Hydrogel verschließt Verletzungen im Auge wie ein flüssiges Pflaster

Zur Erstversorgung von akuten Augenverletzungen wurde für das US-Militär ein spezielles Augengel entwickelt

Von Cornelia Scherpe
3. Januar 2018

Bei Verletzungen, die sprichwörtlich ins Auge gehen und das empfindliche Gewebe verletzen, ist eine schnelle Reaktion gefragt. Wird die Wunde nicht zeitnah versorgt, kann die Sehkraft rapide und dauerhaft abnehmen. Fälle dieser Art treten immer wieder im Militär auf, wenn Sprengstoff explodiert und Kleinteile in die Augen fliegen. Diese akuten Augenverletzungen können aber selten im Krisengebiet selbst versorgt werden und die Betroffenen müssen warten, bis ein Transport ins nächste Krankenhaus erfolgt. Da dies viele Stunden oder gar Tage dauern kann, bat das US-Militär Wissenschaftler des Landes um die Entwicklung eines neuen Hilfsmittels.

Flüssiges Pflaster für das Auge

Die Wissenschaftler aus den USA experimentierten mit verschiedenen Wirkstoffen und stellten nun ein Gel auf Hydrobasis vor. Es wird wie klassische Augentropfen verwendet und direkt in das verletzte Auge gegeben.

Das Besondere: Solange niedrige Temperaturen vorherrschen, ist das Mittel flüssig und kann in einer Ampulle transportiert werden. Gelangt es jedoch ins Auge und wird daher auf Körpertemperatur erwärmt, verändert es seinen Zustand hin zu einem Gel. Dieses Gel basiert auf einem medizinischen Klebstoff, wie er in der Augenmedizin bereits genutzt wird. Er trägt den Namen PNIPAM und kommt bei Retina-Prothesen zum Einsatz. Als Hydrogel wirkt er wie ein flüssiges Pflaster und sorgt für einen temporären Wundverschluss. Obwohl dieser sehr effektiv ist, kann er problemlos mit Wasser wieder entfernt werden.

Für mobile Militäreinheiten bedeutet das künftig, dass sie das Hydrogel vorsorglich mit sich tragen können. Es wird in einer speziellen Spritze samt Kühleinheit aufbewahrt, damit es flüssig bleibt. Bei Bedarf wird es wie Augentropfen angewandt und verschafft dem verletzten Auge kostbare Zeit. In ersten Pionierversuchen konnte es bereits auf die Praxistauglichkeit hin geprüft werden.