Krebsvorsorgeuntersuchungen laut Medizinprüfer oft überflüssig

Von der Kasse nicht bezahlte Früherkennungsuntersuchungen sind verzichtbar

Von Frank Hertel
24. Januar 2011

Der Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Jürgen Windeler, gilt als Deutschlands oberster Medizinprüfer. Seine Aufgabe ist es auch, auf Dinge hinzuweisen, die keinen großen Sinn machen. Und das hat er vor kurzem in aller Deutlichkeit getan.

Er sagte: "Das Ansehen von Krebsvorsorgeuntersuchungen ist viel höher als ihr eigentlicher Nutzen." Alle Füherkennungsuntersuchungen, die von der Krankenkasse nicht bezahlt werden, seien verzichtbar.

Gesunde Menschen brauchen keinen so häufigen Check

Hautkrebsscreening und Prostatakrebsvorsorge seien stark überebewertet, was ihren Nutzen angeht. Selbst den Vorsorge-Check, den die Kassen alle zwei Jahre für Menschen über 35 bezahlen und auch empfehlen, sieht Windeler kritisch. Der Mensch sei kein Auto, dass immer wieder zum TÜV müsse. Es sei ihm unverständlich, wie ein Mensch, der sich gesund fühlt, beim Arzt danach fragen kann, ob er auch wirklich gesund sei.

Der Chef der AOK Rheinland, Winfried Jacobs, möchte am Gesundheits-TÜV allerdings auch weiterhin festhalten, ansonsten sei er für Reformen offen. Die Krebsvorsorge für Frauen kostet die Kassen pro Jahr 770 Millionen Euro. Für die Männer macht sie 190 Millionen Euro pro Jahr aus. Den zweijährigen Check absolvieren in der Altersgruppe zwischen 40 und 54 Jahren 40 Prozent aller Männer und etwa 75 Prozent aller Frauen.

Wunsch nach Vorsorgeuntersuchungen wächst

Jede zweite Frau über 50 Jahren lässt sich mit Mammographie auf Brustkrebs testen. Der Wunsch nach Früherkennungsuntersuchungen ist in der Bevölkerung in letzter Zeit stark gewachsen. Immer mehr Menschen lassen sich regelmäßig untersuchen. Jürgen Windeler bezweifelt allerdings, dass das in jedem Fall auch wirklich Sinn macht.