmittelbare Reaktion des Gehirns auf Gewalteinwirkung. Bei Stößen oder Schlägen am Kopf wird das empfindliche Organ zu heftig in Bewegung versetzt.

Damit das Gerüst aus Nervenzellen seine Stabilität bewahren kann, werden die Tau-Proteine freigesetzt. Sie halten die so genannten Mikrotubuli in einer gesunden Balance und damit das Zellgerüst stabil.

Studien haben gezeigt, dass die Tau-Proteine nicht nur im Gehirn selbst auftreten, sondern in geringen Mengen auch in die Blutbahn übergehen. Der Bluttest soll sie nachweisen und damit Auskunft über eine vorhandene Gehirnerschütterung geben.

Für einen ersten Praxistest analysierte man Blutproben von insgesamt 653 Studenten in den USA. 21 betrieben keinen Kontaktsport, die anderen 632 waren als Basketballer, Fußballer, Hockey-Spieler oder im American Football und Lacrosse aktiv.

Leicht erhöhte Werte bei Sportlern

Der direkte Vergleich aller Blutanalysen zeigte bereits vor Beginn einer Saison klare Unterschiede zwischen den Spielern und Studenten ohne Kontaktsport. Die Tau-Proteine waren bei den Sportlern insgesamt leicht erhöht, was für kleinere Gehirnerschütterungen beim regelmäßigen Training spricht. Die Werte stiegen allerdings noch deutlich mehr, wenn eine akute Verletzung beim Spiel auftrat.

Insgesamt erlebten 43 Teilnehmer während der Saison einen Sportunfall, bei dem die Mediziner die Diagnose Gehirnerschütterung stellten. Man entnahm diesen Patienten nach sechs, 24 und 72 Stunden je eine Blutprobe und ermittelte die Tau-Proteine.

Bei vielen kam es wie erwartet zu einem deutlichen Anstieg der Werte, allerdings nicht bei allen. Das führen die Forscher allerdings auf die erzwungene Ruhephase bis zu den Blutproben zurück. Wie zuverlässig der Test im Sportalltag ist, müssen jedoch weitere Studien vertiefen.